Jugend in der Schuldenfalle
Geld und Schulden sollen keine Tabuthemen mehr sein: Die landesweite Kampagne MAX.MONEY will Jugendliche mit gezielter Information vor der Schuldenfalle bewahren.
Sie ist am Donnerstag mit Strassenaktionen in grossen Schweizer Städten gestartet worden.
Die Jugendverschuldung habe in den letzten 15 Jahren massiv zugenommen, sagte Herbert Müller von der Baselbieter Fachstelle für Schuldenberatung. Auch seien viele Erwachsene schlechte Vorbilder.
Zudem bezirze die Werbung heute gezielt die Jugend. Tückische Schuldenfallen seien etwa Mobiltelefone, Kunden- und Kreditkarten.
Der Alarm der Fachstellen
Eine kürzlich erschienene Studie belegt, dass die Altersgruppe der 12- bis 18-Jährigen jährlich rund 600 Mio. Franken ausgibt. Geld, über welches die Jugendlichen zum Teil nicht verfügen.
Die Schulden pro Kopf betragen gemäss der Studie rund 500 Franken, in Einzelfällen mehrere tausend Franken. Ein Viertel der jungen Leute in dieser Altersklasse lebt auf Pump, Tendenz steigend.
MAX.MONEY
Nun hat man in Basel gehandelt und will diesem Missstand begegnen. Mit MAX.MONEY ist eine Kampagne rund um das Thema Jugend und Geld gestartet worden.
Max.Money will mit verschiedensten Informationsmitteln die Schuldenproblematik enttabuisieren, Jugendliche zu einem vernünftigen Umgang mit Geld animieren und ihnen auch praktische Hilfe bieten.
Ursache für die Verschuldung sei meist der Wunsch, «dabei zu sein», dasselbe zu haben wie die Kollegen, sowie fehlendes Wissen um die Schuldenproblematik, sagte der Projektleiter der Kampagne, Reno Sami vor den Medien.
Die Kampagne zeige auf, wie man mit der Tatsache umgehen könne, dass das Geld nicht für alle Konsumwünsche reiche.
Schulden enttabuisieren
Dazu rufe sie zu mehr Mut auf, sich den Tatsachen zu stellen. Jugendliche und junge Menschen verschwiegen oft ihre Schulden, darüber zu Reden sei verpönt.
Die Kampagne richtet sich an Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte. Zu den Kommunikationsmitteln gehört eine Box mit einer CD-ROM, auf der ein Spiel, ein Video, Lernclips, Merkblätter und Briefvorlagen gespeichert sind.
Eine Broschüre umfasst Texte vom Promis und Betroffenen, einen Fotoroman und praktische Spartipps. Und ein Sachbuch liefert Hintergründe.
Hilfe für Aysha
In einem «Schuldenspiel», das auch im Internet steht, geht es darum, der jungen Aysha bei der Lösung ihrer Finanzprobleme zu helfen.
Zuerst wird die Finanzsituation von Aysha geschildert. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind erwünscht.
Dann folgen 11 Fragen, die es zu beantworten gilt. Das reicht von der Frage «Wie kann man Schulden verhindern?», bis hin zu «Wie viel bezahlt man während fünf Jahren für einen Konsumkredit von 20’000 Franken?» und «Wie hoch sind die Kosten eines Autos?»
Anschliessend werden die individuellen Kenntnisse über «Geld» bekannt gegeben.
Die Kampagne wird laufend erweitert. Auf das kommende Jahr hin sind eine Plakat-Aktion, Kurse für Personen im Bildungsbereich sowie der weitere Ausbau der Internetplattform geplant.
Hinter MAX.MONEY steht die Basler Budget- und Schuldenberatung «Plusminus», die getragen wird von der Caritas und der Christoph Merian Stiftung.
Die Kampagne wird unterstützt von diversen weiteren Stiftungen, aber auch vom Bundesamt für Kultur oder Dachverbänden der Schuldenberatungen und für offene Jugendarbeit.
Erst deutsch
Das Kampagnen-Budget von 900’000 Franken ist laut Sani knapp. Für die Romandie sei eine Koordinatorin ernannt, doch Geld für Übersetzungen werde erst noch gesucht.
Neben der Aktion in Basel wurde die Kampagne am Donnerstag auch in Zürich und Chur lanciert.
swissinfo und Agenturen
Die Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren geben pro Jahr rund 600 Mio. Franken aus.
Rund 25% geben mehr Geld aus, als ihnen zur Verfügung steht.
Diese Jugendlichen sind im Schnitt mit 500 Franken verschuldet.
17% der Jugendlichen zeigen ein süchtiges Kaufverhalten.
MAX.MONEY ist eine landesweite Kampagne, um junge Leute vor Schulden zu bewahren.
Die Kampagne ist vernetzt mit Organisationen der Schuldenberatung und Jugendarbeit.
Weiter werden Forschung, Statistiken und altersgemässe Beratung zum Thema eingefordert.
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