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Gelbe Karte für die Postdirektion

Protest vor dem Paket-Verteilzentrum im solothurnischen Härkingen. Keystone

Die Blockade von vier grossen Verteilzentren der Post in der Nacht auf Donnerstag war nur ein erster Warnschuss.

Die Gewerkschaft Kommunikation droht mit weiteren Aktionen, sollte sich die Post nicht an den Gesamtarbeitsvertrag halten.

Es sei praktisch zu 100% gelungen, die Arbeit in den Paket-Verteilzentren Härkingen, Frauenfeld und Daillens sowie im Briefzentrum Bellinzona zu behindern, erklärte Giorgio Pardini, Vizepräsident der Gewerkschaft Kommunikation. Die Aktionen seien friedlich beendet worden.

«Wir wollten die Postkunden aus dem Konflikt heraushalten. Deshalb wählten wir Aktionen, die den Service Public möglichst wenig beeinträchtigten», erklärte Christian Levrat, Präsident der Gewerkschaft Kommunikation, gegenüber swissinfo.

Das Signal an die Post sei jedoch klar. Sie könne es nicht ignorieren, so Levrat weiter. Der Ball liege nun beim gelben Riesen.

Polizei vor Ort

Angaben der Post, wonach die Blockaden in den Paketzentren nach Absprachen mit der Post frühzeitig abgebrochen worden seien, bezeichnete Pardini als Gerüchte. Man habe die Aktionen um 4.30 Uhr aus Rücksicht auf die übermüdeten Teilnehmenden und die Postkunden beendet.

Post-Sprecher Richard Pfister erklärte dagegen, der vorzeitige Abbruch sei das Resultat von Gesprächen zwischen Postvertretern, Polizei und Gewerkschaftern. Einige Stunden nach dem Start der Protestmassnahmen gegen Mitternacht sei die Polizei aufgeboten worden, um die Blockaden zu räumen.

Ursprünglich sollten die Blockaden der Paketzentren bis 8 Uhr dauern. Laut Pardini war die Polizei vor Ort, schritt aber nicht ein.

Warten auf Antwort

Für Donnerstag waren nach Angaben der Gewerkschaft keine weiteren Aktionen geplant. Über das weitere Vorgehen entscheidet die Firmenkonferenz Post der Gewerkschaft Kommunikation am Freitag.

Die Botschaft, dass Gewerkschaft und Postangestellte zum Kampf bereit seien, sei abgeschickt worden, erklärte Christian Levrat. «Wir warten jetzt auf eine Antwort der Post.» Das Kompromissangebot der Gewerkschaft habe nach wie vor Gültigkeit.

Nach Ansicht von Post-Generaldirektor Ulrich Gygi liegt es jedoch nicht an der Post, den Arbeitskampf friedlich beizulegen. «Vor einem Jahr haben wir den Gewerkschaften ein Verhandlungsangebot unterbreitet. Wir wollten den Gesamtarbeitsvertrag flexibilisieren. Aber die Gewerkschaften weigerten sich, darauf einzugehen. Das Angebot steht nach wie vor», erklärte er gegenüber swissinfo.

Forderungen der Gewerkschaften

Die Gewerkschaft Kommunikation verlangt von der Post, die Auslagerung der rund 270 Angestellten des Geschäftsbereiches Postsachen-Transporte rückgängig zu machen.

Werden Geschäftsbereiche in privatrechtliche Aktiengesellschaften überführt, müsse das Personal zudem dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstellt bleiben.

Einigungsversuche zuvor gescheitert

Zu der Protestmassnahme gegriffen hatte die Gewerkschaft, weil letzte Einigungsversuche zwischen ihr und Post-Chef Ulrich Gygi am Dienstag gescheitert waren. Der Bundesrat und Postminister Moritz Leuenberger hatten am Dienstagmorgen auf den GAV hingewiesen, der die Friedenspflicht verankere und das Vorgehen im Konfliktfall klar regle.

Den Weg des ordentlichen Verfahrens beschreitet die andere Post- Gewerkschaft transfair. Auch sie findet, dass die Post mit den Auslagerungen den GAV unterlaufe und so die Arbeitsbedingungen verschlechtere. Aber statt mit Aktionen klagt sie die Post bei der Paritätischen Schlichtungskommission ein.

swissinfo und Agenturen

Im Juni haben sich die Post und die Gewerkschaft Kommunikation auf einen neuen Gesamtarbeits-Vertrag (GAV) geeinigt.

Am 8. Oktober kündigte die Post die Auslagerung von 270 Stellen an. Die Gewerkschaften forderten neue Verhandlungen.

Die Post ging darauf nicht ein. Am 10. November kündigte die Gewerkschaft harte Proteste an.

Am 23. November scheiterte eine weitere Verhandlungsrunde, einen Tag danach blieb auch ein Vermittlungsversuch von Bundesrat Moritz Leuenberger ohne Erfolg.

In der Nacht auf Donnerstag haben Gewerkschafter und Postangestellte vier Verteilzentren blockiert.

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