Handelshaus André & Cie vor der Liquidation

Der im Getreidehandel tätigen André & Cie bleibt nach dem Verkauf der verbleibenden Vermögenswerte nur die Liquidation. Das 123 Jahre alte Traditionsunternehmen hat laut Konzernchef Friedrich Sauerländer keine andere Wahl.
Das Gesuch, die Nachlassstundung um weitere sechs Monate zu verlängern, sei wie geplant eingereicht worden, sagte Sauerländer am Donnerstag (10.05.). Laut Generalsekretär Yves Cuendet findet zunächst eine Anhörung vor dem Richter statt. Ein Entscheid werde in der zweiten Maihälfte fallen.
Maximal zwei Jahre Galgenfrist
Im März war dem Westschweizer Handelshaus eine provisorische Nachlassstundung für zwei Monate gewährt worden. Maximal könnte die Galgenfrist für den Verkauf aller Aktiven auf zwei Jahre verlängert werden.
Cuendet zeigte sich optimistisch, dass der Richter dem jüngsten Gesuch entsprechen werde. Die Nachlassstundung sei die beste Lösung zur Befriedigung der Gläubiger.
Einzelne Firmenteile verkauft
Nach grossen Verlusten hatte André & Cie in den letzten Monaten diverse Geschäftsbereiche abgestossen. Anfang April hatte André und Cie sämtliche Aktivitäten in Asien an die Nobel Group mit Sitz in Hongkong für 64 Mio. Dollar verkauft.
Einen Käufer sucht der Konzern ferner für seine Aktivitäten in Argentinien. Die Gruppe, die einstmals zu den fünf grössten Getreidehändlern der Welt gehörte, hatte Anfang März das Ende ihrer kommerziellen Aktivitäten in Europa und Afrika angekündigt.
Bereits im Januar hatte die Gruppe die Streichung von weltweit 700 bis 850 Arbeitsplätzen mitgeteilt; in der Schweiz 75 von insgesamt 240 Arbeitsplätzen. Derzeit beschäftigt André & Cie noch 100 Personen in Lausanne, die mit der Liquidation beschäftigt sind.
Das Handelshaus hatte 1999 einen Verlust von 285 Mio. Dollar eingefahren. Im letzten Jahr waren es 209 Mio. Dollar. Die Bankschulden beliefen sich Ende 2000 auf 407 Mio. Dollar bei einem Eigenkapital von lediglich 209 Mio. Dollar.
swissinfo und Agenturen

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