Hüppi kapituliert
Rolf Hüppi, umstrittener Verwaltungsrats-Präsident der Zurich Financial Services, tritt auf die General-Versammlung von seinem Amt und auch aus dem VR zurück.
Rolf Hüppi tritt ab. Nach dem Posten als Konzernchef gibt er nun auch das Verwaltungsrats-Präsidium bei Zurich Financial Services auf. Er erachte es als wichtig, «dass der personelle Neubeginn an der Spitze unseres Unternehmens unbelastet von der kontrovers und öffentlich geführten Diskussion um meine Person erfolgen kann», teilte Hüppi am Freitagabend mit. Sobald der neue Konzernchef bestimmt ist, wolle er aus dem Verwaltungsrat ausscheiden, obwohl seine Amtsdauer erst 2003 auslaufe.
Wie bereits früher angekündigt, will die Zurich auf Mitte Jahr einen neuen Chief Executive Officer (CEO) ernennen. Zum neuen Präsidenten wählen will der Verwaltungsrat gemäss Communiqué den bisherigen Vizepräsidenten Lodewijk van Wachem, sofern dieser von der General-Versammlung vom 16. Mai wiedergewählt wird.
Kein Befreiungsschlag
Hüppi hatte Ende Februar unter dem Druck der Öffentlichkeit angekündigt, er trete als Konzernchef zurück. Dies wurde in der Finanzwelt aber lediglich als «Schritt in die richtige Richtung» gewertet.
Auch die Anlagestiftung Ethos, die Interessengemeinschaft Zurich Financial Services und die Schutzvereinigung Schweizer Anleger (SVSA) forderten vehement die personelle Trennung der Funktionen von Verwaltungsrats-Präsident und Konzernchef. SVSA-Präsident Hans-Jacob Heitz wertete den gänzlichen Abgang von Hüppi denn auch als positive Meldung.
Dies bestätige, dass sich Druck von Aktionärsseite lohnen könne. Der ZFS-Verwaltungsrat habe endlich seine Verantwortung wahr genommen, sagte Heitz. Hüppi habe offensichtlich nicht mehr ausreichenden Rückhalt im Verwaltungsrat gehabt. «Möglicherweise ist das ein heilsames Signal in Richtung Credit Suisse Group», spielte Heitz auf das umstrittene Doppelmandat von Lukas Mühlemann bei der Grossbank an.
Vom Sunnyboy zum Buh-Mann
Der einstmals erfolgsverwöhnte Hüppi war jedoch nicht nur wegen seines Doppelmandates in die Schusslinie der Kritik von Aktionären und Öffentlichkeit geraten. Er habe beim Eintritt in den amerikanischen Markt in den späten 90er-Jahren grosse Fehler begangen, kreideten ihm Analysten an.
Zudem haben vier Gewinn-Warnungen in Serie innerhalb der vergangenen Monate Hüppis Ruf schwer geschadet. Die Zurich hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von 387 Mio. Dollar erlitten nach einem Gewinn von 2,3 Mrd. Dollar im Vorjahr. Für dieses Jahr wagte Hüppi keine griffige Prognose mehr.
Rolf Hüppi (Jahrgang 1943) war 1963 in die Zurich eingetreten. 1988 wurde er zum Vorsitzenden der Konzernleitung ernannt, 1995 zum Verwaltungsrats-Präsidenten gewählt.
swissinfo und Agenturen
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