Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Mikrokredite – Kampf gegen die Armut

Mikrokredite erlauben Frauen Kleinst-Gewerbe und damit die Versorgung der Familie. Keystone

Mikrokredite sind für Entwicklungs-Länder wichtige Wirtschafts-Faktoren. Die UNO und humanitäre Organisationen suchen dafür private Investoren.

2005 ist das «UNO-Jahr des Mikrokredits». Die Schweiz und private Finanz-Dienstleister beteiligen sich mit der Plattform «responsAbility».

Mit wenig Geldeinsatz können tolle Resultate realisiert werden. Ein Beispiel: Mit wenigen hundert Dollar kann eine kleine indische Färberei einen neuen Heizkessel anschaffen.

Durch die Einsparung von Brennstoff und der gleichzeitigen Respektierung der traditionellen Heizmethoden erlaubt dies eine Amortisation in kurzer Zeit.

Weiter erlaubt die neue Technologie eine effizientere und sicherere Produktion und spart erheblich Brennholz, was auch den lokalen Wäldern zugute kommt.

Keine Almosen

«Das ist ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen die Armut», sagt Hansruedi Pfeiffer, Verantwortlicher für den Finanzsektor bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

Mikrokredite ermöglichen also, ohne Almosen zu sein, dem Kreditnehmer die Aufnahme einer handwerklichen, landwirtschaftlichen oder Handelstätigkeit.

Die UNO will 2005 mit dem Jahr des Mikrokredits die Menschen für dieses Thema sensibilisieren. Mikrokredite können von Nichtregierungs-Organisationen (NGO), Banken, Kooperativen und öffentlichen Instituten gewährt werden.

Private Investoren fehlen

«Es gibt vor allem öffentliche Anbieter auf dem Markt, doch es ist wichtig, dass auch Private ins Geschehen eingreifen», sagt Klaus Tischhauser von der Plattform responsAbility. Als Plattform für sozial nachhaltige Investitionen wurde responsAbility 2003 gegründet.

Zu den Gründern gehören die Credit Suisse Group, die Raiffeisen-Banken, die Bank Baumann&Cie, die Alternative Bank und der Privatinvestor Andromeda. Weitere Partner sind die Swiss Re, die DEZA und das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco).

responsAbility arbeitet mit Institutionen zusammen, die der Plattform Zinsen für die übertragenen Investitionen zahlen. Der Investmentfonds von responsAbility will für seine Investitionen eine Jahresrendite von 2,5% erzielen.

Damit bewegt sich responsAbility im Rahmen der ökumenischen Entwicklungshilfe-Gesellschaft Oikocredit, einer der weltweit grössten privaten Geldgeber im Mikrofinanz-Bereich.

Auch bei Klein gilt: Gross ist besser

Von den derzeit auf der Welt rund 10’000 existierenden Mikrofinanz-Betrieben gelten nur 5000 als überlebensfähig. Für Anbieter, welche eine gewisse Grösse (ab 10’000 Kunden) und eine professionelle Geschäftsführung haben, sei das Potenzial aber vorhanden, meint Pfeiffer.

Mikrokredite haben normalerweise eine Spannweite von 50 bis 3000 Dollar. Sie werden bevorzugt an Frauen abgegeben, da sie meist in die Verbesserung der familiären Lebenssituation investieren.

«So ist oft eine deutliche Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und damit der gesundheitlichen Situation zu erwarten», sagt Pierin Vincenz, Geschäftsleitungs-Vorsitzender der Raiffeisen-Gruppe, die vor 150 Jahren aus dem Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe entstanden war,

Die Rückzahlungsfristen sind unterschiedlich, sie hängen auch vom Verwendungszweck ab. Zinssätze, die mehr als 15% betragen, gelten als hoch.

Hohe Zinssätze

«Ein Kredit über 50 Dollar kommt dem Geldgeber gleich teuer zu stehen wie einer über 10’000 Dollar», sagt Tischhauser. Denn unabhängig vom Betrag muss der gleiche Aufwand betrieben werden für die Prüfung des Kreditnehmers und dessen Projekte.

Der Kredit kann die Armen aus der Arbeitslosigkeit herausbringen und für künftiges Einkommen sorgen.

Immer noch haben die Ärmsten Schwierigkeiten, sich Geld zu leihen, obwohl Mikrokredite in Entwicklungsländern eine sehr hohe Rückzahlquote aufweisen.

swissinfo, Etienne Strebel

Rund 1 Mrd. Menschen leben in extremer Armut.
UNO-Ziel: Halbierung der Armut bis 2015.
Das Bedürfnis nach Mikrokrediten wird jährlich auf 50 Mrd. Dollar geschätzt.
90% der Klein- und Kleinstunternehmen haben keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen.

Viele Banken konzentrieren sich darauf, Kredite für grosse wirtschaftliche Projekte zu vergeben.

Zur Bekämpfung von Armut ist es aber viel effektiver, den Menschen in strukturschwachen Gebieten Kredite zur Gründung kleiner wirtschaftlicher Unternehmungen zu gewähren, Mikrokredite eben.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft