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Lust aufs Rauchen verderben

Keystone Archive

Die Tabaksteuer soll in der Schweiz auf EU-Niveau angehoben und das Päckchen Zigaretten von heute 4.80 auf 5.60 Franken verteuert werden.

Nach Ansicht der Fachstelle für Gesundheitspolitik würde das die Raucherquote senken und Mittel für die Prävention beschaffen. Neun Gesundheits- und Konsumenten-Organisationen haben sich zu dieser Fachstelle zusammengeschlossen. Sie sind der Ansicht, dass die Tabaksteuer nicht in «Rappenschrittchen», sondern mutig erhöht werden sollte. Die Oberzolldirektion schlägt einen Aufschlag von nur 10 Rappen vor.

Drohende Tabakepidemie

Für Direktor Richard Müller von der Fachstelle für Alkohol und andere Drogenprobleme (SFA) ist die heutigen Raucherquote besorgniserregend. Mehr als eine Million Menschen und – dramatisch zunehmend – junge Menschen seien nikotinabhängig. Rauchen sei die wichtigste Ursache für einen vorzeitigen Tod.

Die Tabaksucht koste die Gemeinschaft 10 Mrd. Franken pro Jahr, bringe ihr aber mit der Tabaksteuer nur 1,8 Mrd. für die AHV ein, sagte Müller am Dienstag vor den Medien in Bern. Für die Gesundheit falle nichts ab. Gleichzeitig würden jährlich 120 Mio. für Tabakwerbung eingesetzt.

Die heutige Spassgesellschaft der Jugendlichen mit «Instantgenuss» lässt Müller befürchten, dass sich die Schweiz auf der Schwelle zu einer neuen Tabakepidemie befindet. Drastische Massnahmen zur Reduktion der Raucherraten seien darum nötig – über Prävention und über den Preis.

Gesundheit vor Landwirtschaft

Alberto Holly von der Universität Lausanne rechnet damit, dass ein zehnprozentiger Anstieg des Zigarettenpreises einen etwa vierprozentigen Rückgang des Konsums bewirke. Jugendliche, so der Professor, reagierten sensibler auf Preisanstiege als Erwachsene. Wichtiger als das Geschäft der Tabakindustrie sei die Gesundheit.

Für eine massive Erhöhung der Zigarettenpreise plädierte auch Ursula Steiner-König von der Verbindung der Schweizer Ärzte (FMH). «Nur da wo es weh tut, ist der Mensch bereit, etwas zu unternehmen, damit es ihm wieder besser geht». Ein Präventionsfonds von 20 Mio. Franken pro Jahr sollte daher geäufnet werden.

Simonetta Sommaruga, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz, prangerte die hohen Margen der Zigarettenindustrie an. Nicht mehr die 400 Tabakbauern in der Schweiz sollten unterstützt werden, sondern Präventions-Massnahmen gegen die Nikotin-Abhängigkeit.

swissinfo und Agenturen

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