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Lantal Textilien fliegen um die Welt

Flugzeug-Innenraum: Ausgestattet mit Lantal-Produkten. Lantal

Stoffe und Spannteppiche einer Schweizer Firma reisen jeden Tag um die ganze Welt. Und einflussreiche Leute benutzen Lantal-Produkte.

US-Präsident Bush sitzt auf Lantal-Stoff, wenn er mit Air Force One fliegt. Königin Elisabeth läuft in ihrem Flugzeug über Lantal-Teppiche.

Die Firma Lantal Textilien in Langenthal, Kanton Bern, hat ein Nischen-Produkt entwickelt, das man am besten als «Innenausstattung in Bewegung» beschreiben könnte.

«Wir sind Spezialisten für Transportverkehrs-Textilien – Stoffe für Sitze in Flugzeugen, Autobussen, Eisenbahnzügen und Trams sowie Spannteppiche für die Transportindustrie», sagt Lantal-Präsident Urs Baumann.

«Wir sind sicher Weltmarktführer in der Transport-Industrie. Unser Anteil im Stoff-Bereich beträgt 55 bis 60%, bei den Spannteppichen etwa 30%», so Baumann zu swissinfo.

300 Airlines

Lantal beliefert alle grossen Flugzeughersteller sowie über 300 Fluggesellschaften mit Polsterbezügen, Wandtapeten, feinem Leder und Faltvorhängen.

Nach der Gründung der Firma 1886 durch Baumanns Grossvater produzierte Lantal zuerst Käsetücher, die zur Produktion von Emmentaler Käse benutzt wurden. Langenthal, der Standort der Fabrik, ist das Eingangstor zum Emmental.

Erst 1950 betrat Lantal den Markt der Luftfahrt, und zwar eher zufällig, wie Baumann betont. «Unser Agent wollte der KLM Stoff für Büromöbel verkaufen. Doch die niederländische Airline wollte davon nichts wissen, sie wollte nur Textilien für ihre Flugzeuge. Das war der Anfang unserer Aktivität in der Luftfahrt-Industrie», erinnert sich Baumann.

Textilien für Flugzeuge mussten natürlich strengen Sicherheits-Standards genügen, insbesondere in Sachen Feuerfestigkeit. Das ist mit ein Grund dafür, dass Lantal in der Schweiz und in den USA eigene Test-Labors hat. Diese sind von den Behörden anerkannt.

Umsatzrückgang wegen Krise

In den letzten zwei Jahren gab es bei Lantal wegen der Krise in der Luftfahrt-Industrie Umsatzeinbussen. Doch laut Urs Rickenbacher, dem neuen Direktor der Langenthaler Firma, ist der Rückgang weniger gross als befürchtet.

«Wir wissen um die Krise, aber die Airlines wollen für die Kunden möglichst attraktiv bleiben. Sie versuchen es mit neuem Kabinen-Design. Das heisst, dass wir mit vielen Fluggesellschaften eng zusammenarbeiten», so Rickenbacher gegenüber swissinfo.

«Die Airlines kaufen nicht mehr so oft neue Flugzeuge, aber sie statten ihre Maschinen innen neu aus. Und das ist eine grosse Chance für uns.»

Lantal Textilien will das Geschäft diversifizieren und andere Märkte erobern. Einer davon ist die Kreuzschifffahrt, insbesondere in den USA.

Lufthaltige Textilien

Lantal gibt sich auch innovativ. Früher in diesem Jahr hat die Firma einen neuen Flugzeugsitz präsentiert, der die Luftfahrt-Industrie revolutionieren könnte.

Zusammen mit dem Designer Team «Prospective Concepts» wurde ein Sitz mit lufthaltigen Textilien entwickelt, die Verbesserungen in den Bereichen Gewicht, Komfort und Sicherheit bringen. Der Sitz enthält Luftkissen anstelle des bisher verwendeten Schaums.

«Es ist sicher eine gute Idee, den Komfort der Passagiere zu verbessern, das Gewicht des Materials zu vermindern und mehr Sicherheit zu bieten. Mit dem neuen Sitz sind alle drei Ziele erreicht. Im Moment haben wir einen Prototyp, der bei der Luftfahrt-Industrie gut ankommt», erklärt Lantal-Präsident Baumann.

Laut Angaben der Firma spart der neue, leicht gebaute Sitz je nach Flugzeugtyp bis zu 1,5 Tonnen Gewicht ein. Ein Grossraumflugzeug könnte so bis zu 1,38 Mio. Franken Treibstoff pro Jahr sparen.

Zufrieden mit der Nachfolge

Zufrieden ist der 63-jährige Baumann mit der Nachfolge in seinem Familienbetrieb. Der 51-jährige Urs Rickenbacher übernimmt nächstes Jahr 51% der Geschäftsanteile.

«Wir wollten einen Unternehmer – nicht einen Manager – mit derselben Geschäfts-Philosophie… und haben Urs Rickenbacher gefunden», freut sich Urs Baumann.

swissinfo, Robert Brookes, Langenthal
(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)

1886: Gründung der Firma Lantal Textilien in Langenthal.

Erstes Produkt: Käsetücher zur Produktion von Emmentaler-Käse.

2 von 3 Flugzeugsitzen weltweit sind von Lantal.

Lantal beliefert über 300 Airlinies.

Lantal-Textilien gibt es in Flugzeugen, Autobussen, Eisenbahnzügen, Trams und Schiffen. Die Firma ist seit 1950 im Markt der Luftfahrt-Industrie.

Die Krise der Luftfahrt hat bei Lantal zu einem Umsatz-Rückgang geführt. Laut der Firma sind die Einbussen aber nicht so hoch wie erwartet.

Die Airlines kaufen zwar weniger neue Maschinen, doch werden die «alten» innen neu gestaltet, um für Kunden attraktiv zu bleiben.

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