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Gespenst der Swissair holt Swiss ein

Karl Wüthrich, der Sachwalter der Swissair. Keystone

Muss die Swiss 35,6 Mio. Franken an die Swissair-Gläubiger zahlen? Sie soll von der Swissair Geld auf Kosten anderer Gläubiger erhalten haben.

Auch der Flugplatz in Kloten, Unique, Flightlease und die Kerosinlieferanten sind auch ins Visier des Swissair-Liquidators geraten.

Swissair-Liquidator Karl Wüthrich meldet gegen die Fluggesellschaft Swiss und die Flughafenbetreiberin Unique Anfechtungsansprüche im Umfang von über 57 Mio. Franken an.

Dabei geht es darum, ob diese Gesellschaften von Swissair nach dem Kollaps der Fluggesellschaft Zahlungen erhalten haben, die andere Gläubiger benachteiligt hätten. Diese Zahlungen können von den Empfängern zurückgefordert werden.

Bei gewissen Zahlungen an die damalige Crossair, an die Unique sowie an eine Reihe von Treibstofflieferanten sieht Wüthrich diesen Umstand als möglich an und hat deshalb Ansprüche angemeldet, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Zirkular an die Gläubiger hervorgeht.

Der Anspruch an die Crossair-Nachfolgerin Swiss International aus unüblichen Zahlungen knapp nach dem Zusammenbruch beläuft sich auf 35,6 Mio. Franken. Bei Unique beläuft sich der Betrag auf 21,8 Mio. Franken. Bei den Treibstofflieferanten summiert sich der Anspruch auf rund 36 Mio. Franken.

Swiss und Unique konnten am Mittwoch zum Verfahren keine weitere Auskunft geben. Swiss kläre die juristische Lage, sagte Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel auf Anfrage. Unique werde das Begehren prüfen, erklärte Unique-Sprecher Andreas Siegenthaler.

Vor oder nach dem 30. September 2001

Zahlungen, die vor dem 30. September 2001 erfolgt sind, stehen nicht zur Diskussion. Am 30. September hat die Swissair ein Gesuch um Nachlassstundung eingereicht und den Flugbetrieb kurzfristig eingestellt.

Spätestens dann hätte die Swissair wissen müssen, dass Gläubiger, die weiterhin von ihr bezahlt wurden, zulasten der übrigen Gläubiger bevorzugt würden. Am 30. September sei überdies in einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewesen, dass die Swissair kurz vor dem Kollaps stand.

Crossair: Unüblicher Zahlungsmechanismus

Ende September hatte die damalige Crossair auf einer Zahlungsplattform, die sie normalerweise nicht benutzte, Forderungen im Umfang von knapp 35,6 Mio. Franken angemeldet. Swissair hatte die Rechnung beglichen.

Die Crossair habe sich eines unüblichen Zahlungsmechanismus bedient, heisst es. Und: «Die Crossair kannte Ende September 2001 die katastrophale finanzielle Situation der Swissair.»

Fest stehe, dass die Crossair durch das ungewöhnliche Vorgehen über die Zahlungsplattform eine Zahlung von 35,6 Mio. Franken für ausstehende Rechnungen zulasten der übrigen Gläubiger erhielt.

Unique: Zahlungen nach «Grounding»

Bei Unique geht es um Gebühren für Start- und Landeerlaubnis, Flugsicherung und Nutzung der Infrastruktur am Flughaften Zürich für den Monat Juli 2001 im Umfang von gut 21,8 Mio. Franken. Diese Gebühren wurden der Unique am 4. Oktober überwiesen.

Die Zahlung war also nach dem Grounding der Swissair-Flotte vom 2. Oktober 2001 erfolgt. Swissair hätte zu diesem Zeitpunkt gar keine Zahlungen mehr leisten dürfen, welche zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebes nicht notwendig gewesen seien, heisst es im Zirkular.

swissinfo und Agenturen

Der Swissair-Konkurs kostete die Steuerzahler über 2 Mrd. Franken

Swissair-Sachwalter Karl Wüthrich verlangt von der Crossair-Nachfolgerin Swiss 35,6 Mio. Franken, von Unique 21,8 Mio. Franken, von den Treibstoff-Lieferanten 36 Mio. Franken und von Flightlease 8 Mio. Franken zurück.

Diese Firmen haben offenbar nach dem Swissair-Kollaps noch Gelder erhalten.

Dies habe andere Gläubiger benachteiligt.

Sachwalter Wüthrich fordert diese Zahlungen nun wieder zurück.

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