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Historisches Allzeithoch für die Schweizer Börse

Die Aktienkurse erfeuen die Banker - hier bei der Bank Julius Bär. Keystone

Mit über 8500 Punkten hat die Schweizer Börse am Donnerstag den höchsten je erreichten Stand erreicht. Der bisherige Rekord datierte vom Juli 1998.

Finanzexperten sind der Ansicht, dass der Aktienmarkt momentan nicht überbewertet sei. Der momentane Höhenflug könnte sich fortsetzen.

Die Anleger sind weltweit im Rekordfieber. Die Schweizer Börsenindizes SMI und SPI erklommen am Donnerstag neue Rekordhöhen. Der SMI brach den bisherigen Rekord von 8489 Punkten vom 21. Juli 1998 und knackte erstmals die Marke von 8500 Zählern. Der SPI beschloss den Tag auf absolutem Höchststand.

Nicht auf Sand gebaut

Nach Ansicht der meisten Experten ist die Börsenhausse dieses Mal nicht auf Sand gebaut und könnte daher anhalten. “Der Markt befindet sich auf einem soliden Fundament, es ist nicht nur heisse Luft drin”, sagte Claude Zehnder, Marktanalyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Im Gegensatz zu Zeiten des Börsenhypes sei der derzeitige Aufwärtstrend von den Bluechips (umsatzstarke Aktien von Aktiengesellschaften mit hohem Börsenwert) getragen und die Bewertungen basierten mehr auf Ergebnissen als auf hohen Erwartungen.

Tiefere Bewertung als 1998

Diese Auffassung teilt Christian Gattiker von der Bank Julius Bär. Aufgrund der erwarteten Gewinne sei der Markt fast 30% tiefer bewertet als vor acht Jahren. Die Gewinnschätzungen seien zudem viel vorsichtiger als im Oktober 1998.

Auch Börsenexperte Kurt Strittmatter von der Bank Rahn & Bodmer findet den Aktienmarkt nicht überbewertet. Im Vergleich zu 1998 oder 2000 sei die Stimmung keineswegs euphorisch, sondern als nüchtern zu bezeichnen. Die Hausse werde auch von vielen Anlegern gar nicht als solche wahrgenommen.

Andere Stimmen warnen jedoch, dass der Optimismus und die Gier der Marktteilnehmer gross sei. Dies zeige sich auch an der jüngsten Gerüchtewelle, die auf fruchtbaren Boden stosse. Zudem hätten die Gewinne bereits Rekordhöhen erreicht, gibt Gattiker zu bedenken. Das gegenwärtige Gewinnniveau liege fast 20% über dem 10-Jahres-Trend.

Längere Durststrecke

Seit dem letzten Höchststand mussten die Anleger längere Durststrecken überwinden. Kurz nach Erreichen des Höchststands von 8489 Punkten am 21. Juli 1998 brach der Swiss Market Index (SMI) der Schwergewichte im Zuge der Asien- und Russlandkrise sowie des Crashs des Hedge-Fonds LTCM ein.

Die darauf folgende Technologie-Euphorie bescherte der Börse aber schon bald wieder deutliche Kursgewinne. Am 25. August 2000 wurde mit einem Stand von 8407,5 Punkten schon fast wieder das Rekordniveau von 1998 erreicht.

Die Technologieblase platzte allerdings im Frühjahr 2001 und der Rückschlag zog sich hin bis Anfang 2003, vor Ausbruch des Irak-Kriegs, als der SMI auf einem Tiefstand von 3618 Punkten zurückfiel. Seither zeigt der Trend jedoch wieder nach oben.

Im Jahr 2003 gewann der Index trotzdem noch 18,5%, 2004 waren es 3,7% und 2005 betrug das Plus sogar 33,2%. Auch die Performance seit Beginn dieses Jahres kann sich mit 10,7% sehen lassen.

Weiter freundliche Tendenz erwartet

Dieser positive Trend dürfte gemäss den meisten Experten anhalten. Bis Ende 2006 sieht die ZKB den SMI in der Gegend von 8600 Punkten. Allzu viel dürfe zwar sicher nicht mehr erwartet werden, doch auch das nächste Jahr könne durchaus noch gut werden, meint Zehnder.

Gemessen an den Aussichten müsste es noch “deutlich höher” gehen, gibt sich auch Strittmatter optimistisch. Ein Händler spricht gar davon, dass der SMI bereits bis Jahresende auf 9000 Punkte steigen könnte.

swissinfo und Agenturen

Der Swiss Market Index (SMI) ist der wichtigste Index der Schweizer Börse (SWX)
Er vereinigt die 27 grössten Aktien-Titel
Um dieses „Blue Chips” werden 90% des Gesamthandels des SWX durchgeführt.
Am Donnerstag schloss der SMI auf 8511,05 Punkten. Das Tages- und damit Allzeithöchst wurde bei 8514,74 Punkten erreicht.
Das bisherige Rekordhoch datierte vom 21. Juli 1998 (8499 Punkte).

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