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«Jubilee 2000» – wie es zu den Klagen kam

Rassentrennung im früheren Südafrika. südafrika.net

Nach US-Anwalt Ed Fagan reicht nun auch sein Konkurrent Michael Hausfeld eine Klage gegen Firmen wegen ihrer Apartheid-Verbindungen ein.

Ihren Ursprung haben die Klagen in der südafrikanischen «Jubilee 2000»-Kampagne.

Bereits 1998

Vor gut vier Jahren haben sich mehrere hundert kirchliche Insitutionen, Nichtregierungs- und Handelsorganisationen in Südafrika zu «Jubilee 2000 South Africa» zusammengeschlossen.

Sie forderten einen Erlass aller Schulden Südafrikas aus der Apartheidzeit, dazu die Entschädigung der Opfer der Rassentrennungs-Politik. Federführend in der Frage rund um die Apartheid-Opfer ist die Selbsthilfe-Organisation Khulumani.

Die Forderungen von Jubilee 2000

Zunächst dachte Jubilee an eine internationale Konferenz und wollte, dass ein Entschädigungsfonds geschaffen werde. Dieser sollte von Unternehmen und Staaten finanziert werden, die das Apartheidregime – trotz UNO-Boykott – finanziell und wirtschaftlich unterstützt hatten.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, sprach Jubilee ab Sommer 2001 von möglichen Klagen gegen Banken und Unternehmen.

Vorwürfe zurückgewiesen

In der Schweiz kamen vor allem die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS unter Druck. Aber auch multinationale Unternehmen wie Novartis, Nestlé und Roche wurden genannt.

Die Schweizer Banken weisen die Vorwürfe zurück. Begründung: Ihre Kredite hätten dazu beigetragen, die Lebensumstände der Bevölkerung zu verbessern. Ausserdem habe sich die Schweiz (damals nicht Mitglied der UNO) nie den UNO-Sanktionen angeschlossen.

Hausfeld und Fagan

Im Herbst 2001 nahmen sich die beiden US-Anwälte Michael Hausfeld und Ed Fagan der südafrikanischen Klagen an. Laut Hausfeld hatten die Apartheid-Betroffenen ihn darum gebeten.

Hausfeld reichte beim New York Eastern District-Gericht im Namen von 85 Apartheidopfern eine Klage gegen rund zwei Dutzend Unternehmen ein. Hausfeld und Jubilee stützen sich auf breite Recherchen des Netzwerkes der Anti-Apartheid-Bewegung.

Einen andern Weg wählte Ed Fagan. Er geht mit den aus dem Bankenvergleich bekannten Sammelklagen vor.

Fagan ist in der Schweiz bekannt durch seine Tätigkeit rund um den Holocaust-Fonds der Schweizer Banken. Bei diesem Fonds ging es um die nachrichtenlosen Vermögen auf Schweizer Banken aus der Nazi-Zeit in Deutschland.

Hausfeld wehrt sich dagegen, dass seine Klage zusammen mit der Sammelklage von Fagan behandelt wird. Vorerst wird es demnach zwei verschiedene Verfahren an zwei verschiedenen New Yorker Gerichten geben.

Ed Fagan hat in einer ersten Reaktion die neue Klage von Apartheid-Opfern begrüsst. Das Mitmachen der Kampagne Jubilee sowie weiterer Organisationen und Anwälte unterstreiche die Bedeutung der im vergangenen Juni eingeleiteten Aktion, teilte Fagan am Dienstag in Zürich mit.

siwssinfo und Agenturen

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