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Im Gotthard-Tunnel ist nichts mehr so wie früher

Südeinfahrt des Gotthard-Strassentunnels: Seit der Brandkatastrophe haben die Staus zugenommen. Keystone

Im Gotthard-Strassentunnel hat sich fünf Jahre nach der Brandkatastrophe vom 24. Oktober 2001 vieles zum Besseren gewendet.

Die Anzahl der Unfälle sank massiv, das Verkehrs-Aufkommen ebenfalls. Zugenommen haben dafür die Staus an den Portalen.

Dies hängt damit zusammen, dass nur noch tausend Personenwagen- und Lastwagen-Einheiten pro Stunde und Richtung in die 17 Kilometer lange Röhre gelassen werden. Ein Lastwagen entspricht bei dieser Dosierung drei Autos.

An den Portalen berechnet ein Computer laufend, wie viele Fahrzeuge sich im Tunnel befinden. Droht das vorgegebene Kontingent überschritten zu werden, schaltet das Lichtsignal automatisch auf Rot.

Der Tunnel habe theoretisch eine höhere Kapazität, sagt Betriebsleiter Walter Steiner im Gespräch. «Unser Ziel ist es aber, allen, die in den Tunnel fahren, eine faire Chance zu geben, am anderen Ende heil herauszukommen.»

Durchquerten im Jahr 2000 noch die Rekordzahl von 6,84 Mio. Fahrzeuge den Tunnel, so waren es in den letzten Jahren nur noch knapp 6 Millionen. Die Anzahl der Unfälle sank von durchschnittlich 44 pro Jahr (1998-2001) auf 10 (2001-2005).

Steiner ist aufgefallen, dass die Automobilisten seit der Brandkatastrophe viel konzentrierter fahren: «Ich staune immer wieder, wie konsequent die Abstände von 50 Metern für Autos und von 150 Metern für Lastwagen eingehalten werden.»

Andererseits gebe es aber auch rund 40 Personen pro Jahr, die im Tunnel trotz doppelter Sicherheitslinie wenden. Dieses Manöver ist nicht ganz billig: Schweizer Automobilisten wird der Führerschein entzogen, Ausländer müssen eine Kaution von 1300 Franken hinterlegen.

Big Brother sieht besser

Für diese Verkehrssünder gibt es kein Entrinnen. Denn die Videoüberwachung wurde in den letzten Jahren ebenso verbessert wie die Lichtqualität im Tunnel. Daneben wurde noch in die Bereiche Belüftung, Signalisation, Systemmanagement und Information investiert.

In den Raststätten in Erstfeld und Airolo wurden beispielsweise selbst auf den Toiletten Hinweisschilder montiert, wie man sich im Notfall im Tunnel zu verhalten hat. «Wenn man damit den einen oder anderen Lenker erreicht, ist das Ziel schon erreicht», sagt Steiner.

All diese Massnahmen gingen ins Geld. Über 100 Mio. Franken wurden in den vergangenen vier Jahren ausgegeben. Weitere Investitionen sind absehbar. Derzeit wird die Anschaffung von Thermoportalen in Göschenen und Airolo geprüft. Mit diesen Geräten könnte verhindert werden, dass überhitzte Camions in den Tunnel fahren.

Statistisch gesehen ist das Brandrisiko gering

Das Risiko, dass im Tunnel ein Brand ausbricht, ist statistisch gesehen gering. Vor der Eröffnung der Röhre im September 1980 wurde ein Gefahrenprofil erstellt. Man rechnete mit 0,6 Brandopfern pro Jahr.

Zwanzig Jahre lang ging alles gut. Dann kollidierten am 24. Oktober 2001 zwei Lastwagen. Es kam zu einer Explosion. In dem Flammeninferno starben 11 Personen – der brutale Beweis dafür, dass die statistische Rechnung aufging.

In der internen Sprachregelung war diese Brandkatastrophe ein «worst case», aber kein Super-Gau. Das schlimmste von 18 denkbaren Szenarien würde dann eintreten, wenn zwei Busse kollidieren und in der Folge ein Brand ausbricht. «Wir können letztendlich nur hoffen, dass ein solcher Unfall nie passiert», sagt Steiner.

swissinfo und Agenturen

Der Gotthard-Strassentunnel wird von den zwei Kommandozentralen in Göschenen und Airolo permanent mittels Fernsehkameras überwacht.

Die Anzahl Fahrzeuge ist auf 1000 Einheiten pro Stunde beschränkt.

Die maximal erlaubte Geschwindigkeit beträgt 80km/Stunde.

Die Mindestabstände betragen für PKW 50 und für LKW 150 Meter.

16.08.06: Bei einem Unfall im 742 Meter langen Viamala-Tunnel bei Thusis (Kanton Graubünden) der A13 kommen 9 Menschen (6 aus Deutschland, 3 aus der Schweiz) ums Leben. Der Unfallhergang ist noch nicht geklärt.

20. 8. 2005: Im Isla-Bella-Tunnel (Kanton Graubünden) auf der A13: Eine 75-jährige Autofahrerin erleidet bei einer Kollision ihres Fahrzeuges mit einem Reisebus tödliche Verletzungen. Ihre 79 Jahre alte Mitfahrerin erliegt wenige Tage später ihren Verletzungen. Eine weitere Autolenkerin wird mittelschwer verletzt.

16. 8. 2003: Ein Fahrer schläft kurz vor dem Südausgang des Gotthard-Tunnels über dem Steuerrad seines Lastwagens ein. Der LKW prallt auf ein entgegenkommendes Fahrzeug. Zwei Insassen des Autos kommen um, drei weitere werden verletzt.

1. 11. 2002: Im Bruyères-Tunnel auf der A1 (Kanton Waadt) kommen bei einer Kollision zweier Fahrzeuge zwei Personen ums Leben. Wegen Bauarbeiten war Gegenverkehr.

10. 5. 2002: Im Crapteig-Tunnel auf der A13 bei Thusis (Graubünden) sterben bei einer Frontalkollision drei Personen und fünf werden verletzt.

24.10.2001: Im Gotthard-Tunnel kommen beim bislang schwersten Unglück in einem Schweizer Strassentunnel 11 Menschen ums Leben. Nach der Frontalkollision zweier LKW bricht im Tunnel Feuer aus. Der Tunnel bleibt mehrere Monate geschlossen.

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