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Härtere Zeiten für Schweizer Bauern

Wohin führt der Weg in der Schweizer Landwirtschaft? Keystone

Für Bern sind die Auswirkungen der Reformen in der Landwirtschaft erträglich. Die Bauern sehen es anders und geben der WTO die Schuld.

Sie beklagen die immer grösser werdenden Existenzsorgen. Dabei könnte sich die Lage noch zuspitzen.

Die Reform der Schweizer Landwirtschaft sei auf Kurs, sagte Manfred Bötsch, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft am Donnerstag bei der Präsentation des Agrarberichts 2004.

Mit dem Berichtsjahr 2003 sei die agrarpolitische Reformperiode der Schweiz 1999 bis 2003 zu Ende gegangen, sagte Bötsch. Er rechnet damit, dass die Agrarausgaben bei 3,9 Mrd. Franken pro Jahr weiter stagnieren. Damit kämen härtere Zeiten auf die Agrarpolitik zu.

Die Umsetzung der Liberalisierungsschritte der Welthandels-Organisation WTO werde im ökonomischen und sozialen Bereich allerdings einer Gratwanderung gleichkommen.

In den «Doha-Bestimmungen» der Welthandelsrunde (WTO) geht es um die künftigen Subventionen an die Landwirtschaft im Innern und die Exportsubventionen, welche abgebaut werden sollen.

Die Bauern befürchten, dass ihnen die laufende Doha-Runde der WTO nach Ablauf der Übergangsfrist jährliche Einkommensverluste von zwischen 1,5 bis 2,5 Mrd. Franken bescheren wird.

Konsument hat nichts davon

2003 ging für die Landwirtschaft eine fünfjährige Reformperiode zu Ende. Alle staatlichen Preis- und Absatzgarantien wurden abgeschafft, die finanziellen Mittel zur Marktstützung reduziert, Direktzahlungen an einen ökologischen Leistungsnachweis geknüpft.

Die neue Agrarpolitik führte dazu, dass der Preisabstand zur EU für die Bauern seit 1990 um 28% zurückging.

Anders sieht es auf der Konsumentenseite aus. Kostete ein Standardwarenkorb 1990 rund 700 Franken mehr als in der EU, beträgt diese Differenz nun 870 Franken.

Der Abstand zur EU erhöhte sich um 25 Prozent. Damit wurden die Preisnachlässe nicht an den Konsumenten weiter gegeben, sondern blieben im Zwischenhandel hängen.

Noch 66’000 Betriebe

Laut dem Agrarbericht des BLW hat die Landwirtschaft die Reform gut verkraftet. Jährlich geben 2,5% der noch rund 66’000 Betriebe auf. Zurzeit sind es pro Jahr noch etwa 1500 gegenüber 2500 zu Beginn der Neunzigerjahre. Nebenbetriebe sind deutlich häufiger betroffen als Hauptbetriebe.

Das durchschnittliche Einkommen in der Landwirtschaft pro Arbeitskraft stieg von 40’600 Franken in den Jahren 1996/98 auf 41’700 Franken in den Jahren 2001/03.

Mehr Ökologie

Kontinuerlich angestiegen sind die ökologischen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern. Die ökologischen Ausgleichsflächen nahmen zwischen 2002 und 2003 um weitere 3% zu, die biologisch bewirtschaftete Fläche vergrösserte sich um 7%.

2003 wurden insgesamt 6182 Biobetriebe gezählt. Sie bewirtschaften gut 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Die Agrarpolitik habe nicht zu den wachsenden Defiziten der Bundesfinanzen beigetragen, sagte Bötsch. Der Anteil der Ausgaben für Landwirtschaft und Ernährung am Bundesbudget tendierten von einst 9 gegen 7%.

Bauern zurückhaltend

Die Schweizer Bauern reagierten zurückhaltend auf den Agrarbericht 2004. Weitere Liberalisierungen sind ihrer Meinung nach ohne Kompensationen und flankierende Massnahmen nicht machbar.

Die wirtschaftliche Situation sei auf vielen Betrieben sehr schwierig, schreibt der Schweizerische Bauernverband SBV. Der Anteil der Betriebe mit einer negativen Eigenkapitalbildung liege zwischen 30 und 40%.

Auch der SBV hält fest, dass die in der Landwirtschaft erzielten Preissenkungen nicht an die Konsumenten weiter gelangt seien.

Die Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern (VKMB) teilt die Einschätzung des Bauernverbandes. Der Strukturwandel vollziehe sich jedoch an der «Grenze der Sozialverträglichkeit», heisst es in einer schriftlichen Reaktion.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz gibt es 66’000 Bauernbetriebe
Rund 6000 davon betreiben Biolandwirtschaft
Nur noch 30% der Betriebe sind Vollerwerbs-Betriebe
Das Durchschnitts-Einkommen beträgt gut 41’000 Franken pro Arbeitskraft.

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