Hans Rudolf Würgler erhält Auslandschweizer-Preis
Hans Rudolf Würgler, Honorarkonsul in Misiones, Argentinien, wird zum Auslandschweizer des Jahres erkoren. Die FDP Schweiz International verleiht diesen Preis zum dritten Mal.
In Misiones hat Würgler mit seiner Frau eine bedeutende Schule und ein Sozialwerk aufgebaut.
Die Jury hat Hans Rudolf Würgler für seinen langjährigen unermüdlichen Einsatz im Interesse der in der argentinischen Provinz Misiones lebenden Menschen mit dem Auslandschweizer-Preis des Jahres 2004 ausgezeichnet.
Grosse Schweizer Kolonie in Misiones
Würgler wurde 1937 in einer kleinen und ärmlichen Provinz Argentiniens, in Misiones, geboren. In Misiones lebt nach Buenos Aires die zweitgrösste Schweizer Kolonie Argentiniens.
Mit 14 Jahren kam er erstmals in die Schweiz, um sich beruflich solide auszubilden. Da seine Eltern in Misiones Pflanzer waren, besuchte er die Landwirtschaftliche Schule und machte seinen Militärdienst.
Vom Lehrer zum Direktor
1958 kehrte er als Diplomlandwirt zurück. Geprägt von den Erlebnissen reiste er 1961 nochmals in die Schweiz und studierte an der ETH. 1961 heiratete er die Zürcherin Helga Rüegger. 1962 wanderten sie definitiv nach Misiones aus.
Während rund 40 Jahren baute Würgler zusammen mit seiner Frau die Schule für Landwirtschaft und Technik «Instituto Linea Cuchilla» auf. Diese gilt als eines der wohl bedeutendsten Sozialwerke der Gegend, auch «Scuola Suiza» genannt. Viele junge Menschen bilden sich dort weiter und verdienen ihren Lebensunterhalt.
Die Schule geht ursprünglich auf Pastoren zurück. Später wurde aus der Grundschule eine landwirtschaftliche Berufs- und Mittelschule mit klarer ethischer Ausrichtung.
1980 wurde Würgler, bisher Lehrer an der Schule, zum Direktor gewählt. Er wurde letzten März pensioniert.
Inzwischen wurde auch der Bund auf die Organisationstalente von Würgler aufmerksam. 1980 wurde er zum Korrespondenten der Schweizer Botschaft in Argentinien bestimmt, 1990 zum Honorarkonsul.
Stark von den Problemen des Landes betroffen
Die Laudatio an der Preisübergabe am Donnerstagnachmittag in Basel hielt Botschafter Armin Ritz. Er betonte, dass Würglers Weg vom Lehrer zum Schuldirektor-Unternehmer auch für die Schweizer in der Schweiz selbst vorbildlich sei. Hilfe könne nämlich nicht immer nur vom Staat erwartet werden. So führte er Renovationen an der Schule mit Lehrern und Schülern in eigener Regie durch.
Die landwirtschaftlichen Produkte der Gutsbetriebe der Schule haben weit über Misiones hinaus einen guten Ruf. «Zuerst haben wir sie für uns selbst angebaut, dann für unsere Familien», sagte Würgler im Gespräch mit swissinfo.
«Schliesslich begannen wir, sie unseren Bekannten weiter zu verkaufen. So entwickelte sich die Schule vom Selbstversorger zum Nahrungsmittelproduzent und –verkäufer.»
Und über Privatspenden wurde es möglich, dass 40% der Schüler weiterhin Stipendien erhalten können.
Politik schuld am Niedergang
Zu den Gründen der wirtschaftlichen Krise im Land befragt, meinte Würgler, dass es vor allem die Politik war – egal welcher Couleur –, die das Land im In- und Ausland verschuldete. Seit etwa eineinhalb Jahren spüre man nun eine gewisse Erholung.
«Da zahlreiche Argentinien-Schweizer in Misiones Kleinunternehmer und Gewerbler sind, traf sie die Krise besonders stark», so Würgler weiter. «Auch die Abwertung der Landeswährung brachte den landwirtschaftlichen Produzenten in Misiones weniger als anderen Wirtschaftsbranchen.»
Unangenehm sei es auch während der Militärdiktatur gewesen: Würgler und seine Schule hatten unter den Militärs zu leiden, ein Lehrer sei sogar gefoltert worden.
Der Preis fördert die Anerkennung der Auslandschweizer
Mögliche Preisträgerinnen und –träger werden aus dem Kreis der diplomatischen Botschaften, vom Auslandschweizerrat, der Auslandschweizer-Organisation (ASO) und der Mitglieder der FDP Schweiz International vorgeschlagen.
Für 2004 gab es rund 30 qualifizierte Kandidaturen aus verschiedenen Ländern und Fachgebieten. «Wir standen vor der Qual der Wahl», sagte Jury-Mitglied Georg Stucky, Präsident der Auslandschweizer-Organisation. «20 Männer, sechs Frauen, einige Ehepaare und vier Organisationen kamen in Frage.»
Diese hohe Zahl und die gute «Qualität» der Vorgeschlagenen, wird von den Organisatoren als Beweis dafür angesehen, dass der Award Anklang findet.
Im Ausland werden die Nominierten unter anderem daran gemessen, inwiefern sie das Wohl des Gastlandes und dessen Einwohner, das Wohl der Auslandschweizer-Gemeinde im Gastland und/oder das Image der Schweiz beeinflussen können.
Die Nominierten im Inland werden vor allem unter dem Aspekt der Förderung der Anliegen der «fünften Schweiz» ausgewählt.
swissinfo, Alexander Künzle, Basel
Der Auslandschweizer-Preis wird von der FDP Schweiz International verliehen. Er soll die Anliegen der Auslandschweizer unterstützen und ihre Anerkennung fördern.
Die Jury setzt sich aus sechs Mitgliedern zusammen, Jury-Präsident ist Hugo Bütler, Chefredaktor der NZZ.
Den 2003er Preis erhielt die in New York lebende Schauspielerin Linda Geiser.
2002 war der Award der 82-jährigen Ungarn-Schweizerin Raymonde Berthoud zugesprochen worden.
Der diesjährige Preisträger Hans Rudolf Würgler ist Argentinien-Schweizer und seit 1990 Honorarkonsul für die arme Provinz Misiones.
Er wurde 1937 dort geboren. Mit 14 Jahren kam er erstmals in die Schweiz, um sich zu schulen.
Da seine Eltern in Misiones Pflanzer waren, besuchte er die Landwirtschaftliche Schule und machte seinen Militärdienst. 1958 kehrte er zurück.
Er lernte die teils prekären Lebensbedingungen der ausgewanderten Schweizer in dieser Urwald-Provinz kennen.
1961 reiste er nochmals in die Schweiz, studierte an der ETH und heiratete die Zürcher Lehrerin Helga Rüegger.
Während rund 40 Jahren leitete das Ehepaar in Misiones die landwirtschaftliche und technische Schule «Instituto Linea Cuchilla», die auch als Sozialwerk diente.
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