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Holcim verkauft die Eternit AG

Holcim verkauft seine Risikotochter Eternit. Keystone Archive

Der international tätige Zementkonzern Holcim hat seine Tochtergesellschaft Eternit, die er 1995 übernommen hatte, verkauft.

Über der Eternit AG hängt die Risikofrage wegen Asbestklagen. Käufer ist die Baarer BA Holding um den Investor Bernhard Alpstaeg.

Die Faserzement-Herstellerin Eternit AG mit Produktionsstandorten in Niederurnen GL und Payerne VD hatte 2002 knapp 100 Mio. Franken umgesetzt und einen Gewinn von 4,5 Mio. Franken erwirtschaftet. Der Name «Eternit» werde vom neuen Besitzer beibehalten, das Unternehmen werde als selbständiges Unternehmen weitergeführt, erklärte Holcim.

Auch die Arbeitsplätze der rund 470 Angestellten sollten erhalten bleiben, hiess es bei der Bekanntgabe der Transaktion am Mittwoch. Die Eternit sorgte seit Jahren für Schlagzeilen, weil sie bei der Herstellung von Faserzement zwischen 1903 und 1994 Asbest beimischte. 1976 hatte die Umstellung auf asbestfreie Produktion begonnen.

Fahrlässige Tötung als Klage

Dieses gesundheitsschädigende Beimischen von Asbest ist der Grund, weshalb die Eternit mit Klagen wegen fahrlässiger Tötung konfrontiert ist.

Weitere Schlagzeilen ergaben sich mit dem hängigen Strafverfahren rund um italienische Gastarbeiter, die an Krebs erkrankten oder schon verstarben. Im vergangenen August hatte das Bundesgericht entschieden, dass die Schweiz Italien in dieser Frage Rechtshilfe leisten kann.

Holcim habe Eternit 1995 bereits asbestfrei übernommen und gebe das Unternehmen jetzt ebenso weiter, sagte Urs Bieri, stellvertretender Konzernchef von Holcim, vor den Medien. Doch die Risikofrage bleibe bestehen.

Wegen diesem Risiko war auch eine Wertberichtigung beim Verkauf an die Baarer BA Holding fällig. «Verschenkt haben wir die Eternit nicht», sagte Bieri dazu – aber ein Buchverlust sei nicht zu umgehen gewesen.

Holcim ist nicht ABB

Nicht Holcim habe sich mit der Asbestfrage beschäftigen müssen, sondern die Tochter Eternit selber, hiess es am Mittwoch am Medienanlass.

Anders gelagert ist der Fall der ABB. Diese hatte in den USA die Combustion Engineering gekauft, die ebenfalls mit Asbest-Klagen konfrontiert ist. Beim Kauf waren die Asbest-Verbindlichkeiten offensichtlich unterschätzt worden.

In den USA wurde in der Folge ABB als Muttergesellschaft selbst mit den Klagen gegen Combustion Engineering konfrontiert, was grosse Folgen für das ganze Unternehmen nach sich zog.

Dach- und Fassadenbau weltweit

Offiziell begründet wird der Verkauf von Holcim mit dem Argument, die Produktion von Faserzement gehöre nicht mehr zum Kerngeschäft. Faserzement dürfte deshalb eher zum Portefeuille von Bernhard Alpstaeg passen. Dieser ist seit Jahren als Mehrheitsaktionär und Leiter der Swisspor-Gruppe im Dach- und Fassadenbau im In- und Ausland tätig.

Faserzement gilt in der Geschichte der modernen Architektur als revolutionäres neues Baumaterial und wurde vor allem im neuen Bauen seit Anfang des letzten Jahrhunderts eingesetzt.

Holcims Umsatz sank von Januar bis September

Was den Umsatz des Zementkonzerns Holcim betrifft, so sank er in den neun Monaten des laufenden Jahres um 5,4% auf 9,4 Mrd. Franken, der Gewinn erhöhte sich leicht um 0,8% auf 518 Mio. Franken. Das dritte Quartal für sich genommen sei «insgesamt erfreulich» gelaufen, sagte Holcim-CEO Markus Akerman.

Wie immer bei global tätigen Unternehmen beeinflusste die Wechselkurs-Situation Gewinn und Aufwand. Diesmal habe sich der fallende Dollarwert während der Berichtsperiode negativ auf das Finanzergebnis von Holcim ausgewirkt.

«Der Dollar hat sich in dieser Periode gegenüber dem Franken um rund 15% abgeschwächt», so CEO Akerman. Ausserdem sei in den USA die Zementnachfrage zurückgegangen. Demgegenüber sieht er klar Anzeichen, dass sich im europäischen Bausektor die Nachfrage verbessere.

Finanzanalysten waren für die Umsätze des 3. Quartals von leicht schlechteren Zahlen ausgegangen. Der Gewinn hingegen lag im Erwartungsrahmen.

Unabhängig von Wechselkurs-Unsicherheiten schätzt die Holcim-Gruppe, dass die Jahresendresultate 2003 jene vom Vorjahr übersteigen.

Im weltweiten Sektor für Zement, Zuschlagsstoffe und Beton gilt Holcim (früher Holderbank) als Nummer zwei nach der französischen Lafarge Gruppe.

swissinfo und Agenturen

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