Letzter Zug im Zug
In Schweizer Zügen und Bahnhöfen hat es sich ausgepafft: Ab Sonntag gilt im ganzen Öffentlichen Verkehr: "Rauchen verboten".
Die Reisenden werden mit einer Kampagne auf die Neuerung aufmerksam gemacht. Renitenten Rauchern drohen 25 Franken Busse.
Im Juni hatten die Schweizer Transportunternehmen das Rauchverbot angekündigt; mit dem Fahrplanwechsel vom 11. Dezember wird es nun umgesetzt. Rauchfrei werden die Züge von SBB, BLS, Südostbahn und 16 weiteren Bahnunternehmen.
Auch in den Bahnhöfen darf nicht mehr geraucht werden: Das Rauchverbot gilt für alle öffentlich zugänglichen, geschlossenen Räume und Zirkulationsflächen sowie für die Tiefbahnhöfe. Weiter geraucht werden darf auf offenen Perrons.
Bei der SBB wird das Verbot zuerst auf den sieben grössten Bahnhöfen eingeführt, bis Ende 2006 folgen die weiteren Bahnhöfe.
Was in Bussen, Trams und teils im Regionalverkehr seit längerem selbstverständlich ist, wird somit auch in allen Zügen Tatsache.
Die Schweizer Bundesbahn sagt, sie sei «sehr optimistisch», dass das Publikum die Massnahme akzeptiere.
SBB-Sprecher Christian Kräuchi sagte gegenüber swissinfo, dass die Bahn dem allgemeinen Trend folge, wonach Rauchen in öffentlichen Räumen zunehmend als unangenehm empfunden werde. Mit der Massnahme sollen Reisende aber auch das arbeitende Personal der Bahn geschützt werden.
Mehr Sitzgelegenheit
Kräuchi sagt weiter, dass jetzt die Sitzzahl steigen werde, denn die Reisenden könnten sich nun überall hinsetzen, ohne zu Passivrauchern zu werden. Oft waren die Nichtraucherabteile in den Schweizer Zügen voll besetzt, während in den Raucherabteilen Plätze frei blieben.
«Innerhalb der kommenden zwei Wochen werden alle Bahnwagen mit Nichtraucher-Schildern versehen. Die Aschenbecher werden entfernt oder so verschlossen, dass sie nicht mehr geöffnet werden können.
Für die Einführung des Rauchverbotes rechnen die Bahnunternehmen mit Kosten von gegen 11 Mio. Franken. 8,5 Mio. entfallen auf den Umbau der Wagen. Das Rauchverbot gilt übrigens auch in den noch nicht umgerüsteten Wagen.
Vom Rauchverbot versprechen sich die Transportunternehmen Einsparungen bei der Wagenreinigung. Beziffert werden können die zur Zeit noch nicht.
25 Franken Strafgebühr
Die Transportunternehmen wollten «keinen Kreuzzug gegen die Raucher führen», sagte Peter Vollmer, Präsident der Verbandes Öffentlicher Vekehr (VÖV).
Auf Perrons stünden künftig sogar mehr Aschenbecher zur Verfügung als bisher.
Trotzdem werde Rauchen künftig vom Bahnpersonal «nicht wegschauend toleriert». Ab Sonntag würden alle Reisenden, die sich nicht ans Verbot halten, «freundlich, aber bestimmt» darauf hingewiesen, sagte Vollmer.
Renitente Raucher müssten mit einer Strafgebühr von 25 Franken rechnen, allenfalls können sie vom Bahnpersonal auch aus dem Zug gewiesen oder in Ausnahmefällen mit einem Bahnhofverbot belegt werden. Diese Massnahmen stützen sich auf bestehende Gesetze. Ein «Rauchergesetz» musste dafür nicht geschaffen werden.
Cowboy und Dromedar
Das Personal wurde laut Vollmer auf Konfliktsituationen vorbereitet. Man rechne aber mit einer guten Akzeptanz bei den Rauchern, seien doch Rauchverbote in Tram, Bus und Flugzeug längst selbstverständlich. Kleinere Bahnunternehmen hätten Verbote bereits problemlos durchgesetzt.
Ausser auf Einsicht setzen die Transportunternehmen auch auf die Wirkung einer Informationskampagne, mit der sie auf das Verbot aufmerksam machen: Ein Cowboy im Sattel und ein Dromedar schauen einem Zug nach, der ohne sie abfährt. Die SBB macht die Reisenden zudem bis März mit Lautsprecherdurchsagen aufs Verbot aufmerksam.
swissinfo, Robert Brookes und Agenturen
Die Schweizer Transportunternehmen beziffern die Kosten für die Umrüstung zur «Nichtraucherbahn» auf rund 11 Mio. Franken.
Allein 8,5 Mio. Franken kostet der Umbau der Bahnwagen.
Wer trotzdem raucht, wird mit 25 Franken gebüsst.
Weniger als 25% der Bahnreisenden rauchen im Zug.
Die Sitze im Raucherabteil blieben oft leer. Raucher reisten mit Nichtrauchern im Nichtraucher-Abteil.
In der Schweiz gilt bereits in Tram, Bussen und Postautos ein Rauchverbot.
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