Konjunktur-Erholung in Sicht
Die Schweizer Wirtschaft sollte 2006 dank den positiven Vorgaben aus der 2. Hälfte 2005 stärker wachsen, sagen staatliche und private Prognose-Institute.
In den letzten Monaten mehrten sich aber auch die Zeichen, dass sich die Weltwirtschafts-Lage verschlechtern könnte.
Die Schweizer Wirtschaft dürfte im nächsten Jahr an Schwung gewinnen. Laut den Konjunkturexperten des Bundes wird sie sich bereits in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres erholen.
Die Expertengruppe des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) lässt seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum im laufenden und nächsten Jahr unverändert. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wird laut seco 2005 um 1,5% und um 1,8% im 2006 zulegen.
Grösseres Risiko
Die Risiken hätten allerdings in den letzten Monaten zugenommen, teilte das seco mit. Die Weltwirtschaft habe sich relativ ungünstig entwickelt, sagte seco-Chefökonom Aymo Brunetti.
Dies betreffe vor allem den für die Schweiz wichtigsten Handelspartner Deutschland. Die deutsche Wirtschaft sei weniger dynamisch als erwartet gewachsen. Zudem seien die Erdölpreise im Frühjahr 2005 noch einmal deutlich gestiegen.
Das seco ist denn für die Exporte auch weniger zuversichtlich als noch im Januar: Die Konjunkturexperten rechnen mit einem Zuwachs von 3,2% (Januar-Prognose: 3,9%) für 2004 und 4,2% (5,0) für 2006.
Im Einklang mit den Prognosen der wichtigsten Nachbarländer könne aber mit einer Verbesserung im Verlauf des Jahres gerechnet werden, sagte Brunetti weiter.
Auch die Erwartungen für die Importe hat das seco zurückgeschraubt. Für 2005 wurden sie auf 3,3% (Januar-Prognose: 4,2%) und für 2006 auf 4,7% (5,5) gekürzt.
Wachstumschwäche in der Schweiz
In der Binnenwirtschaft sieht Brunetti derzeit kein Wachstum: Es herrsche eine Wachstumsschwäche in der Schweiz, sagte er. Seit Herbst 2004 habe sich die Konjunktur in der Schweiz abgekühlt. Das Wachstumspaket des Bundesrates müsse jetzt umgesetzt werden.
Der private Konsum wird laut seco zwar immer noch durch die hohe Arbeitslosigkeit gebremst. Der Konsum in der Schweiz wachse aber immerhin mit mehr als einem Prozent, sagte Brunetti. «Der Konsum kann sich nicht stärker entwickeln als die Wirtschaftslage.»
Keine Erholung auf dem Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt wird sich laut seco vorläufig nicht erholen. Von Januar bis März 2005 lag die Arbeitslosenquote bei 3,8%. Die Expertengruppe rechnet für 2005 mit einer Stabilisierung auf 3,7%. Erst im nächsten Jahr werde sich die Arbeitsmarktlage spürbar verbessern mit einer Arbeitslosenquote von 3,4%.
Die meisten Konjunkturinstitute sind gemäss letzten Schätzungen ein wenig zuversichtlicher als das seco. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) rechnet mit einem BIP-Wachstum von 1,6% im laufenden und 2,1% im nächsten Jahr.
Das Institut Créa der Universität Lausanne erwartet 1,6% für 2005 und 1,9% für 2006. BAK Basel Economics ist hingegen zurückhaltender: Sie machte für 2004 eine BIP-Prognose von 1,4% und für 2006 eine von 1,6%.
swissinfo und Agenturen
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) geht weiterhin von einem Bruttoinland-Produkt (BIP) von 1,5% für dieses Jahr aus.
Die konjunkturelle Verlangsamung um 0,1% im 4. Quartal 2004 zeigte eine Konsumabkühlung, die sich erst ab Mitte 2005 wieder erholen dürfte.
Der Privatkonsum, der 60% des BIP ausmacht, ist durch die immer noch hohe Arbeitslosenrate behindert.
Er wird sich laut seco jedoch moderat entwickeln und nächstes Jahr 1,8% erreichen.
Die Voraussagen des seco werden durch jene der anderen Prognose-Institute gestützt:
Das Créa Lausanne, das Basler BAK und die Zürcher KOF haben eine Erhöhung von 1,6%, 1,4% und 1,6% für das Jahr 2005 vorausgesagt und 1,9%, 1,6% und 2,1% für 2006.
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