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Industrie wächst – wenn auch etwas langsamer

Die Industrieproduktion in der Schweiz nimmt weiter zu. Keystone

Die Schweizer Unternehmen haben im 3. Quartal weiterhin positive Zahlen geschrieben. Die Zunahme fiel allerdings etwas weniger stark aus.

Ein starkes Wachstum melden neben der Textil- und Bekleidungsbrache die Metallverarbeitung und der Bausektor.

Die Schweizer Industrie hat im dritten Quartal in Folge hoher Ölpreise etwas von ihrem hohen Wachstumstempo der beiden Vorquartale eingebüsst. Der Umsatz nahm getragen vom Export noch um 4,2% zu, die Auftragseingänge um 5,3%.

Die Produktion stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,5%, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag berichtete. Gegenüber dem vorangegangenen Quartal bedeutet dies eine Abnahme um 2,9%. Die Industrie ist aber weiterhin eine wichtige Stütze der Schweizer Konjunktur.

Geringerer Beschäftigungsrückgang

Etwas verbessert hat sich gemäss der repräsentativen Stichprobe bei Industriefirmen mit mindestens fünf Vollzeitbeschäftigten die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Das entsprechende BFS-Barometer verzeichnete nur noch einen geringen Beschäftigungsrückgang. In vielen Branchen habe sich die Situation verbessert und die Zahl der offenen Stellen nehme weiterhin zu.

Bei den Auftragsbeständen ging der seit dem vierten Quartal 2001 anhaltende Rückgang zu Ende. Sie nahmen im Jahresvergleich um 1,1% zu. Beendet scheint auch der Anfang 2002 begonnene Lagerabbau. Die Fertigwarenlager nahmen nämlich wieder um 1,1% zu.

Maschinenindustrie unter den Gewinnern

Die mit Abstand höchsten Produktionsanstiege meldeten Hersteller «sonstiger nichtmetallischer Produkte», das sind unter anderem Keramikwaren, Gips und Beton. Ihr folgten die Maschinenindustrie, die Holzverarbeiter (ohne Möbel), die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Metallverarbeiter.

Rückgänge gab es dagegen unter anderem bei der Mineralölverarbeitung, der Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakindustrie sowie dem Papier-, Karton-, Verlags- und Druckgewerbe.

Die Umsätze wuchsen unter Einbezug des Baugewerbes, das sich in einer guten konjunkturellen Lage befindet, sogar um 4,6%. Insbesondere die Exporte sind laut BFS dafür verantwortlich.

Aufträge für Verbrauchsgüter stagnieren

Bei den Auftragseingängen, die mit Baugewerbe um 6,3% wuchsen, wirkten sich die Vorleistungs-, die Investitions- wie auch die Gebrauchsgüter gleichermassen aus. Die Verbrauchsgüter stagnierten.

Die weitaus grössten Bestelleingänge konnten wiederum Hersteller «sonstiger nichtmetallischer Produkte» vermelden. Aber auch die Metallverarbeitung, der Fahrzeugbau, das Baugewerbe sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie konnten sich an mehr als 10% Zuwachs erfreuen, wie das BFS schreibt.

Verhaltene Prognosen

Gekennzeichnet war das dritte Quartal durch stark steigende Ölpreise. Das abgeschwächte Verhalten der Industrieunternehmer überrasche daher nicht, sagte Claudi Saputelli, Ökonom der Credit Suisse Group (CSG), auf Anfrage.

Im laufenden Quartal erwarte die Grossbank eine leichte Abkühlung der Gesamtwirtschaft. Wie lange diese Wachstumsdelle anhalte, müsse abgewartet werden.

Neben den hohen Öl- und Rohstoffpreisen wirke sich der Aufwertungsdruck auf den Franken aus. Auch weltweit schwäche sich die zuvor sehr dynamische Weltkonjunktur ab.

Keine Reaktion auf dem Arbeitsmarkt

Entgegen der optimistischen Aussage des BFS schlägt sich das anhaltende Industriewachstum konkret nicht auf die Beschäftigung nieder.

Die vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen des Staatsekretariats für Wirtschaft (seco) zeigen sogar, dass im Baugewerbe und im Tourismus die Arbeitslosenzahlen im November auf den höchsten Stand seit sieben Monaten geklettert sind.

Mit 152’409 Arbeitslosen waren Ende November erstmals seit dem vergangenen April wieder mehr als 150’000 Menschen in der Schweiz als arbeitslos eingeschrieben.

Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat von 3,7 auf 3,9%.

swissinfo und Agenturen

Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal 2003 wuchs die Produktion um 3,5%, der Umsatz um 4,2% und die Aufträge um 5,3% (ohne Baugewerbe).
Mit Baugewerbe wuchs die Produktion um 6,3%.

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