Mehr Konkurse im Jahr 2002
Die Wirtschaftskrise hat im vergangenen Jahr deutliche Spuren hinterlassen: Die Konkurse in der Schweiz sind um über 8% gestiegen.
Dies ist der höchste Stand seit vier Jahren. Eine Entspannung der Situation im laufenden Jahr scheint unwahrscheinlich.
Erstmals seit fünf Jahren hat die Anzahl der Unternehmens-Konkurse wieder zugenommen. Auch die Privatkonkurse erlebten einen deutlichen Anstieg. Insgesamt wurden 2002 über 8800 Konkurse gezählt, also 8,1% mehr als im Jahr 2001.
Firmen als Opfer der Wirtschaftskrise
Vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur haben vor allem die Firmenkonkurse rasant um 10,8% auf 4002 zugenommen, wie der Schweizerische Verband Creditreform am Mittwoch mitteilte.
Damit sind laut Creditreform in den letzten zehn Jahren über 40’000 Firmen durch Konkurse vernichtet worden. Unter dem Strich bedeute dies, dass jede neunte Firma pleite gegangen sei.
Auch Privatkonkurse angestiegen
Die Privatkonkurse stiegen im vergangenen Jahr um 5,9% auf 4800. Dies ist die höchste Zahl, seitdem das revidierte Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz (SchKG) 1997 in Kraft getreten ist. Die Zunahme dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Schlupflöcher im neuen Gesetz gefunden wurden.
Tessin und Zürich stark betroffen
Den prozentual höchsten Anstieg an Firmenkonkursen musste das Tessin mit 31,9% hinnehmen. In Zürich stiegen sie um 21,5%, in der Nordwestschweiz um 14,2%.
Der Zerfall der Internetbranche habe Zürich als Technologie-Zentrum stärker getroffen.
Bei den Privatkonkursen zeigen sich ebenfalls regionale Unterschiede: Dort liegt Bern mit einem Plus von 12,3% an vorderster Stelle. Besser sieht es im Tessin aus: Die Region ist als einzige mit 2,3% im Minusbereich.
Weniger Neueintragungen
Im Vorjahresvergleich nahmen die neu im Handelsregister eingetragenen Firmen um 1,9% auf 30’964 ab. Im Dezember wurde allerdings ein deutliches Plus von knapp 6,9% Neueintragungen registriert.
Auch bei den Löschungen sticht der Monat Dezember hervor. Sie stiegen um 17,1% auf 2088. Damit wurden im vergangen Jahr insgesamt 22’003 Löschungen verbucht. Das sind 4,4% weniger als im Vorjahr.
Höheres Nettowachstum
Diese Entwicklung zeigt sich auch im Nettowachstum, dem Saldo zwischen Neueintragungen und Löschungen im Handelsregister. Seit dem Rekord von 1997 sank dieser Wert kontinuierlich. Nun kann für das Jahr 2002 wieder eine Zunahme von 5% auf 8961 verzeichnet werden.
Von allen Regionen präsentiert sich beim Nettowachstum die Westschweiz am Besten. Mit 3,2% mehr Neugründungen und 13% weniger Löschungen kann ein hohes Nettowachstum von 88,8% ausgewiesen werden.
Das Schlusslicht mit einem Minus von 23% bildet Zürich. Allerdings ist diese Zahl mit Vorsicht zu geniessen, da sie die Löschung von «Firmenleichen» enthalten.
Solche seit längerem inaktive Firmen werden im Zuge einer Bereinigung aus dem Handelsregister gelöscht, nachdem das die Geschäftsinhaber «vergessen» hatten.
Trübe Aussichten
Auch das laufende Jahr sehe für die Zahl der Konkurse nicht rosig aus, sagte Claude Federer, Creditreform-Verbandssekretär. Er verwies dabei auf die verhaltenen Prognosen zur Konjunktur, auf die schleppende Entwicklung in Deutschland und auf den drohenden Krieg im Irak.
Bei den Firmenkonkursen erwartet Federer im Jahr 2003 eine Zunahme um 5 bis 10%, während die Privatkonkurse um maximal 5% steigen dürften. Die Zahl der Neueintragungen im Handelsregister dürften laut Federer stagnieren.
swissinfo mit Agenturen
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