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Licht und Schatten des 1.-August-Feuerwerks

Das Feuerwerk der "Fêtes de Genève" gehört zu den schönsten Europas. Keystone

Der Nationalfeiertag steht vor der Tür, und im ganzen Land sind die Vorbereitungen im Gang, um diesen mit farbenfrohen Feuerwerken zu begehen. Eine alte, aber immer technologischere Tradition.

Neben Faszination und Mysterium birgt das pyrotechnische Material aber auch ganz konkrete Gefahren und negative Auswirkungen auf die Umwelt.

Eine Mischung aus Sternen, farbigen Lichtern, Gerüchen, Knalleffekten und Emotionen: Die Pyrotechnik ist eine Kunst, die den nächtlichen Himmel verzaubern kann.

Im Sommer haben die Feuerwerkskünstler kaum einen Moment Pause zum Verschnaufen. In den letzten Jahren sind fast überall in der Schweiz Feuerwerk-Veranstaltungen entstanden, die viele Touristen anziehen.

Von Zürich über Genf bis nach Lugano präsentieren vor allem Städte an Seen solche Veranstaltungen. “Die Feuerwerke können weit entfernt vom Ufer abgeschossen werden”, sagt Pierre-Alain Beretta, Direktor der Firma Pyrostars.

“Dies erlaubt, eine grössere Anzahl von Material mit mehr Sicherheit abzufeuern und dabei immer spektakulärere Effekte einzubauen.”

Die Firma aus dem Kanton Genf ist verantwortlich für die Feuerwerke bei den “Fêtes de Genève”, eines der wichtigsten pyrotechnischen Spektakel Europas. Thema der Show sind dieses Jahr die “vier Jahreszeiten”, Vivaldis bekannte Kompositionen.

Innovationen und Moden

Für den Feuerwerks-Experten haben Vulkane, Knallkörper, Feuerräder, Raketen und bengalisches Feuer keine Geheimnisse mehr.

Technologisch ist in den letzten Jahren viel erreicht worden. Nicht nur im Bereich des Materials, das immer raffinierter wurde, sondern vor allem was Organisation und Kontrolle des abgeschossenen Feuers betrifft.

“Alles wurde digitalisiert, von den Bildern am Himmel bis zum Abschuss, der auch aus Distanz durch Funk ferngesteuert werden kann”, betont Beretta.

Auch die Choreographie und die Art der Produkte unterliegen einem steten Wandel. Die Inspiration zur Erneuerung der Spektakel kommt direkt vom Publikum: “Die Reaktionen und der Beifall der Zuschauenden während der Explosionen mancher Feuerwerke sprechen für sich. Ausserdem mischen wir uns nach der Show unter die Leute und versuchen, die Emotionen einzufangen.”

Mehr als die Effekte begeistern das Publikum aber die Farben, die aus der Verbrennung einer Mischung von Schwarzpulver mit spezifischen Metallen entstehen.

“Den grössten Erfolg in den letzten Jahren verzeichnet haben Farbspiele in Pastelltönen wie zartrosa, hellblau, hellorange oder zitronengelb”, erklärt Beretta. Die gleichen Farben also wie in der Mode.

Feuerwerkspektakel mit Schattenseiten

Doch die Magie dieser Feuerspektakel am Nachthimmel hat auch Schattenseiten. Im Umgang mit dem explosiven Material ist eine gewisse Vorsicht gefordert – sonst kann es gefährlich werden.

Gemäss Schweizer Gesetz werden die Feuerwerkskörper nach europäisch gültigen Gefahrenklassen (I bis IV) eingeteilt. Für den Verkauf von besonders gefährlichen Feuerwerken bestehen gewisse Einschränkungen. In gewissen Fällen ist eine Bewilligung des jeweiligen Kantons nötig.

“In Händen von Laien können sich jedoch auch weniger gefährliche, frei erhältliche Feuerwerkskörper als zerstörerische Waffe erweisen”, sagt der Direktor von Pyrostars. Nicht selten wird von Brandschäden in Millionenhöhe oder Personenverletzungen (Verbrennungen, Augen- und Gehörverletzungen) berichtet.

Dicke Luft

Feuerwerkskörper können sich jedoch nicht nur für den Menschen als Gefahr erweisen, sondern auch für die Natur. Sie enthalten zahlreiche toxische und umweltschädliche Stoffe.

Gemäss Schätzungen des Bundesamts für Umwelt (BAFU) werden jedes Jahr über 1500 Tonnen Feuerwerkkörper in den Himmel geschossen. Der Rauch, der dabei entsteht, besteht hauptsächlich aus giftigem Feinstaub. Dabei kann es auch einmal vorkommen, dass die Grenzwerte überschritten werden.

Eine in Basel durchgeführte Studie zeigt zum Beispiel, dass am 1. August der Kalium-Gehalt in der Luft rund hundert Mal höher ist als vor dem Fest – ein trauriger Rekord für den Schweizer Nationalfeiertag.

swissinfo, Anna Passera
(Übertragen aus dem Italienischen: Corinne Buchser und Christian Raaflaub)

Die ersten Feuerwerke entstanden im 8. Jahrhundert in China. Infolge der Mongolen-Invasionen kamen sie 1241 nach Europa.

Das Schwarzpulver wurde lange Zeit lediglich für Kriegszwecke verwendet.

Aus dem Gebrauch des Schwarzpulvers entwickelte sich im 12. Jahrhundert in Italien die Feuerwerkskunst.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich Feuerwerke auf der ganzen Welt.

Feuerwerkskörper sind chemische Zusammensetzungen, deren Explosion mit Licht- und Geräuscheffekten verbunden ist.

Bis ins 19. Jahrhundert gab es ausschliesslich weisse Feuerwerke. Diese wurden mit Schwarzpulver (Kaliumnitrat, Kohle und Schwefel) hergestellt.

Erst durch das Hinzufügen gewisser Metalle entstanden farbige Feuerwerke: Bei einer Zündungstemperatur von mindestens 400 Grad geben diese den Lichteffekten verschiedene Färbungen.

So gibt etwa Strontium eine karminrote und Kalzium eine hellrote Flammenfärbung. Mit Natrium färbt sich die Flamme gelb, mit Barium grün und mit Kupfer blau.

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