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Intensive vier Tage für Doris Leuthard in Brasilien

Doris Leuthard und Präsident Lula da Silva (Mitte) bei der Einweihung einer Nestlé-Anlage in Brasilien. Keystone

Am letzten Tag ihrer ersten Wirtschaftsmission im Ausland hat Bundesrätin Doris Leuthard in Brasilien zusammen mit Präsident Lula da Silva eine Nestlé-Fabrik eingeweiht.

Die Vorsteherin des Volkswirtschafts-Departements unterzeichnete auch eine Absichtserklärung für eine Gemeinsame Wirtschafts-Kommission.

Zum Abschluss ihrer Brasilien-Reise hat Bundesrätin Doris Leuthard am Freitag zusammen mit Präsident Luiz Inacio Lula da Silva im Bundesstaat Bahia einen Produktionsbetrieb von Nestlé eröffnet.

Die 27. brasilianische Nestlé-Anlage in Feira de Santana will kostengünstige Produkte für die ärmeren Verbraucher dieser Region Brasiliens herstellen. Ausserdem werden 2000 Stellen geschaffen.

Bei diesem Anlass dankte Lula Nestlé für die seit 1921 andauernde Präsenz des Nahrungsmittel-Multis in Brasilien. «Die Nestlé-Initiative ist ein konkretes Beispiel für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen, damit dieses Land ein fairer Wirtschaftsstandort wird – ein Ort, wo Menschen ein Recht auf Arbeit, Ausbildung und erschwingliche Produkte haben.»

Nestlé-Chef Peter Brabeck betonte, die Investition von 47 Mio. Dollar in die neue Anlage verleihe der lokalen Wirtschaft kräftige Impulse.

Brasilien vor Mexiko und Argentinien

Wirtschaftsministerin Doris Leuthard war am letzten Dienstag in Sao Paulo eingetroffen. Dort sprach sie vor dem Industrieverband des Bundesstaates Sao Paulo. Auf ihrer Wunschliste stehen Abkommen, die Doppelbesteuerung verhindern und Investitionen schützen.

«Wir wollen die Probleme europäischer Unternehmen verringern, die in Brasilien zu investieren wünschen», sagte Leuthard.

Obwohl Brasilien für die Schweiz der wichtigste Handelspartner in Lateinamerika ist, bleibt das Land eines der wenigen, mit denen es bisher noch zu keinem Abschluss solcher Abkommen gekommen ist.

Brasilien figuriert handelsvolumenmässig vor Mexiko und Argentinien. Die Handelbeziehungen müssten aber noch verbessert werden, sagte die Wirtschaftsministerin bereits am ersten Tag ihres Besuchs. «Die Schweiz ist beeindruckt von den laufenden Reformen im Land und von der erreichten wirtschaftlichen Stabilität.»

Welthandel: Problem Landwirtschaft

Im Bereich der Landwirtschaft liegen die Welthandels-Interessen der beiden Länder jedoch weit auseinander. Während sich Brasilien bei der Welthandelsorganisation (WTO) in den Doha-Verhandlungen für eine Öffnung der Agrarmärkte (der Industrieländer) einsetzt, widersetzt sich die Schweiz.

Denn als Schwellenland und Mitglied der G20-Gruppe will Brasilien seine günstigen Agrarprodukte exportieren, während Bern seine hochsubventionierte teure Landwirtschaft gegen günstige Importe schützt.

Leuthard sprach sich für eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels in der Doha-Runde aus. Sie will den Zugang für Schweizer Produkte und Investitionen in Brasilien verbessern.

Brasilien als Pionier für Bio-Treibstoff

Am zweiten Tag ihrer Reise besichtigte die Bundesrätin eine Produktionsanlage für Ethanol bei Sao Paulo. Brasilien ist ein Pionier in der Produktion von Biotreibstoffen. Seit den 30er-Jahren hat sich dort eine eigene Industrie entwickelt, in der inzwischen mehr als eine Million Menschen Beschäftigung findet.

Dadurch spart sich Brasilien jährlich eine Summe von 2,2 Mrd. Dollar für Erdölkäufe. Und der eigene Biotreibstoff verursacht erst noch weniger klimaschädliche Emissionen.

«In der Schweiz wird Ethanol immer mehr als Energie-Rohstoff wahrgenommen», sagte Leuthard. «Das eröffnet für beide Länder gute Investitionsmöglichkeiten.»

Gemeinsame Wirtschafts-Kommission

Am Donnerstag, dem dritten Tag der Reise, unterzeichneten Aussenminister Celso Amorim und die Vorsteherin des Volkswirtschafts-Departements eine Absichtserklärung.

Dieses Memorandum sieht eine Kommission vor, die die Wirtschafts-Beziehungen der beiden Länder verstärkt. Auch soll sie als Plattform zur Diskussion konkreter bilateraler Wirtschaftsprobleme dienen. Dazu gehört auch das Doppelbesteuerungs-Abkommen.

swissinfo und Agenturen

90’000 Brasilianer arbeiten in Schweizer Unternehmen in Brasilien,

6,6 Milliarden Franken sind bis jetzt aus der Schweiz in Brasilien investiert worden.

Die Visite von Doris Leuthard in Brasilien ist die erste eines Schweizer Wirtschafts-Ministers in einem so genannten BRIC-Land (Brasilien, Russland, Indien, China).

Die BRIC-Länder sind für den Schweizer Aussenhandel von besonderer Priorität.

Leuthard begann ihren Besuch in Sao Paulo, wo sie brasilianische und schweizerische Unternehmer traf. Sie besuchte die Schweizer Schule, eine Landwirtschafs-Schule und eine Ethanol-Anlage.

Am Donnerstag flog die Bundesrätin nach Brasilia. Dort wohnte sie einer Sitzung der brasilianischen Landwirtschafts-, Handels- und Ausfuhrminister bei, zusammen mit dem Industrie- und dem Aussenminister.

Zusammen mit Aussenminister Celso Amorim unterzeichnete Leuthard eine Absichtserklärung, die eine Wirtschafskommission einsetzen will.

Am Freitag weihte sie zusammen mit Präsident Lula da Silva einen Produktionsbetrieb von Nestlé im Bundesstaat Bahia ein.

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