Frischer Wind bei Sauber
Das Sauber-Formel-1-Team hat im Zürcher Oberland seinen hauseigenen topmodernen Windkanal präsentiert.
Das 70 Millionen Franken teure Objekt soll in Zukunft für schnellere Sauber-Boliden sorgen und dient gleichzeitig als Marketinginstrument.
Nach 23-monatiger Bauzeit hat Peter Sauber, Chef des einzigen Formel-1-Teams der Schweiz, am Firmensitz in Hinwil seinen neuen Windkanal präsentiert. Das 70 Mio. Franken teure Objekt ist weit und breit das modernste und grösste seiner Art.
Nun wird der Windkanal kalibriert (feineingestellt), Mitte Februar soll er betriebsbereit sein. Er wird dann Aufschluss über die aeodynamische Effizienz des schon nahezu fertiggestellten Rennwagens C23 liefern und allfällige Retuschen ermöglichen. Im Mai beginnt bereits der Countdown für den Bau des C24 für die Saison 2005, der dann vollständig auf Erkenntnissen aus der eigenen Anlage beruhen wird.
Multifunktionale Nutzung
Das vierstöckige Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe des Stammhauses. Es ist 65m lang, 50m breit und 17m hoch. Das Bauvolumen beträgt 63’000m3.
Dem Projekt lag eine multifunktionale Nutzung zu Grunde. «Die Anlage soll nicht zwingend an unser Formel-1-Engagement gebunden sein», sagte Peter Sauber. «Sie dient uns als Werkzeug und zugleich als Marketing-Instrument.»
Kernstück ist die riesige, durch eine Glaswand einsehbare Windkanal-Halle mit den dazu gehörenden Arbeitsräumen. Der äusserlich schlichte, im Innern ebenso gediegen wie grosszügig ausstaffierte Bau bietet zudem in einem Teil des Erdgeschosses und auf der Galerie in der 1. Etage auch reichlich von Tageslicht durchfluteten Raum für Veranstaltungen.
Die zwei Stockwerke sind so konzipiert, dass die Infrastruktur künftig von zwei Teams gleichzeitig benutzt werden können. Weiter werden hier Kundenevents, Seminare und Ausstellungen stattfinden. Ausserdem zeigt das angegliederte Museum eine repräsentative Auswahl von Rennwagen, die in den vergangenen 33 Jahren bei Sauber gebaut wurden.
«Der neue Windkanal ist seinem Gesamtkonzept einzigartig. Er ist der sichtbare Beweis dafür, dass es unser oberstes Ziel ist, die Wettbewerbsfähigkeit des Teams weiter zu verbessern und die Attraktivität des Standortes Hinwil langfristig zu sichern.»
Konkurrenzfähige Anlage
In Sachen Technik braucht Saubers Windkanal keinen Vergleich mit den Anlagen der übrigen Formel-1-Teams zu scheuen. Die als geschlossener Kreislauf konzipierte Stahlröhre mit einem maximalen Durchmesser von 9,4m ist 141m lang und wiegt inklusive Ventilatorgehäuse 480 Tonnen.
Der Ventilator alleine ist 66t schwer, nimmt bei Vollast 3000 kW auf und ermöglicht Windgeschwindigkeiten bis zu 300 km/h. Als «rollende Strasse» dient ein Stahlband, das ebenfalls bis 300km/h beschleunigt werden kann.
Auf der 15m2 grossen Messplattform lassen sich Rennwagen-Modelle, aber auch Strassenfahrzeuge bis zur Grösse eines Vans dem Wind aussetzen. Damit die Objekte nicht nur frontal, sondern auch seitlich bis zu einem Winkel von 10 Grad angeströmt werden können, ist die Plattform drehbar.
Deren ungewöhnliche Länge erlaubt auch die Simulation von Luftverwirbelungen und des Windschattenfahrens, indem zwei 60-Prozent-Modelle hintereinander positioniert werden.
swissinfo und Agenturen
Die neue Windkanal-Anlage hat ein Bauvolumen von 63’000m3
Die Leistungsaufnahme bei Volllast beträgt 3000 kW
Neben Formel-1-Rennwagen kann die Anlage auch für Serien-Automobile genutzt werden.
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