Lufthansa will Swiss übernehmen
Die deutsche Lufthansa will die Swiss übernehmen. Sie garantiert der Schweizer Airline eine weitgehende Beibehaltung der Eigenständigkeit.
Die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt des Lufthansa-Aufsichtsrates sowie des Swiss-Verwaltungsrates, der Swiss-Grossaktionäre und des Bundesrates.
Die Lufthansa nimmt einen zweiten Anlauf zur Übernahme ihrer angeschlagenen Konkurrentin Swiss. Lufthansa und Swiss bestätigten am Sonntagabend nach tagelangen Medienspekulationen, dass sie in konstruktiven Verhandlungen zu einer Übernahme und Integration der Swiss in den Konzernverbund der Lufthansa stünden.
Wie den gleich lautenden Mitteilungen der Airlines zu entnehmen ist, haben beide Unternehmen bereits ein Geschäftsmodell entwickelt, das aber von den Verwaltungsräten von Lufthansa und Swiss sowie von den Swiss-Grossaktionären noch genehmigt werden muss.
Swiss soll weiterhin Swiss heissen
Es sieht eine Bündelung der Kräfte beider Fluggesellschaften vor unter weitestgehender Beibehaltung der Eigenständigkeit der Swiss. Eckpfeiler seien unter anderem die Aufrechterhaltung der Luftverkehrsanbindung der Schweiz und der Marke Swiss.
Stimmen die Verwaltungsräte und die Grossaktionäre zu, will die Lufthansa den so genannten Free-Float-Aktionären ein Angebot in der Höhe des Durchschnittskurses der letzten Wochen unterbreiten. Beim Free Float handelt es sich um den im Publikum befindlichen Teil des Swiss-Kapitals von knapp zehn Prozent.
Hub Zürich-Kloten soll erhalten bleiben
Der Flughafen Zürich-Kloten solle als interkontinentale Drehscheibe (Hub) erhalten bleiben, sagte eine Lufthansa-Sprecherin in Frankfurt. Dies habe Lufthansa von Beginn weg so gewollt und auch angeboten. Damit sei auch klar, dass am Langstreckenangebot der Swiss festgehalten werde.
Lufthansa hatte bereits 2003 Interesse an Swiss gezeigt, eine Übernahme war damals allerdings gescheitert.
Information für die Grossaktionäre
Nach Informationen der «SonntagsZeitung» und der «NZZ am Sonntag» sollen Grossaktionäre der Swiss am Montag über die Eckdaten einer möglichen Übernahme der Swiss durch die Lufthansa orientiert werden. Gemäss den Zeitungsberichten soll dabei auch die Bereitschaft der wichtigsten Aktionäre ausgelotet werden, die Mehrheit der Swiss an die Lufthansa zu verkaufen.
Die beiden Grossaktionäre UBS und Credit Suisse Group (CSG) wollten die Übernahmeverhandlungen vorerst nicht kommentieren. Eine UBS-Sprecherin erinnerte indessen daran, dass die Anbindung der Schweiz ans Ausland über ein attraktives Streckennetz der UBS seit der Gründung der Airline ein wichtiges Anliegen gewesen sei.
Bundesrat wartet Verhandlungsergebnis ab
Fest steht, dass sich der Bundesrat an seiner Sitzung vom vergangenen Freitag mit der Swiss befasst hat. Der Bundesrat habe über die Lage der Swiss sowie über mögliche strategische Optionen der Zukunft diskutiert, bestätigte Regierungssprecher Achille Casanova auf Anfrage entsprechende Berichte der «SonntagsZeitung» und der «NZZ am Sonntag». «Er hatte keine Entscheidungen zu treffen», fügte er hinzu.
Die Landesregierung habe von den Verhandlungen zwischen den beiden Airlines Kenntnis genommen, sagte die Sprecherin des federführenden Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD), Elisabeth Meierhans, am Sonntagabend. Ein Entscheid werde erst auf Grund des effektiven Verhandlungsresultats gefällt.
Zum voraussichtlichen Zeitpunkt dieses Beschlusses machte die Sprecherin keine Angaben und wies darauf hin, dass die Verhandlungen zwischen den Fluggesellschaften noch im Gang seien.
Die Eidgenossenschaft ist die grösste Einzelaktionärin der Swiss.
swissinfo und Agenturen
Lufthansa-Umsatz 2003: fast 16 Mrd. Euro (24,8 Mrd. Fr.)
Lufthansa-Jahresgewinn 2004: rund 400 Mio. Euro (620 Mio. Fr.)
Lufthansa-Passagiere 2003: 45 Mio.
Lufthansa-Beschäftigte: 90’000
Swiss-Reinverlust 2004: 140 Mio. Fr. (2003: 687 Mio. Fr.; 2002: 980 Mio. Fr.)
Swiss-Umsatz 2004: 3,6 Mrd. Fr.
Swiss-Passagiere 2004: 9,2 Mio.
Swiss-Beschäftigte: 6625
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