Indischer Präsident besucht die «Alte Republik»
Der indische Präsident Abdul Kalam ist in der Schweiz eingetroffen und von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey empfangen worden.
Im Mittelpunkt der Gespräche stehen die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Indien.
Indiens Präsident Abdul Kalam ist am Mittwoch zu seinem viertägigen Staatsbesuch in der Schweiz eingetroffen. Er wurde am Nachmittag auf dem Genfer Flughafen Cointrin von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey empfangen.
Gleich zu Beginn seiner Visite besuchte der frühere Wissenschafter das nahe Genf gelegene europäische Labor für Teilchenphysik (CERN).
Wichtiger Handelspartner in Asien
Die offizielle Schweiz geht davon aus, dass die wirtschaftlichen Beziehungen mit Indien in den kommenden Jahren zunehmen werden. Zurzeit ist Indien der achtgrösste Handelspartner der Schweiz in Asien.
Der Subkontinent mit seinen mehr als einer Milliarde Einwohnern wird bis ins Jahr 2020 zur viertgrössten Wirtschaftsmacht der Welt wachsen.
Am Samstag werden Bundespräsident Samuel Schmid und sein Gast das Berner Oberland besuchen. Das famose Alpenpanorama wird Präsident Kamal mit Sicherheit aus verschiedenen indischen Bollywood-Filmen wiedererkennen.
Am Donnerstag wird der indische Präsident, der selber Ingenieur ist, in Begleitung von Innenminister Pascal Couchepin die beiden Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne besichtigt.
Kamal und Couchepin konnten dabei auch gemeinsame Erinnerungen austauschen. Couchepin hatte im Jahr 2003 Indien im Rahmen einer Staatsvisite besucht. Dabei standen die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit der beiden Länder im Mittelpunkt.
Alte Freunde
Offiziell gehen die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern auf das Jahr 1948 zurück. Damals unterzeichnete der 1947 von Grossbritannien unabhängig gewordene Staat sein erstes «Freundschaftsabkommen» mit einem andern Staat.
Dabei handelte es sich in den Worten des damaligen indischen Premierminister Jawaharlal Nehru um die «Alte Republik Schweiz», ein Land, das Nehru für seine «demokratischen Traditionen und Werte» lobte.
Doch gemäss dem Direktor des schweizerischen Business Hubs in Indien, Joseph Koch, gehen die Beziehungen zwischen den beiden Ländern viel weiter zurück.
Bereits im 18. Jahrhundert unterhielten die beiden Länder Handelsbeziehungen. Damals hatte es in Winterthur und in Bombay Handelshäuser für Gewürze und Baumwolle gegeben.
Indien wird ausserdem eine tragende Rolle für die Entwicklung der einst gewichtigen schweizerischen Textilindustrie zugeschrieben.
Qualität hat ihren Preis
Die lange Tradition der wirtschaftlichen Beziehungen haben gemäss Koch auch heute noch positive Auswirkungen. «In Indien geniesst die Schweiz immer noch ein hohes Ansehen, das über Schokolade, Käse und Uhren hinausreicht.
Die Schweiz gilt als innovatives Land. Ganz generell sind indische Firmen bereit, für qualitativ hochstehende Schweizer Produkte – vor allem im Bereich Maschinen – mehr zu bezahlen, weil die Qualität stimmt.»
Obschon viele Leute Indien als globales Dienstleistungszentrum betrachteten, habe Indien auch im Bereich der industriellen Fertigung eine grosse Bedeutung. «Indien hat nicht nur viele Software-Spezialisten, sondern ebenso viele Talente im Maschinenbau.»
Gewaltiges Potential
Das gewaltige Potential der indischen Wirtschaft werde vielfach unterschätzt, betont Koch. Ein solches Potential ist der Zustrom von indischen Touristen in die Schweiz.
Im vergangenen Jahr stellte die Schweiz mehr als 70’000 Visa für indische Touristen aus und die Nachfrage steigt.
Viele Inderinnen und Inder kennen die Schweiz aus den indischen Filmen, welche zum Teil in der Alpenkulisse der Schweiz gedreht wurden, Stichwort Bollywood.
Oder wie sich der Schweizer Wirtschaftsminister Joseph Deiss einmal in einem Interview mit swissinfo ausdrückte: «Zu einem guten indischen Film mit einem Happy End gehört fast obligatorisch, dass er auf einem Schweizer Berggipfel gedreht worden ist.»
swissinfo, Chris Lewis
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)
Die Schweizer Exporte nach Indien betrugen im Jahr 2004 1,02 Mrd. Franken.
Das entspricht einer Zunahme von 37% gegenüber 2003.
Die Importe indischer Produkte in die Schweiz beliefen sich auf 548,1 Mio. Franken. (plus 9,6%)
Die Schweiz exportiert hauptsächlich Maschinen und chemische Produkte nach Indien.
Indien exportiert Textilien, chemische Produkte und Schmuck in die Schweiz.
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