Max Havelaar hält gut mit im Geschäft
Die Basler Fair-Trade-Stiftung konnte 2005 dem Preiskampf im Schweizer Detailhandel trotzen und den Absatz um 5,2% auf 220,8 Mio. Franken steigern.
Mit 30 Franken pro Person und Jahr sind die Schweizerinnen und Schweizer Weltmeister beim Kauf von fair gehandelten Produkten.
Aus der Phase des hohen Wachstums sei die Stiftung Max Havelaar allerdings heraus, sagte Geschäftsführer Martin Rohner am Mittwoch in Zürich. Bei Produkten wie den Max-Havelaar-Bananen gebe es auch eine gewisse Marktsättigung. In den vorhergehenden Jahren war der Umsatz jährlich um etwa ein Drittel gestiegen.
Mit dem Verkauf der Fair-Trade-Produkte wurden im Vergleich zum konventionellen Handel Mehrerlöse von 13,5 Mio. Franken (Vorjahr: 12,6) erzielt.
Die Produzenten in Entwicklungsländern erzielten so durchschnittlich 37% höhere Einnahmen, die ihnen als Prämien und als garantierter Mindestpreis zu Gute kamen.
Bananen leicht rückläufig
Beim grössten Umsatzträger, den Max-Havelaar-Bananen, ging der Umsatz um 1,8% zurück. Allerdings liege der Marktanteil der Bananen aus dem fairen Handel weiter stabil über 50%. Ein Wachstum von 10% verzeichneten dagegen die 2001 lancierten Rosen aus fairem Handel.
Beim Fair-Trade-Kaffee konnte der Umsatz wieder um 5% zulegen. Grösste Anbieter von Max-Havelaar-Produkten bleiben die Grossverteiler Migros und Coop sowie die Claro-Geschäfte, die zusammen über 80% der von Max-Havelaar zertifizierten Produkte vertreiben.
Harzig ist dagegen der 2005 lancierte Handel mit Textilien angelaufen: Vom budgetierten Verkaufsziel konnte nur ein Drittel erreicht werden. Es handle sich um das erste weiterverarbeitete Produkt im Max-Havelaar-Sortiment, sagte Rohner. Entsprechend aufwändig sei es, die Bedingungen bei allen beteiligten Produzenten zu kontrollieren.
Internationales Wachstum
International wächst der faire Handel dagegen weiter rasant: Die 21 nationalen Fair-Trade-Organisationen konnten den Umsatz um über 45% auf 1,1 Mrd. Euro steigern. «Weltmeister» im fairen Handel sind aber weiterhin die Schweizer mit einem Jahresumsatz pro Kopf von rund 30 Franken.
Weltweit waren Ende 2005 rund 510 Betriebe in über 50 Ländern auf faire Produktionsbedingungen hin zertifiziert worden. Damit seien über eine Million Bauern und Arbeiter in das System des fairen Handels eingebunden, sagte Rohner. Zusammen mit ihren Familien könnten rund fünf Millionen Menschen davon profitieren.
Preisdruck hält an
Für 2006 erwartet die Stiftung erneut etwa ein fünfprozentiges Wachstum, wie Rohner sagte: «Der Preisdruck im Detailhandel wird anhalten». Neue Verkaufskanäle sucht Max Havelaar nun vor allem noch in der Gastronomie.
Für das Geschäft mit Textilien aus fairem Handel soll nun mit anderen nationalen Fair-Trade-Organisationen zusammengearbeitet werden, um eine «kritische Masse» zu erreichen. Die Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten nach fair gehandelten Textilien sei gross, gab sich Rohner überzeugt.
swissinfo und Agenturen
Max Havelaar war der Held in einem 1865 erschienenen Roman, der die Unterdrückung der kleinen Bauern in den ehemaligen niederländischen Kolonien in Indonesien anprangerte.
Das Label Max Havelaar wurde 1989 in den Niederlanden gegründet mit dem Ziel, den Existenz sichernden und umweltschonenden Handel mit benachteiligten Produzenten aus der Dritten Welt zu fördern.
1992 gründeten sechs Schweizer Hilfswerke die Schweizer Max-Havelaar-Stiftung: Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, Helvetas und Swissaid.
Heute verkauft Max Havelaar Kaffee, Orangensaft, Blumen, Textilien usw.
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