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Grounding vor Gericht, im Buch und im Kino

Nach der Demontage der Swissair kam die Swiss zum Zug - ausgestanden ist das Grounding aber noch keineswegs. Keystone

Drei Jahre sind seit dem Aus für die Swissair vergangen. Die Liquidation schreitet voran, Klagen gegen Swissair-Manager hängen in der Luft. Vor Gericht kämpft Mario Corti um seine Ehre, André Dosé macht Geständnisse in seinem Buch.

Und das Grounding soll jetzt auch noch verfilmt werden.

Die ersten Tage im Oktober vor drei Jahren waren turbulent: Bilder von Swissair-Flugzeugen am Boden gingen um die Welt. Der Schweizer Fluglinie war der finanzielle Schnauf ausgegangen, auf den Anzeigetafeln hiess es hinter der SR-Flugnummer nur noch «Cancelled». Das Wort «Grounding» bereicherte innert kürzester Zeit den helvetischen Wortschatz.

Der Bundesrat schoss zwar Millionen ein und hielt die von der Tochter Crossair gekaufte Swissair als neue Swiss am Leben, aber der Schock in der Schweizer Bevölkerung sass tief.

Ein Film will die letzten Tage des fliegenden Nationalstolzes Swissair aufarbeiten. Genau vier Jahre nach dem Grounding – also in einem Jahr – ist der Kinostart geplant.

Was wirklich geschah

«Warum stand der Flugbetrieb am 2. Oktober 2001 still?», fragt Filmproduzent Peter-Christian Fueter rhetorisch bei der Präsentation seines Projektes. Der Film «Grounding – Die letzten Tage der Swissair» werde zeigen, was damals wirklich geschah.

Grundlage des Films sei das Sachbuch «Der Fall der Swissair» von «Bilanz»-Chefredaktor René Lüchinger. Zudem stütze man sich auf neue Dokumente, Berichte und Gespräche mit Betroffenen, sagt Fueter, der viele neue Erkenntnisse verspricht. Allerdings: «Trotz aller gesellschaftspolitischen Relevanz des Themas, wollen wir in erster Linie eine spannende Geschichte erzählen.»

Gedreht werde der Streifen von Mitte Januar bis Ende März 2005 zum grössten Teil an den Originalschauplätzen. Hauptdrehort ist der einstige Swissair-Konzernsitz am Balsberg.

Verantwortlichkeits-Klagen nicht vom Tisch

Derweil läuft die Liquidation des einstigen Swissair-Konzerns weiter auf Hochtouren. Letzte Verkäufe – etwa der Immobilienfirma Avireal – sind laut
Swissair-Sachwalter Karl Wüthrich im Gang.

Gegen zehn Mitarbeiter bearbeiteten viele Laufmeter Akten. Allein die Namensliste der rund 15’000 Gläubiger umfasse rund 4500 Seiten. Wüthrich hofft, die Arbeit nächstes Jahr abschliessen zu können.

Ende dieses Jahres soll bereits klar sein, ob gegen einzelne Führungskräfte der Swissair Klage eingereicht wird. Die Wahrscheinlichkeit sei grösser geworden, sagte Wüthrich gegenüber Radio DRS. Die Abklärungen seien sehr weit fortgeschritten, Entscheide aber noch nicht gefallen.

«Man muss diese Sachen sehr genau anschauen», sagte er. Bei Verantwortlichkeits-Prozessen müsse man den Verantwortlichen Fahrlässigkeit nachweisen, was schwierig sei.

Den Schaden aus dem Zusammenbruch der Fluggesellschaft bezifferte er auf zwischen 10 und 15 Mrd. Franken.

Corti gegen Journalisten

Bereits vor Gericht kamen Klagen des früheren Chefs der Swissair-Group, Mario Corti. Letzte Woche war es vor dem Bezirksgericht Zofingen um die Verurteilung von drei Medienschaffenden wegen übler Nachrede und Verleumdung gegangen.

Streitpunkte in den zwei getrennt durchgeführten Verhandlungen waren ein im März 2002 erschienener Kommentar im Boulevard-Blatt «Blick» unter dem Titel «Über die Spielchen eines tief gekränkten Mannes» sowie ein im Februar 2002 im «Sonntags-Blick» veröffentlichter Bildbericht mit dem Titel «So zufrieden sieht ein Multimillionär aus».

Das Gericht verurteilte schliesslich eine Journalistin des «Blick» zu einer Busse von 1000 Franken wegen übler Nachrede; die beiden Journalistinnen des «SonntagsBlick» sprach das Gericht hingegen frei.

Vor einem knappen Monat war Corti mit einer weiteren Ehrverletzungsklage vor dem Bezirksgericht Zürich gescheitert. Der Journalist der «SonntagsZeitung» wurde freigesprochen.

Gescheiterter Manager als Autor

Dieser Tage in die Läden kommt hingegen das Buch mit dem Titel «Sturmflug» von André Dosé, erster CEO der neuen Swiss.

Bei der Präsentation vor den Medien wurde klar, dass sich dahinter durchaus schwere Kost verbirgt. «Ich bin heute überzeugt: Es war falsch, die Crossair zum Ausgangspunkt für die neue nationale Fluggesellschaft der Schweiz zu machen. Wir hätten auf der grünen Wiese (…) eine völlig neue Airline gründen müssen», zitiert «Blick» aus dem Kapitel «Meine grössten Fehler».

Und der Berner «Bund» druckte einen Auszug, der dem Polit-Establishment auf den Magen schlagen könnte: «Im April 2003 fragte ihn der damalige CVP-Parteipräsident Philipp Stähelin: ‹Sagen Sie mir jetzt, Herr Dosé, ob die Swiss vor den Nationalratswahlen im Oktober ein existenzielles Problem bekommt – ja oder nein? Was nach den Wahlen passiert, ist uns egal.'»

swissinfo und Agenturen

Im Film zum Grounding treten namhafte Schweizer Schauspieler auf:

Ex-Swissair-Chef Mario Corti wird von Hanspeter Müller («Lüthi und Blanc», «Sternenberg») verkörpert.

Crossair-Gründer Moritz Suter wird von Jürg Löw («Ernstfall in Havanna») gespielt.

UBS-Chef Marcel Ospel wird von Gilles Tschudi («Mein Name ist Bach») gemimt.

Rainer Guldener («Aktenzeichen XY») tritt auf als Ex-CSG-Chef Lukas Mühlemann.

Im Oktober vor drei Jahren war die Swissair am Ende, kam es zum Grounding.

Die Liquidation der Swissair-Group läuft immer noch, Klagen gegen Verantwortliche sind nicht vom Tisch.

Ex-Swissair-Chef Mario Corti kämpft derweil vor Gericht gegen drei Medienschaffende wegen übler Nachrede und Verleumdung.

Ex-Swiss-CEO André Dosé gesteht in seinem Buch schwere Fehler ein.

Das Grounding soll verfilmt werden – Filmstart soll in einem Jahr sein.

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