Mehr Neugelder, aber weniger Gewinn bei der UBS
Die UBS begrüsst die Rückkehr reicher Investoren in ihr Flaggschiff, die Vermögensverwaltung. Der Gewinn ging im dritten Quartal allerdings zurück. Die Schweizer Grossbank gibt sich vorsichtig optimistisch und sieht noch keinen Grund zum Jubeln.
Die UBS ist in diesem Jahr auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesundung, nachdem sie während der Finanzkrise rund 50 Mrd. Franken hatte abschreiben müssen und in den Jahren 2008 und 2009 über 200 Milliarden an Kundengeldern abgeflossen waren.
Die Bankengruppe war im letzten Quartal 2009 in die Gewinnzone zurückgekehrt und blieb seither in den schwarzen Zahlen.
Ein wichtiger Meilenstein dürfte sein, dass vermögende Kunden zum ersten Mal seit Anfang 2008 mehr Geld zur Bank gebracht haben als abgezogen wurde: Die UBS konnte im dritten Quartal netto 1,2 Mrd. an Neugeldern entgegennehmen.
Finanzchef John Cryan spielte diese Errungenschaft allerdings herunter und sagte, die Bank sei noch lange nicht dort, wo sie sein wolle.
«Wir können erst von einem Sieg sprechen, wenn wir eine Reihe von Quartalen mit nachhaltigen und höheren Zuflüssen verbuchen können», erklärte er vor Medien und Finanzanalysten.
Kleiner Gewinn
Der Reingewinn bei der Vermögensverwaltung lag laut Cryan deutlich unter jenem des Vorquartals. Nachdem er im zweiten Quartal noch 2 Milliarden betragen hatte, belief er sich im dritten Quartal auf 1,66 Mrd. Franken.
Schlecht liefen die Geschäfte insbesondere für die UBS-Investmentbank, die in die Verlustzone rutschte: Nach einem Gewinn von 1,3 Mrd. Franken im zweiten Quartal, liegt das Minus im dritten Quartal bei 406 Millionen.
Auf diese enttäuschenden Zahlen reagierte die Börse mit einem Taucher der UBS-Aktie um über 5%. Rainer Skierka, Analyst bei der Bank Sarasin, bezeichnete die Ergebnisse als «wesentlich unter den Erwartungen».
Der Reingewinn der Bank sei infolge einer Steuergutschrift von 825 Mio. Franken geschönt. Denn ohne diese Gutschrift liege der Gewinn lediglich bei 818 Mio. Franken.
Für den schwachen Handel macht die UBS vor allem die Zurückhaltung der Kunden verantwortlich, die in den Sommermonaten wenig Risiken eingehen wollten.
Auch wenn die Konkurrenz, die Credit Suisse, letzte Woche einen ähnlichen Gewinnrückgang bekannt gegeben hatte, liegt die UBS gemäss Einschätzung Skierkas noch immer unter dem Niveau des globalen Marktes.
«Sorge bereitet vor allem das Investment-Banking», sagte er gegenüber swissinfo.ch. «Die Bank muss beweisen, dass sie dieses Problem mittelfristig unter Kontrolle bringt und wieder nachhaltige Gewinne erwirtschaftet.»
Besseres Image
Positiv zu werten ist, dass die UBS ihren Ruf offenbar etwas verbessern konnte. Während der Finanzkrise und infolge von Steuerhinterziehungs-Skandalen, insbesondere in den USA, hatte er schwer gelitten.
Nachdem die UBS den Rechtsstreit mit den USA gelöst hatte, arbeitet die Bank weiterhin an Kostenspar-Programmen und einer Strategie zur Minderung der Risiken. Sie muss ihre Kapitalreserven aufstocken, um den neuen Finanzvorgaben für Banken zu genügen.
Mit einem Einstieg als globaler Partner der Formel 1 signalisierte die UBS zudem im September, sie habe das Schlimmste hinter sich.
Später folgten zwei hängige Steuerabkommen der Schweizer Regierung mit Grossbritannien und Deutschland, welche mithalfen, die Beziehungen mit diesen Ländern zu stabilisieren. Zwei Staaten, die sich gegenüber dem Schweizer Bankgeheimnis sehr kritisch geäussert hatten.
Asien: teuer, aber erfolgreich
Der grösste Zufluss an Geldern kommt zur Zeit aus Asien. Dort baut die UBS ihre Geschäfte weiter aus, um die Probleme aufzufangen, mit denen sie in Europa und den USA zu kämpfen hat.
Die Image-Kampagne und das Formel-1-Sponsoring haben allerdings ihren Preis. «Wir stellen mehr lokale Mitarbeiter in teureren Regionen ein», sagte John Cryan. «Die Personalkosten werden folglich steigen.»
Die UBS ist zwar zuversichtlich, dass sich ihre neue Vermögensverwaltungs-Strategie (von Offshore zu Onshore) auszahlen wird, aber die Grossbank ist noch nicht bereit, die Korken knallen zu lassen.
«Die Arbeit, die wir gemacht haben, um die Lage auf dem Vermögensmarkt zu verbessern, scheint Früchte zu tragen», erklärte Cryan.
«Die Zunahme der Neugelder sind ein Meilenstein auf dem Weg zur Erholung, aber nur ein Meilenstein.»
Während der Subprime-Krise zwischen Ende 2007 und 2009 hat die UBS Verluste von rund 50 Mrd. Dollar eingefahren.
Allein 2008 resultierte ein Rekordverlust von 21 Mrd. Franken.
2008 und 2009 musste die Bank einen Abfluss an Kundengeldern von rund 200 Mrd. Franken hinnehmen.
Das letzte Quartal 2009 erwies sich als Kehrtwende, als die UBS einen Gewinn von 1,2 Mrd. ausweisen konnte. Übers ganze Jahr betrug der Verlust aber immer noch 2,47 Mrd.
Im gleichen Jahr bezahlte die UBS 780 Mio. Dollar an die US-Justiz, um den Steuerstreit zu beenden. Und sie händigte – auf Anordnung der Finanzmarktaufsicht – Daten von 250 Kunden aus, was die Aufhebung des Bankgeheimnisses bedeutete.
2010 ratifizierte das Eidgenössische Parlament einen Staatsvertrag mit den USA, der es der UBS erlaubt, Tausende geheimer Bankkundendaten auszuhändigen, ohne rechtliche Folgen.
Die negativen Auswirkungen auf das Vermögensverwaltungs-Geschäft scheinen inzwischen gestoppt worden zu sein.
Im 3. Quartal 2010 konnte erstmals seit 2 Jahren der Zufluss von Kundeneinlagen den Abfluss übertreffen. Der Bank flossen netto 1,2 Mrd. Franken zu.
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)
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