Hohe Kakao-Preise könnten Schokolade verteuern
Schweizer Schokolade-Produzenten warnen vor höheren Konsumentenpreisen in der Folge von steigenden Weltmarktpreisen für Kakao.
Kakao-Notierungen erreichten in London letzte Woche ein Vierjahres-Höchst, nachdem an der Elfenbeinküste ein Flugzeug angegriffen wurde, in dem der Premierminister sass.
Laut der Internationalen Kakao-Organisation (ICCO) ist der Preis für Kakao auf den Weltmärkten seit dem Jahreswechsel kontinuierlich gestiegen.
Am Dienstag notierte der Schlusspreis für eine metrische Tonne Kakao in London bei umgerechnet 2613 Franken – damit liegen er 26% höher als im Januar-Durchschnitt.
Der Schweizer Nahrungsmittel-Gigant Nestlé, der die Schokoladenmarken Cailler und KitKat produziert, liess verlauten, dass die steigenden Kakao-Preise wohl keinen grundsätzlichen Einfluss auf das Geschäft haben werden.
Der Konzern mit der Holdingzentrale in Vevey betreibt zwei Produktionsbetriebe an der Elfenbeinküste. Seine Kakao-Einkäufe für das laufende Jahr seien im Grossen und Ganzen gesichert, und er sehe keinen Grund, die geschätzten Wachstumsraten von 5 bis 6% für 2007 zu revidieren.
Dennoch sagte Nestlé-Sprecher François-Xavier Perroud, dass die Endpreise für Konsumenten steigen könnten, falls die Kakaopreise hoch blieben.
«Wenn man Artikel mit starken Marken betreibt wie Nestlé,» sagte Perroud gegenüber swissinfo, «ist es möglich, die Preisaufschläge bis zu einem gewissen Grad auf die Verbraucher zu überwälzen.»
Schlechte Wetterbedingungen
Der Zürcher Gigant Barry Callebaut, weltweit die Nummer 1 in der Schokoladefabrikation, rechnet vorübergehend mit höheren Kakao-Preisen, da die mittleren Ernten in Westafrika (es gibt meistens zwei Ernten pro Jahr) von schlechtem Wetter betroffen waren.
«Das hat Folgen für die Grösse und Qualität der Ernte, und Auswirkungen auf den Preis», meint Callebaut-Sprecherin Josiane Kremer.
«Die Erwartungen für die Grossernte sind auch nicht sehr gut», sagt sie im weiteren. «Das dürfte mittelfristig zu Preiserhöhungen führen. Die Notierungen könnten auf 2695 bis 2940 pro metrische Tonne steigen.»
Auch Barry Callebaut besitzt zwei Produktionsstätten an der Elfenbeinküste. Solche Preiserhöhungen auf den Weltmärkten dürften laut Callebaut zwar auch einen Einfluss auf die Konsumentenpreise haben. Doch Kremer kann deren Höhe jetzt nicht einschätzen.
Lindt & Sprüngli ist noch daran, den Zustand der Kakaomärkte zu analysieren, kann aber eventuelle Preisänderungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kommentieren.
Verknappung
Franz Schmid, Direktor von Chocosuisse, dem Verband schweizerischer Schokoladefabrikanten, glaubt ebenfalls, dass die Kakao-Kosten weiter steigen und die Produzenten sich darauf einrichten werden. «Preiserhöhungen sind nicht zu umgehen.»
In seiner jüngsten vierteljährlichen Publikation von Ende Mai geht die ICCO von einer Verknappung im Kakaoangebot für den Rest des Jahres aus.
Die ICCO geht von einem Produktionsausfall von 7,4% auf insgesamt 3,44 Mio. metrische Tonnen aus. Dem steht eine Mehrnachfrage von 1,8% auf 3,55 Millionen gegenüber.
ICCO-Statistiker Laurent Pipitone meint, dass dieses Angebotsdefizit ein klar preistreibender Faktor ist. Darüber hinaus wirke auch das «Poker Game» mit den Kakao-Futures in den Finanzmärkten preistreibend.
Pipitone sagt, es sei unmöglich vorauszusagen, ob die Preise weiter steigen oder sogar zusammenfallen werden. Frühindikatoren zeigen jedoch für 2008 einen Kakao-Überschuss an.
swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander P. Künzle)
Die grössten Kakao-Produzenten sind die Elfenbein-Küste, Ghana und Indonesien.
Fast 90% der Ernten stammt aus kleineren Betrieben, die unter 5 Hektaren bewirtschaften.
Laut ICCO existieren rund 2,5 Millionen Kleinbetriebe auf der Welt.
Schweizer Schokoladeproduzenten haben letztes Jahr Rekordverkäufe von 1,53 Mrd. registriert, dank vermehrtem Export, wie Chocosuisse bestätigt.
Nach dem Bürgerkrieg der Jahre 2002 und 2003 teilte sich das Land auf in einen von Rebellen kontrollierten Norden und einen regierungstreuen Süden.
Der letzte einer Reihe von Friedensverträgen ist im vergangenen März unterzeichnet worden.
Global Witness, eine Anti-Korruptions-Organisation, schreibt, dass in der Elfenbeinküste sowohl die Rebellen als auch die Regierung den Kakao-Sektor um rund 90 Mio. Dollar plündern, um den Krieg zu finanzieren.
Global Witness befürchtet ein Wiederaufflammen des Kriegs, falls der Friedensprozess nicht vorwärtskommt.
Walter Kälin, Sondervertreter für Vertriebene des UNO-Generalsekretärs, ist eben gerade von einem 5-tägigen Aufenthalt in der Elfenbeinküste zurückgekehrt.
Dabei hat er der Regierung nahegelegt, den tausenden von im Inland Vertriebenen des geteilten westafrikanischen Landes eine sichere Rückkehr in ihre Städte und Dörfer zu garantieren.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch