Hirslanden kommt in südafrikanische Hände
Die Hirslanden-Gruppe, die grösste Schweizer Privatklinik-Kette, geht für rund 2,8 Mrd. Franken an die südafrikanische Medi-Clinic Corporation Ltd. über.
Der Verwaltungsrat der Hirslanden-Kette verspricht sich davon ein grosses Entwicklungspotenzial. Die südafrikanische Klinikgruppe Medi-Clinic macht sich mit dieser Aquisition erstmals auf dem internationalen Markt bemerkbar.
Falls die Wettbewerbskommission keine Einwände erhebt, ist der definitve Abschluss der Übernahme für Oktober 2007 vorgesehen, wie es in einem Pressecommuniqué der beiden Privatklinik-Gruppen vom Donnerstag hiess.
Verkauft wird das Aktienpaket vom bisherigen Besitzer der Hirslanden-Gruppe, der britischen Holding BC Partners Fund, welche die Gruppe 2002 von der UBS übernahm. Der Unternehmenswert betrage rund 3,6 Mrd. Franken, hiess es weiter.
Kein Personalabbau vorgesehen
Bei der Hirslanden-Gruppe zeigte man sich erfreut. «Zum ersten Mal hat die Hirslanden-Gruppe einen strategischen Langzeitpartner gefunden, der den gleichen Fokus hat wie wir», wird CEO Robert Bider in einer Mitteilung zitiert. «Wir sind überzeugt, dass die Partnerschaft grosses Potenzial für die Zukunft hat.»
Für die südafrikanische Klinikgruppe, die an der Johannesburger Börse kotiert ist, bedeutet die Akquisition gemäss Mitteilung einen ersten unternehmerischen Schritt nach Europa.
«Personal soll in der Schweiz nicht abgebaut werden», sagte Medi-Clinic-Verwaltungsratspräsident Edwin Hertzog. «Wir wollen wachsen und nicht verkaufen.»
Medi-Clinic wurde 1983 von Hertzog gegründet. Sie besitzt rund 26% Marktanteil im südafrikanischen Gesundheitswesen. Sie vereinigt über 50 mehrheitlich im Belegarztsystem geführte Spitäler mit rund 7000 Betten und 13’000 Mitarbeitenden.
Interesse an einer Übernahme der Hirslanden-Gruppe hatte im April auch die Westschweizer Medien- und Gesundheitsgruppe AGEN Holding gezeigt.
Kritik von Swiss Leading Hospitals
Laut Swiss Leading Hospitals (SLH), einer Vereinigung unabhängiger Privatkliniken in der Schweiz, zeigt der Verkauf der Hirslanden-Gruppe, «dass die Investorengruppe BC Partners Fund stets eine Politik der 5-Jahres-Gewinnmaximierung verfolgt».
Diese Entwicklungen seien bedenklich, hiess es im SLH-Communiqué vom Donnerstag. Der Gewinn, den die Investoren mit dem Verkauf gemacht hätten, sei indirekt auch dem Schweizer Gesundheitssystem entzogen worden und schade der freien und privaten Medizin nachhaltig.
swissinfo und Agenturen
Die Hirslanden-Gruppe umfasst 13 Privatkliniken in 9 Schweizer Kantonen.
Sie bewirtschaftet derzeit 1275 Betten und beschäftigt rund 3600 Personen.
Im Jahr 2006 betrugen die Bruttoeinnahmen 907 Mio. Franken. Das Betriebsergebnis belief sich auf 206 Mio. Franken.
Die Hirslanden-Gruppe entstand im Juli 1990 aus dem Zusammenschluss der Klinik Hirslanden mit den vier damals zur AMI-Gruppe (American Medical International) gehörenden Kliniken Im Schachen in Aarau, Beau-Site in Bern, Cecil in Lausanne und Im Park in Zürich.
2002 wurde die Hirslanden-Gruppe an die europäische Beteiligungsgesellschaft BC Partners Funds verkauft.
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