Geballte Kraft der Schweizer Börse

Fusions-Handschlag der VR-Präsidenten Gomez (SWX), Lacher (SIS) und Zimmermann (Telekurs). Keystone

Der Zusammenschluss in der Finanzplatz-Infrastruktur ist perfekt: Die Schweizer Börse SWX, der Finanzdienstleister Telekurs und die Abwicklungsgesellschaft SIS fusionieren.

Die Eigentümer der drei Gruppen haben grünes Licht für die neue Finanzplatz-Holding gegeben.

Peter Gomez, der als Präsident der Schweizer Börse SWX als Verwaltungsratspräsident der neuen Gruppe nominiert wurde, bezeichnete die 100-prozentige Zustimmung der Eigentümer zur Fusion als Vertrauensbeweis und sprach von einer bedeutenden Weichenstellung für den Finanzplatz Schweiz.

«Die internationalen Finanzplätze werden immer kompetitiver», sagte Gomez gegenüber swissinfo. Während die internationalen Finanzdrehscheiben ihre Strategien und Infrastrukturen koordinierten, sei die Schweiz bis jetzt in zahlreiche spezialisierte Organisationen zersplittert.

«Wir versuchen, diese auf einer einzigen Drehscheibe zusammenzuschliessen, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können», so Gomez weiter.

Die Eigentümer der Schweizer Börse SWX, des Finanzdienstleisters Telekurs und der Abwicklungsgesellschaft SIS haben eine Fusion einstimmig gebilligt.

Strategische Holding

Der Verwaltungsrat soll insgesamt zehn Mitglieder umfassen, darunter sieben Bankenvertreter und drei weitere Mitglieder. Nominiert wurde unter anderen auch alt Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold, Leiterin des Bereichs Investor Relations beim Pharmakonzern Novartis.

Im Rahmen der geplanten Transaktion werden die Geschäftsaktivitäten der Schweizer Finanzplatz-Infrastruktur zu einer strategischen Holding zusammengeschlossen. Die neue Holding will Anfang 2008 starten. Es fehlt nur noch die Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden.

Die neue Gesellschaft wird unter dem Namen «Swiss Financial Market Services» auftreten. Die Namen und Marken der operativen Gruppengesellschaften blieben weitgehend erhalten.

Eigentümer bleiben dieselben

Alle drei Institutionen, die bisher schon eng zusammengearbeitet haben, stehen im Besitz der Banken, die auch die Aktionäre der neuen Holding sein werden.

Die Eigentümerstruktur des neuen Unternehmens werde stabil bleiben, wird betont.

Dies gewährleisteten die Statuten und ein langfristiger Aktionärsbindungsvertrag. Dabei ist die Übertragung von Aktien während der ersten fünf Jahre gänzlich untersagt.

Mehr Effizienz und Innovationskraft

Durch den Zusammenschluss sollen die Effizienz und Innovationskraft gesteigert und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes gestärkt werden.

Die neue Gesellschaft decke die gesamte Wertschöpfungskette des Wertschriftenhandels ab und verfüge über gute Voraussetzungen, um den Ausbau seiner Dienstleistungen im In- und Ausland voranzutreiben, heisst es weiter.

Gegen Umwälzungen wappnen

Mit dem Schritt wollen sich die drei Unternehmen gegen die Umwälzungen in der Branche wappnen, bei denen der Druck auf den Schweizer Finanzplatz zugenommen hat.

Hintergrund des Zusammenschlusses ist die weltweit laufende Börsen-Konsolidierung. So haben sich die New Yorker Wall Street und die Vierländerbörse Euronext zusammengeschlossen.

Weiter besteht das Projekt einer Gruppe grosser internationaler Investmentbanken, die eine eigene paneuropäische Aktienhandels-Plattform gründen und die etablierten Börsen unter Preisdruck setzen wollen.

Die SWX, die über Kooperationen mit der Deutschen Börse verbunden ist, will unabhängig bleiben. Die Holding sei eine gute Alternative zu einem Zusammenschluss mit einer anderen Börse, hatte Gomez bei der Vorstellung der Pläne im Mai erklärt.

swissinfo und Agenturen

Die Fusionspartner

Die SWX Swiss Exchange beheimatet die elektronische Börse Schweiz (EBS) und schafft dazu regulatorische Rahmenbedingungen. Die gehandelten Aktien an der EBS werden in erster Linie in Depots von Schweizer Banken gehalten.

Bedeutendster Börsenzindex ist der Swiss Market Index (SMI). Die SWX, die 430 Personen beschäftigt, untersteht schweizerischem Recht. Überwacht wird sie von der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK).

Die Holdinggesellschaft SIS Swiss Financial Services Group AG (SIS Group) agiert mit ihren vier Tochtergesellschaften als Fullservice-Provider im weltumspannenden Umfeld des Wertschriftenhandels, des Clearings, des Settlements und der Verwahrung von Wertschriften. SIS hat 435 Angestellte.

Die Telekurs Group mit weltweit 1700 Beschäftigten bietet weltweit Dienstleistungen und Produkte an in den Bereichen kartenbasierte Zahlungstransaktionen, elektronische Zahlungssysteme und internationale Finanzinformationen.