Für einmal lacht der Flughafen Genf
Zürich kam mit einem blauen Auge davon, Basel meldet fast einen Fünftel weniger Passagiere. Einzig Genf konnte 2003 zulegen.
Damit scheinen Zürich und Basel die Zeche für die Probleme der Schweizer Fluggesellschaft Swiss zu bezahlen. Im Jahr 1996 hatte sich die damalige Swissair aus Genf zurückgezogen.
Ein Aufschrei ging damals durch die französischsprachige Schweiz. Einmal mehr, so der Vorwurf nach dem Rückzug der Swissair, lasse die Deutschschweiz die Romandie links liegen.
Heute lacht Genf, denn von den drei grossen Schweizer Flughäfen ist derjenige in der französischsprachigen Schweiz der einzige, der 2003 seine Passagierzahlen deutlich steigern konnte.
Die Zahl der Passagiere in Genf erreichte mit über 8 Millionen einen neuen Rekordwert. Dies obwohl die Flugbewegungen leicht zurück gingen.
Nicht von einer Gesellschaft abhängig
Für Jean-Pierre Jobin, den Direktor des Genfer Flughafens, zeigt sich nun, dass es gefährlich sein kann, wenn ein Flughafen schwergewichtig von einer Fluglinie abhängig ist.
«Das geht gut, wenn es der Fluglinie auch gut geht. Es kann aber ins Auge gehen, wenn – wie nun bei Swissair und Swiss – die Geschäfte schlechter laufen», sagt Jobin gegenüber swissinfo.
«Basel und Zürich haben zudem 30% reine Transferpassagiere, während Genf nur rund 3% davon hat.» Wer nach Genf fliegt, bleibt in der Regel in der Gegend. Das belebt auch die Wirtschaft im Grossraum Genf.
Rund 30% des Flugaufkommens entfallen in Genf auf den britischen Billigflieger EasyJet. Trotzdem sei Genf nicht von dieser Gesellschaft abhängig. «Klar ist EasyJet eine wichtige Gesellschaft für Genf», aber in die restlichen 70% des Flugverkehrs würden sich auf zahlreiche andere Gesellschaften verteilen, sagt Jobin.
Der Genfer Flughafendirektor findet übrigens nicht, dass drei grosse Flughäfen für die flächenmässig kleine Schweiz zu viel seien. «Wenn sie gut bewirtschaftet werden, hat es für Genf, Basel und Zürich Platz».
Air France bald vor Swiss
Weniger gut als Genf erging es im letzten Jahr Basel. 2003 sei ein schlechtes Jahr für den EuroAirport Basel-Mulhouse gewesen, hatte EAP-Verwaltungsrats-Präsident Maurice Amiel am Mittwoch in Basel erklärt.
Mit der seit 2001 andauernden Krise der Luftfahrt sei die Zahl der Passagiere bis heute um rund 35% zurückgegangen. Waren es im «Spitzenjahr» 2000 noch 3,8 Mio. Personen, waren es 2003 noch knapp 2,5 Mio. Passagiere.
Am klarsten fiel in Basel-Mulhouse der Passagierrückgang bei den Linienflügen aus, wogegen der Ferienflugverkehr leicht zunahm.
In Basel nennt man als Grund für den Passagierrückgang neben dem Irak-Krieg und der Sars-Krise vor allem die Reduktion der Aktivitäten der Schweizer Fluggesellschaft Swiss.
Air France werde die Swiss demnächst als stärkste Fluggesellschaft am EuroAirport Basel-Mulhouse überholen.
Um neue Fluggesellschaften zu gewinnen, überarbeitet der Basler Flughafen nun sein Gebührenkonzept. Das neue Konzept soll Gesellschaften bevorzugen, die grosse Passagiermengen bringen.
Kein Einfluss auf Übernachtungszahlen
Interessant sei, dass die Logiernächte in Basel nicht abgenommen, sondern gegenüber 2002 um 3% zugenommen hätten, sagt der Basler Tourismusdirektor, Daniel Egloff gegenüber swissinfo.
«Das könnte nun den Schluss zulassen, dass wir in Basel überhaupt nicht auf den Erfolg des Flughafens angewiesen sind», sagt Egloff. Das sei aber nicht der Fall. Rund 85% der Übernachtungen in Basel entfielen auf den Geschäftstourismus.
Viele davon kämen mit dem Flugzeug. «Möglich, dass wir das in diesem Jahr spüren, sollten die Passagierzahlen weiter zurück gehen», meint Egloff.
Zürich leicht über den Erwartungen
In Zürich hatte die Flughafenbetreiberin Unique wegen der Ankündigung der Swiss, Streckennetz und Flotte zu verkleinern, der Lungenkrankheit Sars und des Irak-Krieges mit einem Aufkommen von rund 16,8 Mio. Passagieren gerechnet.
Bis Ende September entwickelten sich die Zahlen denn auch wie erwartet. Ende Jahr konnten trotzdem 17 Mio. Passagiere gezählt werden. Das sei zwar ein Rückgang von gut 5% gegenüber 2002. Liege aber – dank dem letzen Quartal – über den Erwartungen, hiess in Zürich.
Die Wende sei im Oktober erfolgt, mit den in den Herbstferien üblichen Spitzenwerten.
Dank den tiefen Flugpreisen sei das Passagieraufkommen ab November bis Ende Jahr gar über den Erwartungen gelegen. Der November sei sonst der schwächste Monat im Jahr.
Der Anteil der Transferpassagiere auf dem Flughafen Zürich Kloten ging von 38,4 auf 34,7% zurück.
Auf die Swiss entfielen 58,8% der Flugbewegungen. Von den ausländischen Fluggesellschaften hatte die deutsche Lufthansa mit 7% den grössten Anteil, gefolgt von Air France mit 2,5% und British Airways mit 2,3%.
swissinfo und Agenturen
Die Zahlen 2003:
Zürich:
17 Mio. Passagiere (-5,1%)
Transferpassagiere 34,7%
Starts: 282’154
Landungen: 269’329
Basel:
2,49 Mio Passagiere
(-19%)
Genf:
8,088 Mio. Passagiere (+6,1%)
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