«Krieg der Sterne» nach Schweizer Art
hotelleriesuisse verteidigt seine Kernkompetenz in Sachen Hotelklassifikation und stellt sich gegen ein Parallelkonzept von GastroSuisse.
Ein zweites Sterne-Konzept ist nach Ansicht des Hotelier-Verbandes schlecht für die internationale Wettbewerbs-Position im Fremdenverkehr.
In der Schweiz soll es weiterhin nur ein System zur Bewertung von Hotels geben: Der Branchenverband hotelleriesuisse stellt sich kategorisch gegen die Pläne des Wirte- und Hotelierverbands GastroSuisse, der eigene Sterne verleihen will.
Kein «Label-Salat»
«Eine einheitliche Einstufung ist wichtig für die Gäste und die gesamte Branche», sagte hotelleriesuisse-Präsident Christian Rey am Dienstag vor den Medien in Bern.
Er warnte vor einem «Label-Salat» und sprach sich gegen alle möglichen Projekte zu einer weiteren Klassifizierung von Hotels aus, welche die Einheitlichkeit gefährden und die Gäste verwirren könnten.
Zweimal Sterne als Kriterium
Gegenüber swissinfo erklärte Florian Hew, Direktor GastroSuisse dazu: «Das genaue Konzept unserer Klassifikation steht noch nicht fest. Aber wir werden ebenfalls mit Sternen arbeiten.»
Von der Kritik von hotelleriesuisse lässt sich GastroSuisse nicht beeindrucken. «Wir haben von unseren Mitgliedern den Auftrag erhalten, eine neue Hotelklassifikation auf Sternenbasis zu kreieren und werden das umsetzen», so Hew.
hotelleriesuisse seinerseits bleibe offen für Gespräche mit GastroSuisse, sagte Rey vor den Medien. So könnte über ein neues System diskutiert werden – dieses müsste aber eine andere Basis haben und etwa für Betriebe gelten, die hotelleriesuisse nicht als eigentliche Hotelbetriebe definiert, weil sie zu wenig Zimmer führen.
Beherbergen heisst noch nicht ein Hotel führen
Rey erwähnte dabei die mögliche Klassifizierung von weiteren 1- und 2-Stern-Betrieben. Dabei gehe es um rund 500 Hotels mit mindestens 20 Zimmern, erklärte der stellvertretende hotelleriesuisse-Direktor Christian Hodler.
«Die Sterne dürfen nicht vermischt werden», so Rey. Das System von hotelleriesuisse ist 25 Jahre alt und primär auf Hotelbetriebe ausgerichtet, die den Grossteil ihres Umsatzes mit der Beherbergung erwirtschaften.
Diese erwirtschaften nur einen kleineren Umsatzanteil in der Restauration. Bei den Beherbergungsbetrieben von GastroSuisse liegen die Umsatzanteile in der Regel umgekehrt.
Sicherheit und Transparenz schaffe nur ein einziges System, betonte Rey. Bereits übernachteten 80% aller Hotelgäste in Betrieben, welche die hotelleriesuisse-Sterne tragen.
Seit Februar dieses Jahres können sich neu auch Hotels klassifizieren lassen, die nicht Mitglieder von hotelleriesuisse sind.
KMU- und Strukturprobleme drängen bei GastroSuisse
«GastroSuisse zählt unter seinen Mitgliedern rund 5000 Beherbergungs-Anbieter, die einen massiven Nachholbedarf im Bereich Marketing und Schulung aufweisen», sagt Hew gegenüber swissinfo.
Es handle sich dabei meist um Kleinhoteliers und Familienbetriebe. «Diese wurden in diesem Land zu schnell abgeschrieben. Dabei werden künftig viele Touristen mit einem kleineren Budget reisen. Einfach gehaltene Kleinhotels kommen dem entgegen.»
Der grösste Teil dieser 5000 Beherbergungsmitglieder von GastroSuisse habe keinen Zugang zu einer Klassifikation oder sei mit dem Bestehenden unzufrieden.
Im nächsten Jahr werde deshalb ein Konzept entwickelt, das im Laufe von 2006 bereit stehen dürfte.
Klare Positionierung und mehr Spezialisierung helfen
Die GastroSuisse-Betriebe haben gesehen, wie sich die Konkurrenz der Hoteliers mit klarer Positionierung zusätzliche Nachfrage geschaffen haben. Auch bei den Spezialisierungen ergibt sich zusätzliche Nachfrage, besonders im Bereich Seminar-, Business- oder historische Hotels.
Der neue Schweizer Hotelführer 2005 ist auch elektronisch abrufbar. Ausser den 2303 Hotels umfasst er 350 Restaurants und 40 Hotelgruppen.
Wie im Vorjahr erhielten 85 Hotels 5 Sterne. Laut hotelleriesuisse verzeichnet die Website jährlich rund 10 Mio. Besucher.
swissinfo und Agenturen
Derzeit läuft die 5. Gesamtrevision der Hotelklassifikation.
Ab 2006 sollen demnach gewisse Hotels ab 3, 4 oder 5 Sternen den Zusatz «Superior» tragen.
Damit soll eine zusätzliche Differenzierungsmöglichkeit geschaffen werden.
Die Zahl klassierter Hotels nahm um 74 auf 2303 ab.
Primärer Grund: Betriebsschliessungen im unteren Sternbereich.
Die Luxus- und Erstklass-Hotellerie hingegen hält sich besser.
GastroSuisse zählt nochmals rund 5000 meist kleinere Mitglieder, die auch Zimmer vermieten.
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