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Konjunktur stagniert dieses Jahr

Stagnierende Wirtschaftslage in der Schweiz. Keystone

Die Konjunturforschung Basel (BAK) muss in ihren Prognosen zurückbuchstabieren. Sie rechnet nun für 2002 mit einer Stagnation.

Für 2003 aber prognostizieren sowohl BAK wie die Grossbank UBS ein neues Wachstum.

Die Konjunkturforschung Basel (BAK) muss bei ihrer am Dienstag veröffentlichen Wirtschaftsprognose deutlich über die Bücher. Statt eines noch im Sommer bekräftigten Wachstums von 1,5% für das laufende Jahr wird nun eine Stagnation der Schweizer Wirtschaft erwartet. Im kommenden Jahr hofft die BAK wieder auf 1,6% Wachstum.

Die BAK-Forscher meinten am Dienstag vor den Medien, ihre Prognosen bezüglich einer globalen Erholung der Konjunktur hätte sich nicht bestätigt. Doch glauben sie, dass eine echte Rezession in den USA oder in anderen wirtschaftlich wichtigen Ländern «unwahrscheinlich» sei.

Investitions- und Tourismusflaute

Die prognostizierte Stagnation in der Schweiz im laufenden Jahr führen die Basler Forscher vor allem auf die Investitionsflaute sowie die schwachen Exporte und Tourismuseinnahmen zurück. Demgegenüber soll der Privatkonsum weiterhin konjunkturstützend wirken. Die Arbeitslosenrate dürfte gemäss BAK 2,7% der arbeitenden Bevölkerung im laufenden und 3% im nächsten Jahr erreichen.

UBS erwartet ebenfalls Stabilisierung

Auch laut der am Mittwoch vorgestellten Prognose der Schweizer Grossbank UBS wird die Schweizer Wirtschaft erst ab Mitte 2003 wieder richtig in Fahrt kommen. Eine langfristige Flaute analog zur ersten Hälfte der neunziger Jahre sei angesichts der strukturell gesunden und gut positionierten Schweizer Wirtschaft aber nicht zu erwarten, sagen die UBS-Forscher.

Für nächstes Jahr rechnet die UBS ihrerseits mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,3% und prognostiziert für 2004 sogar ein BIP-Wachstum von 2,3%. Zur Zeit aber lahme die Schweizer Wirtschaft. Die 300 in ihrer Umfrage vom September berücksichtigten Industrie-Unternehmen erwarten zumindest für das laufende Quartal eine Stabilisierung beim Auftragseingang, in der Produktion und für den Umsatz.

Dennoch Arbeitsplatz-Abbau

Als weiterhin kritisch beurteilen die UBS-Ökonomen aber die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Der Stellenabbau werde sich noch über zwei Quartale fortsetzen: Meldungen über Arbeitsplatzabbau in der Schweiz folgen sich denn auch fast Schlag auf Schlag:

Am Montag schliesst die NAW Nutzfahrzeuge AG (früher Saurer) in Arbon ihre Tore. 250 Arbeitsplätze verschwinden. Am Dienstag gibt die Waadtländer Nextrom bekannt, man baue 134 Stellen ab. Das Bildverarbeitungs-Unternehmen Gretag in Regensdorf meldet, auch am Dienstag, dass man weitere Stellen abbaue, um aus der Verlustzone zu gelangen. Das Unternehmen als Ganzes gilt bei Beobachtern als gefährdet.

Mehr Konkurse, aber auch mehr Firmengründungen

Den negativen Trend untermauert die Zahl der Konkurse in der Schweiz. Im September sind sie auf hohem Niveau weiter gestiegen, meldet Creditreform. Mit 680 Konkursen wurden fast 7 Prozent mehr Verfahren als im Vorjahrsmonat eröffnet. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass die Zahl der neuen Firmen im Handelsregister klar gewachsen ist. Im September wurden 2324 Firmen neu eingetragen.

Symbolsignal der Regierung

Auch die Schweizer Regierung bewertet die Konjunkturlage seit längerem als angespannt. Das eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement gibt am Dienstag erstmals seit vier Jahren die sogenannten Arbeits-Beschaffungsreserven für die Dauer von einem Jahr frei. Vorher waren Kantone und Spitzenverbände angehört worden. Damit sollen die Investitionen gefördert werden.

Die Arbeits-Beschaffungsreserven, die steuervergünstigend wirken, sind ein antizyklisches Konjunkturinstrument. Sie sollen mithelfen, eine ausgeglichene Beschäftigung zu fördern. Unternehmen können dabei einen Teil ihres Gewinnes auf ein verzinsliches Sperrkonto beim Bund oder beiden Banken einbezahlen.

Ausgleichende Reservenbildung

Die so einbezahlten Gelder dürfen vom steuerbaren Reinertrag der Firma abgezogen werden. Sie bleiben aber gesperrt, bis die Regierung sie jeweils aus konjunkturpolitischen Gründen freigibt. Das ist nun geschehen.

Die Unternehmen sind nun frei, ob sie ihre so gebildeten Reserven auflösen und investieren wollen.

Das Volkswirtschafts-Departement begründete seinen Entscheid, die Reserven jetzt freizugeben, mit den momentanen Beschäftigungs-Schwierigkeiten.

swissinfo und Agenturen

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