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Können Firmen Frieden fördern?

Auch die Wirtschaft kann etwas für den Frieden tun. Keystone

Die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Frieden beziehungsweise Konflikten und Krieg erforscht ein Projekt an der ETH Zürich.

Eine im November aufgeschaltete Internetseite veröffentlicht eine erste Liste von Unternehmen, die sich für Frieden einsetzen.

«Business of Peace Network» (bpn) ist der Titel der Homepage. Fünf Firmen sind bisher als friedensfördernd aufgelistet. Sie erfüllen die Kriterien, welche die Forschenden festgelegt haben.

Damit das Projekt nicht ausufert, beschränkt sich die Liste vorerst auf Schweizer Firmen.

Die dritte Dimension

«Einbezogen werden Unternehmen, die sich in erster Linie über die Verbindungen zu Krieg und Frieden Gedanken machen», sagt Projektleiter Daniele Ganser von der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich gegenüber swissinfo. Das seien oft indirekte Verbindungen.

«Die Firmen auf der bpn-Liste haben eine sehr gute Ökobilanz, sozusagen die grünen Anliegen, sie haben eine sehr gute Sozialbilanz, die roten Anliegen», so Ganser. Und eine dritte Dimension sei jetzt erst im Kommen: «Das ist eben die Verbindung zur Friedensförderung.»

Die Unternehmen müssten glaubhaft und konkret darlegen, inwiefern sie direkt oder indirekt den Frieden gefördert haben. «Das ist der entscheidende Punkt, und wir prüfen das.»

Bei den fünf Unternehmen, die bisher auf der bpn-Liste sind, werde es nicht bleiben, erklärt Ganser. Die seien eine Art Pioniere. Im Laufe des kommenden Jahres will Ganser mit weiteren Firmen Kontakt aufnehmen.

Fokus auf friedensfördernde Firmen

Bewusst konzentrieren sich die Forschenden erst einmal auf friedensfördernde Unternehmen. «Es braucht Leute, die mit positivem Beispiel vorangehen.»

Dass es auch Unternehmen gibt, die vom Krieg profitieren und ihn fördern, werde vorerst einfach festgestellt. Die Veröffentlichung einer «negativen» Liste sei extrem schwierig. «Es gibt keine positive Dynamik, es gibt Angst, es gibt Klagen, Prozesse. Diese Leute, die mit dem Krieg Geld verdienen, wissen eigentlich auch, was sie tun und möchten sich nicht unbedingt ändern», so Ganser.

Schwierige Beurteilung

Ob eine Rüstungsfirma den Krieg oder den Frieden fördert, ist laut Ganser nicht immer einfach zu beurteilen.

«Eine Pistole in der Hand eines Polizisten kann einen Konflikt verhindern, indem er damit Autorität schafft oder ein Sicherheitsdispositiv aufbauen kann – also eine friedensfördernde Pistole. Bei einem Gangster kann sie zu einem Kopfschuss beim Gegner führen – das ist kriegsfördernd.»

Das Gleiche gelte auch in Kriegsgebieten, sagt Ganser. Die Rüstungsindustrie stellt so genannte Dual-Use-Güter her, die auf zwei verschiedene Arten verwendet werden können. «Da muss man von Fall zu Fall entscheiden, ob hier die UNO-Konvention oder andere Konventionen verletzt werden. Das ist ziemlich kompliziert. Man kann nicht sagen, alle Rüstungsfirmen sind kriegsfördernd, obwohl natürlich eine Welt ohne Rüstungsfirmen sicher eine sicherere Welt wäre.»

Das Projekt geht weiter

Das Forschungsprojekt am ETH-Zentrum für Sicherheitsforschung (Center for Security Studies – CSS) wurde 2003 aufgebaut. Damals wurde ein Buch zum Thema veröffentlicht. «Jetzt haben wir eine Homepage aufgeschaltet, die noch klein ist – klein aber fein. Ich glaube, wir gehen Schritt für Schritt in die richtige Richtung.»

Das Projekt wird laut Ganser weitergeführt. «Für 2006 sind wir auf Kurs. Es ist immer wieder ein Ringen, weil es ein sehr neues Projekt ist – ein wichtiges Projekt, weil sich Schweizer Firmen über diese neue Thematik Gedanken machen.»

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Die fünf Schweizer Firmen auf der «Business of Peace Network» (bpn):

Viva Trust, Zürich

Bank Sarasin, Basel

SGS SA, Genf

Precious Woods Holding AG, Zürich

Stiftung ethos, Genf

In den letzen zehn Jahren haben verschiedene internationale Forschungsarbeiten aufgezeigt, wie Wirtschaftsaktivitäten die gesellschaftlichen Ursachen von Gewaltkonflikten verstärkt haben.

Anderseits ist aber noch kaum systematisch dargestellt worden, wie kluge und nachhaltige Wirtschaftstätigkeit den Frieden fördern kann.

Die «Business of Peace»-Forschung des Center for Security Studies der ETH Zürich zeigt auf dieser Internetplattform mit konkreten Beispielen, wie sich führende Schweizer Unternehmen heute aktiv im Bereich «Business of Peace» engagieren und einen globalen Beitrag zu Frieden und Sicherheit leisten.

Finanziert wird das Forschungsprojekt teilweise vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

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