Hochwasserschäden gehen in die Milliarden
Die in wenigen Tagen entstandenen Hochwasser-Schäden werden sich auf über 2 Mrd. Franken belaufen. Mehr als im gesamten Schadenjahr 1999.
Allein die Privatversicherungen erhielten bis am Mittwoch 23’000 Schadensmeldungen in der Höhe von rund 805 Mio. Franken
Nicht eingeschlossen seien in der Summe von über 800 Mio. Franken Gebäudeschäden kantonaler Gebäude- oder Feuerversicherungen sowie die Schäden an Strassen und Bahnen sowie die Flurschäden, sagten Vertreter des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV), der Dachorganisation der privaten Versicherungswirtschaft in der Schweiz.
Gemäss SVV-Präsident Albert Lauper ist die Schadenaufnahme noch nicht abgeschlossen und die Schadensumme könnte noch weiter ansteigen. Insgesamt ist laut Lauper ein Gesamtschaden von 2 Mrd. Franken «recht realistisch».
Das ist etwa zweimal soviel wie 1999, als die Schweiz auch von verheerenden Hochwasser heimgesucht worden war.
«Den grössten Teil der Schäden werden die Versicherungen decken», sagte Lauper gegenüber swissinfo. Die Unternehmen würden ihren Verpflichtungen unbürokratisch nachkommen.
«Wir haben in der Schweiz einen hohen Deckungsgrad der Versicherungen, und eine grosse Mehrheit der Bevölkerung ist gegen Naturschäden versichert», sagte Lauper weiter.
Massnahmen der Regierung
Der Bundesrat, die Schweizer Regierung, hat am Mittwoch eine Bilanz über das Unwetter der letzten Woche gezogen. Bundespräsident Samuel Schmid dankte zuerst allen Helferinnen und Helfern für ihr grosses Engagement. Eine grosse Solidarität sei durchs ganze Land gegangen.
Die Katastrophe habe aber auch Schwächen des Systems aufgezeigt, sagte Schmid, namentlich bei der Alarmierung, bei der Schadensprävention und beim Hochwasserschutz.
Das Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) wird dem Bundesrat bis am 15. November ausserordentliche Massnahmen zur Behebung der Unwetterschäden vorschlagen.
Parlament muss Bundesmittel beschliessen
Finanzielle Mittel des Bundes sollen für die Reparatur und die Erstellung von beschädigten oder zerstörten Infrastrukturen verwendet werden.
Bei den Hauptstrassen beläuft sich der Bundesbeitrag für die Behebung der Schäden auf bis zu 75%, bei den Nationalstrassen auf bis zu 76%.
Die Bundesbahnen SBB und die Swisscom kommen laut UVEK selber für die Folgekosten auf, die Privatbahnen sollen hingegen Bundeshilfe erhalten. Dazu kommt auch die Instandstellung von Wasserläufen und die Behebung und Sicherung von Rutschungen.
Diese Arbeit umfasse eine Dokumentation der Ereignisse, eine Zusammenfassung der Schäden und einen Vorschlag für die Finanzierung des Wiederaufbaus. Für die Bereitstellung der Finanzmittel braucht es allerdings eine Botschaft und einen Beschluss des Parlaments.
Glückskette sammelt Millionen
Bei der Glückskette sind über 24 Mio. Franken für die Opfer der Unwetter- und Hochwasserkatastrophe in Form von Spenden oder Zusagen eingegangen. Allein im Rahmen des Nationalen Spendentages gingen am Mittwoch über 15,2 Mio. Franken ein.
Die Glückskette sammelt bereits seit Montag letzter Woche für die vom Hochwasser Betroffenen.
swissinfo, Matthew Allen und Agenturen
Die Glückskette erhielt für die nun laufende Aktion bislang Spenden von über 24 Mio. Franken.
Den Rekord ergab die Sammlung nach dem Tsunami im Dezember 04: über 200 Mio. Franken.
Der Spendenrekord für ein Ereignis im Inland liegt bei 74 Mio. Franken und wurde im Herbst 2000 nach den Unwettern im Wallis und im Tessin erzielt.
Die Flut 2005 verursachte in fünf Tagen mehr Schäden, als im gesamten Schadenjahr 1999 verzeichnet worden waren.
Bei den Privatversicherungen trafen bislang rund 23’000 Schadenmeldungen in der Höhe von über 800 Mio. Franken ein.
Allein der Kanton Bern, einer der am stärksten betroffenen Kantone, meldet Privatschäden in der Höhe von rund 190 Mio. Franken.
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