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Heftige Kritik an Spitzenlöhnen der CS-Manager

CS-Präsident Walter Kielholz verteidigt an der GV die Spitzenlöhne. Keystone

Auch an der Credit-Suisse-Generalversammlung kritisierten die Aktionäre die Führungsetage wegen ihren Millionengehältern. Diese seien eine Schande und ungerechtfertigt.

Vor 10 Tagen waren die Spitzenlöhne und die so genannten Anreizeinheiten für Manager ein Thema an der UBS-GV.

«Ich bin erzürnt und enttäuscht über die Gehaltsforderungen dieser Herren da oben auf dem Podium», sagte einer der über 2500 Aktionäre am Freitag im Zürcher Hallenstadion unter kräftigem Applaus. Diese seien angesichts der Kursentwicklung der Credit-Suisse-Aktie in den vergangenen 10 Jahren nicht gerechtfertigt.

Ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten insbesondere die so genannten Anreizeinheiten (Performance Incentive Plan Units), die je nach Erreichung der Ziele nach 5 Jahren in eine bestimmte Anzahl CS-Aktien umgewandelt werden.

Die Anzahl Aktien, die pro Anreizeinheit geliefert werden, basiert auf einer im Voraus festgelegten Skala und ist abhängig von der Kursentwicklung der CS-Aktie im Vergleich mit Konkurrenzunternehmen. Wie viel dies für 2005 ist, steht nicht im Geschäftsbericht.

Es wird lediglich aufgeführt, dass CS-Chef Oswald Grübel und seine fünf weiteren Geschäftsleitungs-Mitglieder als Entschädigung 101,6 Mio. Fr. (davon 46,2 Mio. Fr. in bar) und 816’000 Anreizeinheiten bekamen. Optionen wurden keine gewährt.

Der gesamte Verwaltungsrat bekam 20,5 Mio. Fr. (davon 11,1 Mio. in bar). Den Löwenanteil von 12,1 Mio. Fr. (davon 7,1 Mio. Fr. in bar) erhielt Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz.

«Anreize sind masslos»

Geschäftsführer Dominique Biedermann von der Anlagestiftung Ethos, die mehrere Pensionskassen vertritt, geisselte die Intransparenz bei den Anreizpapieren.

Erst auf mehrmaliges Nachfragen habe die CS bekannt gegeben, dass jeder der sechs Spitzenmanager die Möglichkeit hätte, über 100 Mio. Fr. zu verdienen, wenn sich die Aktie auf 140 Fr. verdoppeln würde, wie dies Grübel anstrebe.

«Solche Anreize sind nicht nur unangemessen, sondern masslos», sagte Biedermann, der künftig eine Abstimmung der Aktionäre über solche Anreizeinheiten und die Entschädigungspolitik forderte.

Im Vergleich zu Grübel und seinen Kollegen erscheine der viel geschmähte UBS-Chef Marcel Ospel «als Ausbund an Bescheidenheit», sagte ein Kleinaktionär.

Manager müssen investieren

Verwaltungsratspräsident Kielholz verteidigte das Anreizprogramm. Dieses sei eingeführt worden, nachdem das Optionenprogramm abgeschafft worden sei. Denn der Wert der Optionen hänge weniger von der Unternehmensleistung, sondern mehr von der Marktlage ab.

Zudem seien die Optionen noch zusätzlich zu den Boni bezahlt worden. Und dies sei zuviel, sagte Kielholz. Bei Optionen habe das Management überdies kein Kursverlustrisiko.

Dies sei bei den Anreizeinheiten anders. «Wir zwingen die Manager, 75% ihrer Boni in dieses Programm zu investieren», sagte Kielholz. Damit werde ein grosser Teil der Boni zwangsweise langfristig angelegt, «und wenn es unglücklich herauskommt, ist der Bonus weg.»

Der Baranteil des Salärs diene dazu, dass die Manager die Steuern bezahlen könnten, die auf den Anreizeinheiten voll anfallen würden, sagte Kielholz: Die Kosten der Anreizeinheiten trage der Mitarbeiter, der seinen Bonus darin investiere.

Keine Wellenreiter mehr

Mit Abschaffung des Optionsprogramms zugunsten der Anreizeinheiten sei eine Umschichtung vom kurzfristigen Wellenreiter zum langfristigen Manager beabsichtigt worden, sagte Kielholz.

Trotz der Kritik brachte die CS-Spitze alle Anträge an der GV mit über 95% Ja-Stimmen durch. Kielholz und Vize-Präsident Hans-Ulrich Doerig wurden mit über 98% Zustimmung für eine weitere Periode von drei Jahren gewählt.

swissinfo und Agenturen

UBS-Chef Marcel Ospel ist der bestbezahlte Top-Manager in der Schweiz: 2005 kassierte er 24 Mio. Franken. Zweitgrösster Verdiener ist Oswald Grübel von Credit Suisse (22 Mio.), gefolgt von Daniel Vasella von Novartis (21,3 Mio.), Franz Humer von Roche (14,7 Mio.) und Peter Brabeck von Nestlé (13,6 Mio.). Der Schweizer Durchschnittslohn beträgt rund 75’000 Fr. (brutto) im Jahr.

Eine im Juni 2005 publizierte Studie der Gewerkschaft Travail.Suisse hat Alarm ausgelöst: Die Kluft zwischen den Löhnen der Top-Manager von schweizerischen multinationalen Konzernen und jenen der Angestellten wird immer grösser.

Der offenkundigste Fall ist UBS-Chef Marcel Ospel, der 302 mal mehr verdient als die «normal» verdienenden UBS-Mitarbeiter.

Im Juli 2002 empfahl die Schweizer Börse, (swx) die obligatorische Offenlegung der Manager-Löhne von börsenkotierten Unternehmen.

Letzten Herbst beschloss das Schweizer Parlament, diese Empfehlung ins Obligationenrecht aufzunehmen.

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