Lohntüte von Managern wieder dicker
Die Löhne der Top-Manager steigen weiter: In den 100 grössten börsenkotierten Schweizer Firmen verdienten die Mitglieder der Geschäftsleitung 2006 im Schnitt 16% mehr als im Vorjahr.
Die Transparenz bleibt aber gering, lautet das Fazit einer Studie der Anlagestiftung Ethos über die Vergütungen in den Teppich-Etagen.
Wer in den Unternehmen in einem Chefbüro sitzt, verdiente im letzten Jahr im Schnitt 2,3 Mio. Franken. Einsamer Ausreisser nach oben ist Novartis-Boss Daniel Vasella, dessen Arbeit mit 44,2 Mio. Franken entgolten wurde.
So erfreulich es für die Manager um ihre Löhne steht, so unerfreulich sieht es immer noch punkto Transparenz der Lohnzahlungen aus. Zu diesem Schluss kommt die zweiten Studie der Stiftung Ethos über die Vergütungen in der Chefetage.
«Wenige Unternehmen gehen bei der Information über das verlangte Minimum hinaus», sagte Ethos-Direktor Dominique Biedermann bei der Vorstellung der Untersuchung. Das zeige, dass die Selbstregulierung weiterhin nicht gut funktioniere.
Lohn und Leistung
Einen statistischen Zusammenhang zwischen Entlöhnung und Leistung habe Ethos nicht feststellen können, sagte Biedermann. Dies könnte aber auch auf die mangelnde Transparenz zurückzuführen sein. Oft sei etwa nicht klar, welche Lohnbestandteile fix und welche variabel seien.
Dagegen zeigt sich weiterhin klar, dass die Entschädigungen um so höher sind, je grösser das Unternehmen ist. Zudem spielt auch die Branche eine klare Rolle. Bei vergleichbar grossen Firmen bezahlen Unternehmen der Finanzbranche klar höhere Vergütungen.
Grosse Spannbreite
Die Spannbreiten der Cheflöhne zwischen den 100 Unternehmen ist weiterhin gross. Sie reicht vom Durchschnittslohn eines Managers des Energieunternehmens BKW von 376’000 Franken bis zum durchschnittlichen Sälar in der UBS-Chefetage von 19 Mio. Franken.
Die zweithöchsten Durchschnittslöhne nach der UBS bezahlt die andere Grossbank Credit Suisse, deren Top-Manager 18,7 Mio. Franken Jahreslohn verdienen. Es folgen die grossen Pharma- und Versicherungsunternehmen. Der Lohnanstieg hat sich 2006 beschleunigt: 2005 war er mit 7,6% noch halb so schnell.
Vasella allein auf weiter Flur
Bei den einzeln ausgewiesenen Löhnen liegt weiterhin Novartis-Chef Daniel Vasella einsam an der Spitze. Novartis selbst beziffere den Lohn nur mit 21 Mio. Franken, sagte Biedermann. Die von Vasella bezogenen Aktien habe der Konzern dabei aber nicht zu Marktwerten, sondern zu den niedrigeren Steuerwerten bewertet.
Hinter Vasella folgen UBS-Verwaltungsrats-Präsident Marcel Ospel (26,6 Mio. Fr.) sowie Nestlé-VR-Präsident und -Konzernchef Peter Brabeck (17,2 Mio. Fr.). Auf den Plätzen vier und fünf liegen Roche-Präsident und -Konzernchef Franz Humer (16,7 Mio. Fr.) und Credit Suisse-VR-Präsident Walter Kielholz (16,0 Mio. Fr.).
Neuerungen 2007
Bereits im Geschäftsbericht 2007 werden die Firmen wegen einer Gesetzesänderung mehr Angaben machen müssen. So müssen sie nicht mehr nur den Lohn des bestbezahlten Verwaltungsratsmitglieds, sondern auch des höchstbezahlten Geschäftsleitungsmitglieds offenlegen.
Allerdings fordert Ethos noch deutlich mehr Transparenz: Die Angaben zur Vergütung sollten auch mit Tabellen detailliert und nachvollziehbar erläutert werden, forderte Biedermann. Zudem müsse die Lohnpolitik der Generalversammlung des Unternehmens in einer Konsultativabstimmung vorgelegt werden.
swissinfo und Agenturen
Die Chefs der 100 grössten Schweizer Unternehmen verdienten 2006 im Schnitt 2,3 Mio. Franken.
Der Durchschnittslohn eines Arbeitnehmers betrug 70’000 Franken.
Für Manager verdoppelte sich der Lohnanstieg von +7,6% (2005) auf 15,8% im letzten Jahr.
Angestellte mussten dagegen einen Reallohnverlust von 0,2% (2005) und 0,1% im 2006 hinnehmen.
Zwischen 2004 und 2006 wuchs das Bruttoinlandprodukt um 6,7%.
2006 stieg das Vermögen der 300 reichsten in der Schweiz lebenden Personen um 14% auf 455 Mrd. Franken.
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