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Gesundheitstouristen in die Schweiz locken

Obwohl die Schweiz für ihr Gesundheitssystem bereits einen guten Ruf geniesst, kann sie noch mehr tun, um die erstklassigen Heilbehandlungen für wohlhabende Ausländer attraktiver zu gestalten, glauben Experten.

Die Schweiz als Gesundheitsdestination vermarkten. Das ist der Zweck des Vereins Swiss Health, den Schweiz Tourismus und Osec gegründet haben. Osec unterstützt die Schweizer Unternehmen bei Auslandaktivitäten.
Zu den Zielgruppen gehören unter anderen auch Patienten aus Indien, Russland und dem Nahen Osten.

Swiss Health will Spitäler und Kliniken zusammenschliessen, die zu klein sind, um sich selber im Ausland zu vermarkten.

Dahinter steht die Idee, ein starkes Label zu schaffen, das Schweizer Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Qualität vereint, wie Daniel Küng, Geschäftsführer der Osec, letzte Woche an einer Medienkonferenz von Swiss Health mitteilte.

«Wir zielen sicherlich auf solche Märkte, die eine hohe Dichte an vermögenden Personen aufweisen. Personen, die sich zwar einen erstklassigen Service leisten können, aber vielleicht in ihrem eigenen Land keinen entsprechenden Service angeboten bekommen», so Küng gegenüber swissinfo.

Angepeilt werden die Märkte Russlands und der Länder des Nahen Ostens , sowie wirtschaftlich aufstrebende Länder wie Indien oder China, genauso wie jene der reichen europäischen Nachbarländer.

«Wir glauben, dass wir uns auf der Karte als kompetente Anbieter hervorheben müssen», sagt Küng.

Grosses Potential

Eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI) in Zürich zum Potential der Schweiz als Gesundheitsdestination hat gezeigt, dass die Schweiz gute Voraussetzungen mitbringt, um eine führende Anbieterin auf diesem Gebiet zu werden. Zudem kann sie wichtigen Personen (VIPs) genügend Privatsphäre garantieren.

Bereits heute kommen pro Jahr 30’000 Personen für eine Behandlung in die Schweiz. Diese Zahl beinhaltet jedoch die hier niedergelassenen Ausländer nicht, wie die Experten an der Konferenz sagten. Die Besucher geben über eine Million Schweizer Franken für Behandlungen aus.

Wie Karin Frick, Leiterin der Forschungsabteilung vom GDI ausführte, dürfte der weltweite Gesundheitsmarkt in Zukunft überall um mehr als zehn Prozent wachsen.

«Die Schweiz ist grundsätzlich in Bezug auf Behandlungen in privaten und öffentlichen Kliniken gut vorbereitet, und sie ist ja bereits ein Ziel für Ferien», sagte Frick gegenüber swissinfo. «Wir müssen diese zwei Anliegen zusammenbringen und im Bewusstsein der Personen verankern. Deshalb ist Kooperation äusserst wichtig.»

Shopping und Sehenswürdigkeiten

Wie Schweiz Tourismus ausführte, besteht schon heute ein Angebot für beide Anliegen, etwa in Form von Spa- und Wellnessferien, von denen einige auch eine medizinische Untersuchung beinhalten. Früher kamen die Menschen schliesslich auch zum Kuren in die Schweiz.

Ausserdem kommen Luxus-Patienten selten alleine, sondern werden von Freunden und der Familie begleitet. Sie bleiben für mehrere Nächte in einem Tophotel, gehen zum Shopping in die exklusive Bahnhofstrasse von Zürich und geniessen die Sehenswürdigkeiten. Schweiz Tourismus schätzt, dass 500’000 Übernachtungen pro Jahr dem Gesundheitstourismus zuzuschreiben sind.

In der Anfangsphase wird die operative Führung von Swiss Health durch Swixmed übernommen, ein Unternehmen das für die Organisation von medizinischen Behandlungen für ausländische Patienten in der Schweiz spezialisiert ist.

Den Kunden soll so geholfen werden, ihren Aufenthalt zu planen. Dabei sollen besondere Bedürfnisse und kulturellen Unterschiede berücksichtigt werden. Die Kosten für das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks beispielsweise belaufen sich gemäss Swixmed auf rund 40’000 Franken.

Positive Reaktionen

Wirtschaftsministerin Doris Leuthard begrüsste die Gründung von Swiss Health. Es sei wichtig, Schweizer Qualität auch über die Grenzen hinaus zu vermarkten.

«Der Gesundheitsmarkt wird ein ausschlaggebender Standortfaktor in naher Zukunft sein. Diese Verbindung hilft, die Schweiz als Wirtschaftsstandort zu stärken», so Leuthard.

Der Verband der Schweizer Spitäler H+, der 370 öffentliche und private Gesundheitsinstitutionen vertritt, reagierte ebenfalls positiv. Er schätzt, dass die ausländischen Patienten derzeit etwa ein oder zwei Prozent aller Fälle in der Schweiz ausmachen.

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson in Zürich
(Übertragen aus dem Englischen: Sandra Grizelj)

In der Schweiz werden für das Gesundheitswesen schätzungsweise 11% des Bruttoinlandsprodukts ausgegeben. Der Durchschnitt für die Länder der OECD liegt bei 8,8%. (Zahlen aus dem Jahr 2005).

Die Gesamtausgaben pro Kopf belaufen sich auf ungefähr 4’000 Dollar.

Es gibt 321 Spitäler (2007) in der Schweiz. Davon sind 68% öffentlich, 38% sind privat. Die durchschnittliche Dauer eines Aufenthalts beträgt 10,9 Tage.

Behandelte Fälle im Jahr 2007:
Spitäler 1,15 Mio.,
psychiatrische Kliniken 107’000
und Spezialkliniken 209’000.

Quellen: Statistik 2008 Weltgesundheitsorganisation WHO, Bundesamt für Statistik, Verband Schweizer Spitäler H+.

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