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Immer mehr Schweizer shoppen Online

Online-Shopping fasst in der Schweiz nur langsam aber dafür sicher Fuss. Keystone

Positive Bilanz des Online-Auktionshaus eBay von seinem ersten Jahr auf dem Schweizer Markt: 12% der Schweizer Surfer sollen die Site besucht haben.

Die Schweizer kommen langsam auf den Geschmack des Online-Shoppings und folgen damit dem im Ausland herrschenden Trend.

Jeden Monat verzeichnet die Site des Schweizer eBay-Ablegers 390’000 Besuche. Damit liegt die Eidgenossenschaft weit hinter Deutschland oder den Vereinigten Staaten.

Schätzungsweise rund die Hälfte der Erwachsenen in der Schweiz nutzen das das Internet mehr als einmal die Woche oder täglich – das ergibt einen potentiellen Markt von 3,4 Mio. Personen.

Rund 115’000 Personen nehmen als Anbieter an Internet-Auktionen teil, ungefähr 153’000 bieten bei den Online-Auktionen mit.

Angst überwinden

«Ein Online-Shopper in der Schweiz will seinen Verkäufer kennen und zu fixen Preisen kaufen, hat aber nicht den Wunsch, ein Schnäppchen zu machen», sagt Catherine Crowden. Sie ist Analytikerin beim Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in Zürich.

«Die Schweizer sind Risiken abgeneigt, deshalb braucht es ein bisschen länger. Einfache Einkäufe wie Blumen, Kleider, Bücher oder Software kaufen sie jedoch im Internet», ergänzt sie.

Crowden hat über zwei Jahre in einer Studie erarbeitet, was einen erfolgreichen Online–Shop auszeichnet. Diese zeigt, dass die Schweizerinnen und Schweizer nach und nach ihre Zurückhaltung beim Einkauf ablegen.

«Die Leute waren vor zwei Jahren ängstlicher. Sobald sie selbst oder ein Freund einmal einen Kauf getätigt haben, steigt das Vertrauen.»

Branche gibt sich optimistisch

Die Migros, die das Online-Lebensmittelgeschäft «LeShop.ch» betreibt, profitiert als grösstes Einzelhandelsunternehmen der Schweiz vom Trend zum Online-Shopping.

Laut der GDI-Analystin Crowden stieg der Umsatz der Migros–Internetverkäufe vom September 2003 bis zum September 2004 um 46% auf 23,2 Mio. Franken.

Auch bei eBay zeigt man sich optimistisch. «Die Schweiz wird die Chance von Online-Auktionen noch ergreifen», sagt Joachim Güntert, Sprecher von Ebay Schweiz. Die Schweiz habe im Vergleich zu Deutschland einen Rückstand von etwa zwei Jahren, schätzt er. In der Bundesrepublik zählt Ebay 17 Mio. User monatlich.

Güntert verweist auf einen Rekordverkauf vom 29. Oktober dieses Jahres: Ein Ferrari Enzo wurde für 1,2 Mio. Franken verkauft – europäischer Rekord. Das Geschoss auf vier Rädern wechselte für 1,2 Mio. Franken seinen Besitzer.

Der italienische Autohersteller produzierte nur 399 Stücke dieses Sportwagens und verkaufte sie an eine ausgewählte Kundschaft.

«Die Schweizer suchen weniger das Schnäppchen als das Einzelstück», sagt Güntert. In Deutschland und Österreich dominierten Schnäppchenjäger, welche stolz darauf seien, eine bekannte Marke zu einem tiefen Preis erstehen zu können. «Die Schweiz ist völlig anders.»

Kein Flohmarkt

eBay-Sprecher Güntert erklärt, dass der gute Ruf der Schweizer Qualität ein Plus sein könne für jene, die auf dem weltweiten Markt von eBay mit seinen 125 Mio. registrierten Benutzern verkaufen möchten. Schweizer Uhren würden beispielsweise für mehr als 20’000 Franken gehandelt.

«Kleinere und mittlere Unternehmen zeigen, eBay mehr als ein Flohmarkt ist. Sie benutzen eBay, um auf der ganzen Welt verkaufen zu können.» Online-Geschäfte erforderten Vertrauen, das sei in der Schweiz noch nicht vollständig vorhanden.

Um dieses Vertrauen aufzubauen, setzte das Unternehmen im vergangenen Frühling eine eigene Marketing-Abteilung ein. Sie befindet sich im europäischen eBay-Hauptsitz in Bern.

Kurse in der Klubschule

In Zusammenarbeit mit der Migros-Klubschule bietet das Auktionshaus Kurse an: «Kaufen und Verkaufen mit eBay».

GDI-Analystin Crowden ist überzeugt, dass die Schweiz schon bald ihre Zurückhaltung beim Kaufen und Verkaufen im Internet verliert. «Je besser die Websites werden, desto mehr werden sie genutzt.»

swissinfo, Elizabeth Meen
(Übertragung aus dem Englischen von Antonia Renggli)

Die Hälfte aller Schweizer sind regelmässige Internet-Nutzer.

Am beliebtesten sind Emails (82%), Suchmaschinen (64%), Nachrichten (42%), Zug-Fahrpläne (16%) und E-Banking (11%).

An Auktionen bei eBay und Ricardo.ch nehmen 3,4% der Internet-Nutzer teil.

4,5% kaufen bei Schweizer Geschäften mit Online-Shop ein.

Die Schweizer haben im internationalen Vergleich wenig Vertrauen zu Online-Shopping und Internet-Auktionen.

Der europäische Rekord-Verkauf bei eBay ging jedoch von einem Schweizer an einen anderen Schweizer. Der Ferrari ging für 1,2 Mio. Franken an den Meistbietenden. 84 Interessenten hatten mitgeboten, 39’000 hatten sich registriert.

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