Gute Konjunktur für sozialen Aufschwung nutzen
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund möchte die gute Konjunktur-Situation dafür einsetzen, die soziale Sicherheit zu verbessern.
In die Agenda 2007 geschrieben hat der SGB auch die Fortsetzung seiner Bemühungen um das flexible Rentenalter ab 62 Jahren.
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SGB
Löhne und Arbeitsbedingungen müssten wieder besser werden, sagte Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), am Freitag an der Jahresmedienkonferenz in Bern.
Statt den Stress für alle, die Arbeit haben, noch mehr zu steigern, müsse jetzt endlich die Arbeitslosigkeit stärker abgebaut werden.
Die Gelegenheit, dank der guten Konjunktur die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltiger als bisher zu bekämpfen, dürfe nicht verpasst werden.
Und der Aufschwung müsse auch dazu genutzt werden, die seit Jahren verschleppte Finanzierung der Invalidenversicherung (IV) einer Lösung zuzuführen.
Wahlen – kein Grund, um sich zu drücken
Die bevorstehenden Wahlen dürften kein Grund sein, sich ein weiteres Jahr um diese Aufgabe zu drücken. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Finanzierung der IV unter wirtschaftlich weit ungünstigeren Verhältnissen vorgenommen werden müsse.
Das Volk wünsche sich angesichts des Strukturwandels und der grossen Umbrüche im Arbeitsmarkt nicht weniger, sondern mehr soziale Sicherheit, sagte Rechsteiner.
Das hätten das Nein zur 11. AHV-Revision und das Ja zu einheitlichen Kinder- und Ausbildungszulagen gezeigt.
Fortsetzung im Kampf für gleiche Löhne
Seine 2006 gestartete Lohnkampagne will der SGB im neuen Jahr fortsetzen. Es stehe eine weitere Runde im Kampf für gleiche Löhne für Frauen und Männer an, sagte Rechsteiner dazu.
Der SGB habe zwar erreicht, dass in vielen Branchen die Reallöhne seit fünf Jahren erstmals wieder erhöht wurden. «Doch in verschiedenen Bereichen wären höhere generelle Abschlüsse für die unteren und mittleren Einkommen nötig und möglich gewesen», so der SGB-Präsident.
Auf der Agenda 2007 hat der SGB weiter den Schutz jugendlicher Arbeitnehmer.
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SGB
Jüngste Arbeitnehmer schützen
Erste Vorschläge zur Verordnung, die Anfang August in Kraft treten soll, enthielten Ausnahmen mit schwer wiegenden Folgen für die Gesundheit und die Sicherheit der Jugendlichen, warnte SGB-Zentralsekretärin Doris Bianchi.
Im Sommer 2006 senkte der Nationalrat als Zweitrat das Jugendschutzalter im Arbeitsgesetz von 20 auf 18 Jahre. Jugendliche ab 18 können neu auch für Nacht- und Sonntagsarbeit eingesetzt werden.
Die Unternehmenssteuerreform II will der SGB im Verbund mit den linken und grünen Parteien bekämpfen.
Paradoxe Arbeitsmarkt-Situation
Der neue SGB-Chefökonom Daniel Lampart machte auf die paradoxe Situation bei der Beschäftigung aufmerksam: «Es gibt zwar mehr Arbeit, die Arbeitslosigkeit nimmt aber nur langsam ab. Die Angestellten müssen vermehrt länger und härter arbeiten.»
Gleichzeitig soll die hohe Unterbeschäftigung von mehr als 200’000 Vollzeitstellen in der Schweiz reduziert werden.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz sei im internationalen Vergleich «der Überflieger». Auch im 2007 dürfte das BIP-Wachstum gemäss SGB-Schätzungen gut 2% betragen. Düstere Zukunftsszenarien wie jene der Strukturpessimisten aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) seien nicht angebracht.
swissinfo und Agenturen
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AHV
Laut dem Gewerkschaftsbund ist die Anzahl Personen, die nur über eine befristete Anstellung verfügen, seit 2003 um 25% gestiegen.
Jene, die eine Arbeit auf Abruf haben, wuchs im gleichen Zeitraum um 12%.
Die Anzahl der Personen mit temporären Verträgen nahm von knapp 100’000 auf über 250’000 zu.
Der SGB erwartet für 2007 eine Fortsetzung des Aufschwungs.
Das Brutto-Inlandprodukt dürfte um etwas mehr als 2% zunehmen.
Die Unternehmen werden ihre Personalbestände aufstocken.
Die Arbeitslosigkeit wird auf 2,7% geschätzt.
Die Teuerung dürfte, übers Jahr gesehen und Überraschungen seitens des Ölpreises ausgeschlossen, etwa 1% betragen.
Der SGB befürchtet ausserdem einen möglichen Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken und eine Abwärtskorrektur der bereits hoch bewerteten Aktienmärkte.
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