Genf verstärkt seine humanitäre Position
Das humanitäre Welt-Forum des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan wird sich als erstes mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Zukunft der Menschheit befassen.
Die von der Schweiz initiierte und in Genf beheimatete Nichtregierungs-Organisation will die Katastrophen-Prävention verbessern, indem sie die betroffenen Beteiligten in Genf zusammenbringt.
Einen Monat vor seinem offiziellen Start hat das humanitäre Welt-Forum seine Zielsetzungen vorgestellt. Forumspräsident Kofi Annan erläuterte, das Forum werde sich als erstes mit den Folgen des Klimawandels für die Ärmsten beschäftigen.
«Das ist vielleicht die wichtigste humanitäre Herausforderung der kommenden Jahre», sagte der ehemalige UNO-Generalsekretär. Es würden bereits mehr Menschen infolge von Naturkatastrophen oder von Klimaänderungen aus ihrer Heimat vertrieben als vor Kriegen flüchteten.
Und auf diese sich verschärfenden Probleme wird sich das humanitäre Welt-Forum fokussieren: Stimulierung der Katastrophen-Prävention und Identifizierung der verkannten Krisen.
«Weshalb musste man den Tsunami abwarten, um in Südasien ein Alarmsystem zu schaffen?» fragte Kofi Annan und umschrieb damit gleich den Tätigkeitsbereich des Genfer Forums.
Die schweizerische Aussenministerin Micheline Calmy-Rey teilt Annans Meinung. Die Initiantin des Projekts ist überzeugt, dass eine bessere Prävention hilft, die Zahl der Opfer und der Flüchtlinge zu vermindern.
Brücken bauen
Der Hauptzweck des Forums ist die Öffnung der humanitären Hilfe, um die Systemmängel bei der Prävention von humanitären Krisen zu beheben. Das Forum will Regierungen, Hilfswerke, Militär, Geschäftswelt und Akademiker an einen Tisch bringen.
«Dieses Forum wird ein Katalysator sein und erlauben, Beziehungen aufzubauen. Man muss die starren Unterschiede zwischen den verschiedenen Beteiligten eliminieren, welche die Wirksamkeit der humanitären Hilfe beeinträchtigen», erklärte Calmy-Rey.
Und Kofi Annan unterstrich das Interesse, mit dem Privatsektor zusammen zu arbeiten. «Wenn Sie auf der Welt umherreisen, finden Sie in jedem Dorf Coca Cola-Flaschen. Gleichzeitig haben wir Mühe, in diesen Dörfern Impfstoffe zu verteilen», sagte der Präsident des Forums.
Das Know-how der Unternehmen ist aber nicht das einzige, von dem die humanitäre Hilfe profitieren könnte. Kofi Annan denkt auch an die logistischen Kapazitäten des Militärs.
Ein Ideen-Labor
Das humanitäre Welt-Forum verspürt keinen operationellen Ehrgeiz. Es wird nicht in die Koordination der humanitären Hilfe in Krisensituationen einbezogen sein. Es sieht seine Aufgabe ausserhalb der Organisationen und der bestehenden Strukturen.
Gemäss Micheline Calmy-Rey vervollständigt das humanitäre Welt-Forum das bestehende Netz der humanitären Organisationen und verbindet sie mit den anderen in Genf ansässigen internationalen Organisationen, zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation oder die Weltwetterorganisation.
«Mit diesem Forum wird die humanitäre Position von Genf verstärkt», sagte die Aussenministerin.
swissinfo, Frédéric Burnand in Genf
(Übertragung aus dem Französischen: Etienne Strebel)
Das humanitäre Welt-Forum ist im Juni auf eine Initiative des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gegründet worden.
Bern hat die Anstoss-Finanzierung in der Höhe von 1,3 Mio. Franken übernommen und wird auch Finanzhilfe für die Tätigkeiten dieser Austauschplattform gewähren.
Am 17. Oktober wird das Forum seine erste Sitzung abhalten und seine Aktivitäten offiziell aufnehmen.
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