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Grossansturm auf die Flughäfen

Fliegen bedeutet auch warten: Passagiere im Flughafen Zürich. Keystone

Die Schweizer Flughäfen müssen sich für die Zukunft wappnen. Investitionen in Milliardenhöhe sind nötig, um das ständig steigende Passagieraufkommen zu bewältigen.

Jedes Jahr gibt der Sommerferienstart einen Vorgeschmack auf die Entwicklung. Auch an diesem Wochenende werden die Flughäfen und das Personal auf eine harte Probe gestellt.

Koffer, Taschen, Pässe, Tickets… aber auch Warteschlangen, Verspätungen und Nervosität kennzeichnen die Atmosphäre in den Wartesälen der Flughäfen in der Hochsaison. Für viele Fluggäste beginnt die Ferienzeit mit einem langen Ausharren auf den Flughäfen.

Insbesondere in den Sommermonaten reibt sich das hohe Passagieraufkommen mit den stets steigenden Sicherheitsvorschriften. Jeden Tag werden an den Schweizer Flughäfen zwei Tonnen an Flüssigkeiten, Parfüm- und Trinkflaschen eingesammelt, weil sie nicht mit an Bord genommen werden dürfen. Dies erzeugt für die Kontrollen erhebliche Mehrarbeit.

Eingespieltes Dispositiv

Für den Sprecher des Flughafens Unique in Zürich-Kloten, Mark Rauch, können diese Extremsituationen jedoch gut gemeistert werden: «Wenn wir wissen, dass überdurchschnittlich viele Passagiere zu erwarten sind, wird auch mehr Personal eingesetzt.» Die Unannehmlichkeiten für die Fluggäste sollen so auf ein Minimum reduziert werden.

Auch am Internationalen Flughafen Genf-Cointrin ist man für die Tage mit hohem Passiervolumen gut gerüstet. «Wir haben mehr Personal im Einsatz und bitten die Fluggäste, früher zum Flughafen zu kommen», sagt Olivier Deletraz, Mitglied der Geschäftsleitung des Flughafens. Auch die Informationen in Bezug auf Parkplätze werden intensiviert.

Doch trotz aller Massnahmen lässt sich ein wenig Chaos nie ganz vermeiden. Die Passagiere wissen dies und tragen es meistens mit Fassung.

Kapazitäten erhöhen

Doch nicht nur die saisonbedingten Spitzenkapazitäten bringen den Flughäfen Arbeit. Generell ist seit der Krise nach den Attentaten von 2001 ein stetig steigendes Passagiervolumen sowie eine Zunahme der Flüge zu beobachten. Zwischen 2002 und 2006 ist die Zahl der Passagiere um rund 16 Prozent gestiegen – von 29 auf 24 Millionen pro Jahr.

Gemäss einer im Jahr 2005 publizierten Studie des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) wird sich das Wachstum in den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen. Für den grössten Flughafen der Schweiz in Zürich-Kloten wird bis 2030 sogar mit einer Verdoppelung der Fluggäste gerechnet: Von 19 auf 40 Millionen.

«Wenn keine aussergewöhnlichen Ereignisse stattfinden, wird sich dieses Wachstum einstellen», sagt Mark Rauch. Und dies wird eine Anpassung der Infrastrukturen nötig machen. «Wir müssen jetzt handeln. Denn für bauliche Massnahmen können wegen der komplizierten Bewilligungsprozeduren und Rekursmöglichkeiten viele Jahre ins Land ziehen.»

Insgesamt investieren die Schweizer Flughäfen über eine halbe Milliarden Franken in den Ausbau ihrer Infrastrukturen, vor allem in neue Parkplätze, Check-In-Anlagen, Shopping-Zonen, Restaurants und Hotels.

Basel bereits am Ball

Diese Entwicklung betrifft auch den EuroAirport Basel. Dieser ist zwar kleiner als Zürich oder Genf, hat aber wegen der vielen Angebote von Billigfliegern ein hohes Passagieraufkommen.

«Schon seit 1998 sind wir daran, die Infrastrukturen auszubauen», sagt die Kommunikationsverantwortliche Vivienne Gaskell. Die Umsetzung dieses Planes habe dem Flughafen erlaubt, die Kapazität von 3 auf 6 bis 8 Millionen Passagiere zu erhöhen.

Auch wenn das wachsende Passagiervolumen bewältigt werden kann, bleiben viele wichtige Fragen offen – insbesondere die Auswirkungen auf die Umwelt und die zunehmenden Lärmemissionen.

Angesichts des zu erwartenden Anstiegs des Ölpreises, verbunden mit einem Ende der Ölreserven, stellt sich zudem zwangsläufig die Frage, wie sich die Zivilluftfahrt langfristig entwickeln kann, auch wenn ihr Wachstum zur Zeit keine Grenzen zu kennen scheint.

swissinfo, Andrea Clementi
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Seit 2002 nimmt die Zahl der Passagiere in Schweizer Flughäfen ständig zu. Im Jahr 2007 hat sich das Wachstum beschleunigt.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres ist das Passagieraufkommen im Vorjahresvergleich in Basel um 13%, in Zürich um 9% und in Genf um 7% gestiegen.

Gemäss dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) wird sich das Passagieraufkommen am Flughafen Zürich bis 2030 verdoppeln: Von 19 auf 40 Millionen Personen.

Das BAZL ist aber auch der Ansicht, dass die Grenzen des Wachstums 2030 erreicht sind.

Die grössten Schweizer Flughäfen haben Investitions- , Um- und Ausbaupläne in einer Grössenordnung von 500 Mio. Franken.

Zürich-Kloten will in den nächsten Jahren 300 Mio. Franken investieren, um den Terminal B auszubauen, der bis anhin für andere Zwecke genutzt wurde. Unter anderem sind 4500 Quadratmeter an Geschäftsflächen und ein neues Hotel geplant.

In Genf-Cointrin sind Investitionen von 60 Mio. Franken vorgesehen. Ab 2009 wird der Airport rund 5000 Quadratmeter zusätzlicher Nutzfläche haben (Geschäfte, Gepäckräume, Eincheck-Anlagen).

Am EuroAirport in Basel werden die Ausbauten seit 1998 stetig vorangetrieben. Das gesamte Investitionsvolumen beträgt 380 Mio. Franken.

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