G-8 könnte die Schweiz Dutzende Millionen kosten
Die Kosten des G-8-Gipfels in Evian belaufen sich laut Angaben aus Geschäftskreisen auf mehrere Dutzend Millionen Franken.
Obwohl der Gipfel nicht auf Schweizer Boden stattfindet, wird die Schweiz wegen der Sicherheitskosten und entgangener Geschäfte zur Kasse gebeten.
Während des dreitägigen Anlasses am Südufer des Genfersees gewährleisten Militär und Polizei in der Schweiz die Sicherheit, was gegen 40 Millionen Franken kosten könnte. Das meiste davon muss wohl die Schweizer Bevölkerung berappen, auch wenn die französische Regierung sich bereit erklärt hat, 18 Mio. Franken beizutragen.
Ausserdem ist wegen des «Ausleihens» von 1000 Polizisten und 15 Wasserwerfern aus Deutschland zur Unterstützung der regionalen Schweizer Sicherheitskräfte eine Kontroverse entbrannt. Das deutsche Kontingent soll den Kanton Genf 4 Mio. Franken kosten. Die Kantonsbehörden verlangen, dass der Bund die Rechnung bezahlt.
Auswirkungen auf die Geschäfte
Die Rechnung für die Sicherheit ist hoch, und es wird befürchtet, dass sie noch viel höher ausfällt, wenn die Auswirkungen des Gipfels auf die lokalen Geschäfte mit einbezogen werden. Die Genfer Industrie- und Handelskammer schätzt, dass der G-8-Gipfel die lokale Wirtschaft zwischen 50 und 100 Mio. Schweizer Franken kosten könnte.
«Der Gipfel hat Auswirkungen», sagt Patrick Mayer, Mitglied des Leitungsausschusses der Kammer, gegenüber swissinfo. «Alle Geschäfte in der Region Genf werden Einbussen erleiden. Das dauert vom Donnerstag bis Montag oder Dienstag», so Mayer. «Diese Ausfälle kommen natürlich ziemlich teuer zu stehen.»
Leere Geschäfte
Laut Mayer werden die finanziellen Folgen durch die Tatsache verstärkt, dass die verschärften Sicherheitsmassnahmen rund um Evian das normale Geschäftsleben lahm legen.
«Die meisten grossen Geschäfte werden schliessen, nicht nur, weil sie Ausschreitungen von Seiten der Demonstrierenden fürchten, sondern weil ihre Angestellten aus dem Kanton Waadt oder aus Frankreich nicht zur Arbeit kommen können», führt er aus. «Und die Sicherheitsmassnahmen in der Region Genf-Lausanne erschweren die Mobilität der Leute.»
Das könnte bedeuten, dass die Kundschaft jener Genfer Detailhändler, die ihre Läden offen haben, zum grössten Teil ausbleibt. Anders als in Evian selbst, glaubt Mayer, dürften in Genf die vielen tausend Delegierten und Journalisten kaum zusätzliche Einkünfte bringen.
«Einige Hotels zwischen Lausanne und Montreux werden wohl profitieren, aber nicht jene in Genf. Zu uns kommen nur die Demonstrierenden», fügt er bei.
Auch die Lausanner Hoteliers befürchten negative Auswirkungen, denn wegen des Gipfels besuchen weniger Touristen das Genferseegebiet an diesem sonst sehr lebhaften verlängerten Wochenende. Die Stadthotels rechnen mit einem Belegungsrückgang von bis zu 50 Prozent.
Verwüstungen
Mehrere hunderttausend Globalisierungs-Gegnerinnen und -Gegner werden in Genf erwartet. Viele Geschäfte wollen deshalb kein Risiko eingehen, sie haben ihre Schaufenster verbarrikadiert und wertvolle Waren entfernt.
«Das gilt vor allem für die angelsächsischen Läden und jene, die angelsächsische Waren wie Fast food und Luxuswaren verkaufen», sagt Mayer. «Bei allen Demonstrationen in Genf, das letzte Mal 1998, wurden diese Läden verwüstet, die Schäden gingen in die Millionen.»
Laut Mayer kostete es die Industrie- und Handelskammer bereits 11’500 Franken, um die sieben Fenster am Hauptsitz der Organisation mit Brettern zu vernageln. «Die finanziellen Folgen des Demonstrationsrechts dürfen nicht uns aufgebürdet werden», sagt er.
swissinfo, Jacob Greber
(Übertragung aus dem Englischen: Charlotte Egger)
Sicherheitskosten total (Polizei und Militär): 40 Mio. Schweizer Franken
Frankreich ist bereit, 18 Mio. Franken zu bezahlen
1000 Polizisten und 15 Wasserwerfer aus Deutschland: 4 Mio. Franken
Die Genfer Geschäftswelt rechnet damit, dass der G-8-Gipfel die Wirtschaft wegen Unruhen und entgangener Geschäfte mindestens 50 Millionen Franken kosten wird.
Falls bei den Demonstrationen Schäden entstehen, könnte sich der Betrag verdoppeln.
Laut Lausanner Hoteliers sind die Reservationen um 50 Prozent zurückgegangen.
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