Grossverteiler Coop expandiert im Mega-Bereich
Coop, die Nummer Zwei im Schweizer Detailhandel, kauft von Carrefour zwölf grossflächige Megamärkte in der Schweiz und kann damit auf neue Grossprojekte verzichten.
Die Gewerkschaften begrüssen, dass die Käuferin alle 2200 Carrefour-Angestellten übernehmen will und fordern Coop auf, die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.
Der Konzentrations-Prozess im Detailhandel setzt sich fort: Nachdem der Coop-Konzern die Waro-Discountkette, die EPA-Warenhäuser und den Elektronikhändler Fust übernommen hatte, kauft er nun für 470 Mio. Franken zwölf Hypermärkte des französischen Detailhandelsriesen Carrefour auf.
An den Schweizer Carrefour-Filialen sind heute Carrefour und die Maus-Gruppe, Besitzerin der Warenhausgruppe Manor, je zur Hälfte beteiligt.
Folge einer neuen Strategie
Der Verkauf ist die Folge einer neuen Strategie, wonach sich Carrefour aus Ländern ohne ausreichendes Wachstumspotenzial zurückzieht. Die Carrefour-Läden kommen in der Schweiz auf einen Marktanteil von 1,1%. Auf diesem Niveau könnten mit Lieferanten keine wettbewerbsfähigen Preise ausgehandelt werden.
Carrefour, der sich bereits aus Japan, Mexiko, Südkorea, Tschechien und Portugal zurückgezogen hat, hatte sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, in der Schweiz die Nummer Zwei bei den Grossmärkten zu werden.
Die Maus-Gruppe bedauert den Ausstieg ihres französischen Partners. Immerhin habe Carrefour in der Schweiz eine Mrd. Franken Umsatz und eine befriedigende Rentabilität erzielt, wurde Maus-Freres-Generalsekretär Jean-Bernard Rondeau zitiert.
Die Maus-Gruppe kündigt in ihrer Mitteilung ihrerseits auch einen neuen Ausbau an: Bis November 2008 wolle die Gruppe fünf neue Manor-Warenhäuser eröffnen.
Megastores statt Grossprojekte
Mit der Übernahme von zwölf grossen Carrefour-Läden kann Coop nun auf eigene geplante Grossprojekte verzichten: Auf einen Schlag verdoppelt der Detailhandelsriese die Zahl seiner Megastores.
Mit der Übernahme der Carrefour-Läden könne Coop seinen Nachholbedarf bei den grossen Verkaufsstellen mit einer Fläche von über 4200 Quadratmetern fast vollständig abdecken, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst.
Unmittelbar nach der Zustimmung der Wettbewerbskommission (Weko) will Coop die heutigen Carrefour-Verkaufsstellen übernehmen und so rasch als möglich in Coop Megastores überführen. In diesen neuen Megastores will Coop das umfassende Angebot von 40’000 Produkten führen.
Coop sei überzeugt, dass die bisherigen Carrefour-Filialen mit dem Coop-Sortiment gute Perspektiven hätten, sagte Konzernsprecher Felix Wehrle.
Auch für das Personal sei die Übernahme durch die Coop-Gruppe mit ihren Gesamtarbeitsvertrag eine gute Lösung.
Bessere Arbeitsbedingungen
Die Gewerkschaft Unia freute sich jedenfalls darüber, dass Coop alle rund 2200 Angestellten von Carrefour weiterbeschäftigen wolle. Mit der Unterstellung unter den Coop-GAV verbessere sich die Lage für die meisten Carrefour-Angestellten deutlich.
Diese Stellen müssten aber auch langfristig gesichert bleiben, forderte die Gewerkschaft.
swissinfo und Agenturen
Mit der Übernahme der zwölf Carrefour-Hypermärkte durch Coop setzt sich der Konzentrations-Prozess im Detailhandel fort.
Die Ankunft der deutschen Discounter Aldi und Lidl auf dem Schweizer Markt die Konkurrenz im Lebensmittelverkauf verschärft.
Im Januar 2007 landete der grösste Schweizer Detailhändler Migros einen grossen Coup: Er übernahm 70% des Discounters Denner, der Nummer Drei im Detailhandel.
Globus-ABM hatte 1995 Filialen von Jelmoli gekauft, bevor Globus selber wiederum von Migros 1997 geschluckt wurde.
Coop kaufte 2002 Waro und 2004 die Epa.
Coop hatte seinerseits Ende Mai bekanntgegeben, von der Jelmoli-Gruppe den Elektronikhändler Fust zu übernehmen.
Sowohl die mehrheitliche Übernahme von Denner durch Migros, als auch Übernahme von Fust und Carrefour durch Coop sind bei der Wettbewerbskommission (Weko) hängig.
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