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Gewichtiger Detailhandel

Einkauf im Migros-Markt: Der Detailhandel hat ein enormes Gewicht innerhalb der Wirtschaft. Keystone

Der Detailhandel ist für die Schweizer Wirtschaft von grosser Bedeutung. Laut einer neuen Studie wird jeder sechste Franken im Detailhandel erwirtschaftet.

Rund 75 Mrd. Franken Wertschöpfung oder 16% des Bruttoinlandprodukts sind auf den Detailhandel zurückzuführen. Rund 881’000 Personen und damit jeder fünfte Erwerbstätige arbeitet im Umfeld des Detailhandels.

Laut einer am Mittwoch in Zürich veröffentlichten Studie der BAK Basel Economics erwirtschaftet die Detailhandels-Branche 16% des Bruttoinland-Produkts (BIP). Das kommt 16% der Wertschöpfung gleich.

Ausserdem kommt der Branche mit der Beschäftigung von rund 2’% aller Erwerbstätigen und einer Bruttolohnsumme von 43 Mrd. Franken eine wichtige soziale Rolle zu.

Das Wirtschaftsforschungs-Institut untersuchte erstmals die direkten und die indirekten volkswirtschaftlichen Effekte des Schweizer Detailhandels.

Damit werden die Bedeutung der Branche für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Einkommen sowie ihre soziale Integrationsfunktion dokumentiert, wie es an einer Medienkonferenz in Zürich hiess.

Im Auftrag der Interessengemeinschaft

Die Studie wurde im Auftrag der Detailhandelsunternehmungen Charles Vögele, Coop, Denner, Manor, Migros und Valora verfasst. Die sechs Auftraggeberfirmen haben sich in der «Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz» (IGH) zusammengeschlossen.

Diese soll einerseits die Bedeutung ihrer Branche klar machen, und andererseits den Anliegen des Detailhandels in Öffentlichkeit und Politik zum Durchbruch verhelfen.

Laut Herbert Bolliger, Präsident der GD Migros-Genossenschafts-Bund, hat sich die Zusammensetzung der IGH aus der letztjährigen Studie zur Zukunft des Detailhandels am Gottlieb-Duttweiler-Institut ergeben.

Höchste Frauen- und Lehrlingsquote

Mit etwa 881’000 Personen arbeitet jeder fünfte Erwerbstätige im Umfeld des Detailhandels.

Der Anteil der Arbeitnehmer-Einkommen, die mit dem Detailhandel verbunden sind, beträgt gemäss Studie rund 15% der gesamtwirtschaftlichen Arbeitnehmer-Einkommen. Dies entspricht einer Bruttolohnsumme von rund 43 Mrd. Franken.

Überdies kommt dem Detailhandel gemäss BAK-Studie für bestimmte Bevölkerungsgruppen eine wichtige soziale Rolle zu. So weist die Branche mit 11,3% die höchste Teilzeit-Erwerbstätigkeit auf.

Mit gut 200’000 beschäftigten Frauen oder 13% aller weiblichen Erwerbstätigen kommt sie auch auf die höchste Frauenerwerbsquote aller Branchen des privaten Sektors. Im Detailhandel sind gemäss der Studie mehr Frauen angestellt als im gesamten verarbeitenden Gewerbe.

Der Detailhandel stellt aber auch die meisten Ausbildungsplätze zur Verfügung: Etwa 14% aller Lehrlinge absolvieren ihre Berufslehren im Detailhandel.

Hinzu komme eine wichtige soziale Integrationsfunktion, da der Detailhandel überdurchschnittlich vielen niedrig Qualifizierten und ausländischen Einwohnern eine berufliche Chance gebe.

Detailhandel: Zukunft bringt viel Neues

Die Unternehmen, welche die Studie in Auftrag gaben, blieben zwar Konkurrenten, wollten ihre Interessen zum Nutzen der Konsumenten aber bündeln und in Themen wie Hochpreisinsel Schweiz, Agrarpolitik und Mehrwertsteuer gemeinsam auftreten.

In nächster Zeit stehe für Detailhandel und Konsumentenschaft weit mehr auf dem Spiel als in den vergangenen Jahrzehnten, hiess es zur Begründung.

Die Gewerkschaft Unia fordert von den Detailhändlern höhere Löhne. Grundsätzlich begrüsst Unia den Zusammenschluss der sechs Detailhändler zu einer Interessengemeinschaft. Das Fehlen eines Branchenverbandes habe bisher eine generelle Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Detailhandel behindert.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizer Detailhandels-Preise liegen weit über dem europäischen Durchschnitt. Seit Jahrzehnten decken sich daher immer mehr Leute im grenznahen Ausland ein.

Der Markteintritt der deutschen Billigst-Discounter Aldi und Lidl erhöhte den Preisdruck auf den Schweizer Detailhandel.

Eine Anfang Mai veröffentlichte Studie der Universität St. Gallen kam zum Schluss, dass die Preise im Detailhandel im vergangenen Jahr um 1 bis 1,5% sanken.

Laut Studie schadet der Preiskampf in erster Linie den Margen der Detailhändler, da die (geschützten) Preise der Lieferanten nicht in gleichem Masse fielen.

Dieser Margenzerfall habe direkte Auswirkungen auf die Wertschöpfung (BIP-Anteil) und die Beschäftigung.

Migros und Coop kommen zusammen auf rund 30% Marktanteil im Detailhandel.
Bei der organisierten Lebensmittelverteilung (Retail Food, ohne Selbstständige), beträgt ihr Marktanteil jedoch weit über 70% – das ist weltweit einzigartig.
Insgesamt wird in der Schweiz jeder 6. Franken im Detailhandel erwirtschaftet. Das entspricht einer Wertschöpfung von 75 Mrd. Franken und macht 16% des BIP aus.
Die Branche beschäftigt 881’000 Personen, mit hohen Frauen-, Teilzeit- und Lehrlingsanteilen.

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