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Kopien verdrängen Originale

Original oder Fälschung? Keystone

Die Nachahmung von Markenartikeln ist für die Schweizer Wirtschaft ein grosses Problem.

In den Jahren 2000 und 2001 wurden in der Schweiz 21 Fälle von Markenpiraterie registriert. Trotz abnehmender Tendenz sieht der Fachverband keinen Grund zur Beruhigung.

Sie sehen fast genau gleich aus, haben meist einen ähnlichen Schriftzug, identische Farben und sehen verblüffend ähnlich wie das Original aus – die Kopie oder die Fälschung eines Markenartikels.

In den Jahren 2000 und 2001 wurden in der Schweiz 21 Markenprodukte nachgeahmt. Das seien zwar weniger Fälle als früher, sagt der Markenartikelverband Promarca, doch beunruhigend sei die Zahl immer noch. Denn der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entstehe, sei enorm.

Die Schweiz gehöre «zu den Ländern, die ein grösseres Problem mit Nachahmungen haben», sagt Gabi Dischinger, Kommunikations-Managerin bei Promarca auf Anfrage. Die konzentrierte Marktsituation mit den zwei führenden Händlern Migros und Coop könne einer der Gründe dafür sein.

Rivella oder Apiella?

Die 21 Nachahmungen betreffen 11 Mitglieder der Promarca. Zwar sind die Hersteller in zwölf Fällen gegen die Nachahmer vorgegangen, doch nur zwei Auseinandersetzungen endeten vor Gericht.

Die Kopie von «Rivella» mit «Apiella» und die Kopie der Schokoladesorte «Merci» mit «Grazie». In den übrigen zehn Fällen suchte man nach einer gütlichen Einigung.

Viele Unternehmen wehrten sich aber gegen Kopien gar nicht. Der Grund für das Stillschweigen der Markenartikel-Hersteller ist in vielen Fällen die starke Abhängigkeit von den Handelspartnern.

Keine konkreten Zahlen

Auch wenn sich der Schaden, der durch Nachahmungen entsteht, kaum in konkrete Zahlen fassen lässt, ist das Ausmass nach Angaben von Promarca doch enorm. Zum einen erlitten die Hersteller und letzten Endes die Volkswirtschaft einen finanziellen Verlust.

Zum anderen könne ein traditionelles Wertesystem zerstört werden. Denn wenn der Konsument von der Kopie enttäuscht sei, laste er dies der Originalmarke an.

Gemäss einer Studie des Europäischen Markenverband AIM gab es in den Jahren 2000 und 2001 insgesamt 470 Nachahmungen in 12 europäischen Ländern. An der Spitze liegen Spanien mit 148 und Italien mit 113 Nachahmungen.

Piraterie und Nachahmung

Der Markenartikel-Verband unterscheidet zwischen Markenpiraterie und Nachahmung. Unter Markenpiraterie versteht man die identische Reproduktion von prestigeträchtigen Markenprodukten (z.B. gefälschte Rolex-Uhren).

Bei der Nachahmung sind die Produkte den geschützten Marken so ähnlich, dass sie leicht verwechselt werden. Mit der absichtlichen Ähnlichkeit zu Markenprodukten zielt der Nachahmer auf eine Verwirrung der Konsumentinnen und Konsumenten.

Der Kopist hofft, dass die Kunden die Produkte bei der Auswahl im Regal für das Original halten oder zumindest eine Beziehung zum Originalhersteller vermuten.

Eine Rechnung, die aufzugehen scheint. Gemäss einer vor rund zehn Jahren in Frankreich erfolgten Studie reichen wenige gleiche oder ähnliche Elemente, damit durchschnittlich 20 bis 30 Prozent der Testpersonen die Nachahmung mit dem Original verwechseln.

swissinfo und Agenturen

Gemäss einer OECD-Studie aus dem Jahre 1998 wird der Schaden im Zusammenhang mir Markenpiraterie, also der identischen Reproduktionen von zumeist preisträchtigen Markenprodukten auf fünf bis sieben Prozent des Welthandels geschätzt. Dies würde rund 250 Milliarden Franken entsprechen. Im EU-Raum werden die Schäden auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätzt.

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