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Kein Grounding für Swiss Dairy Food

Die Luzerner Milchverarbeiterin Emmi AG ist weiterhin am Sortenkäsegeschäft der SDF interessiert. Keystone

Ein Chaos am Milchmarkt wird vorerst vermieden: Bund und Banken stellen gegen 160 Mio. Franken für die provisorische Nachlassstundung zur Verfügung.

Damit ist der Betrieb des zweitgrössten Milchverarbeiters der Schweiz bis auf weiteres gesichert.

Der finanziell vor dem Ruin stehenden Swiss Dairy Food ist die provisorische Nachlassstundung vom zuständigen Richteramt gewährt worden. Mit dem Verkauf von Betriebsstellen sollen gut zwei Drittel der 1600 Arbeitsplätze erhalten werden. Auf dem Unternehmen lastet ein Schuldenberg von 800 Mio. Franken.

Betriebsschliessungen

Konkret geht es laut SDF-Mitteilung vom Montag darum, die Betriebe Gossau und Lausanne in absehbarer Zeit zu schliessen. Für die Betriebe Lucens und Thun müsse kurzfristig eine neue Trägerschaft gefunden werden. Andernfalls wäre auch hier eine Schliessung unvermeidlich. Alle anderen Produktions-Standorte sollen verkauft werden.

Bewilligte Kredite

Zur Finanzierung der Nachlassstundung stellen die Banken einen vom zuständigen Sachverwalter bewilligten Kredit von 89 Mio. Franken zur Verfügung. Das Einverständnis des Sachwalters vorausgesetzt, könnten damit die Milchverarbeitung und der Betrieb während der Dauer der Nachlassstundung bezahlt werden.

Ferner ist laut Mitteilung geplant, dass der Bund mindestens vier Fünftel des Milchgeldes für die Monate August und bis und mit 22. September direkt bezahlt. Das entspricht einem Betrag von rund 70 Mio. Franken.

Ruinöse Konkurrenz

Dass es mit dem Milchriesen SDF so weit kommen konnte, erklärt sich Verwaltungsratspräsident Hans Räber mit dem Führen zu vieler margenschwacher Produkte und mit dem ruinösen Preiskampf auf dem Markt. Er bedauerte an einer Medienkonferenz in Bern, dass es nicht gelungen sei, den bereits im Frühjahr eingefädelten Verkauf des Sortenkäsegeschäfts an den Marktführer Emmi rechtzeitig über die Bühne zu bringen.

Mit der Bewilligung des Kaufs durch die Emmi-Gruppe verschaffte die Wettbewerbskommission (Weko) der SDF etwas Luft. Die Bewilligung erfolge mit Blick auf die Öffnung des Schweizer Käsemarktes als Folge der bilateralen Verträge mit der Europäischen Union, hatte die Weko damals mitgeteilt.

Befreiungsschlag

Der Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV), Hansjörg Walter, sprach von einem Befreiungsschlag unter der finanziellen Last der Swiss Dairy Food. Es werde aber schwierig sein, das Problem zu lösen.

Der neue Direktor des Bauernverbandes, Jacques Bourgeois, bedauerte die Situation bei der SDF. Für ihn sei die Frage im Zentrum gestanden, wie ein «Grounding» der SDF verhindert werden könne, zumal 7000 Bauernfamilien betroffen seien. Die Milchwirtschaft als Ganzes sei jetzt gefordert, Lösungen zu finden. Es gelte, «ein Massaker unter den Milchproduzenten» zu verhindern.

Ebenso wichtig sei eine Lösung der Überproduktion. Der Vorstand der Milchproduzenten werde deshalb an der Delegiertenversammlung vom 16. Oktober eine Senkung der Milchmenge um zwei Prozent im laufenden Milchjahr verlangen.

swissinfo und Agenturen


swissinfo und Agenturen

1600 Angestellte
14,5 Mio. Fr. Halbjahresverlust
10% Umsatzrückgang
7000 Bauernbetriebe beliefern SDF

SDF ist aus einer Reihe von Fusionen hervorgegangen.

Nach der Fusion zwischen Säntis und Toni stieg SDF vor der Luzerner Emmi zum grössten Schweizer Milchverarbeiter auf.

Im Februar 2002 gaben Emmi und SDF den Verkauf der gesamten Käsesparte von SDF an Emmi bekannt.

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