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Miracle am Ende

Miracle Software

Die Schweizer Software-Firma Miracle in Langenthal stellt den Betrieb ein. Wie das Unternehmen am Donnerstag (26.10.) mitteilte, gelang es nicht, eine finanzielle Lösung zu finden. Den 318 Mitarbeitern wird per Ende Oktober gekündigt.

Die Credit Suisse First Boston (CSFB) habe die zweite Tranche von 8 Mio. Franken eines im August zugesicherten 23-Mio Franken-Wandeldarlehens nicht ausbezahlt. Dazu komme wegen des schlechten Geschäftsgangs ein hoher Liquidations-Abfluss.

Damit reichten die vorhandenen Reserven nach Miracle-Angaben nicht, den Betrieb über die nächsten Monate fortzuführen. Der Verwaltungsrat fällte deshalb an seiner Sitzung vom Donnerstag den Entscheid, Miracle zu schliessen.

Die Credit Suisse Group (CSG) teilte am mit, dass der Vertrag über das Wandeldarlehen an Bedingungen bezüglich des Geschäftsverlaufs geknüpft worden seien. Diese Bedingungen seien nicht erfüllt worden und die zweite Tranche wurde deshalb nicht ausbezahlt, wie CSG-Sprecher Andreas Hildenbrand erklärte.

Miracle – lange Zeit Börsenliebling – werde in den nächsten Tagen Konkurs anmelden. 318 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten die Kündigung. 252 davon arbeiteten in der Schweiz, 66 im Ausland. Miracle sicherte ihnen Hilfe bei der Stellensuche zu.

Kein Sozialplan

Es existiere zur Zeit kein Sozialplan, ein solcher sei in einer ersten Phase auch nicht vorgesehen, sagte Miracle-Sprecher Peter Fehlmann. Denn es lägen zur Zeit über 100 Stellenangebote von etwa 38 Firmen, insbesondere Softwareunternehmen, aus der ganzen Schweiz vor. Diese fliessen in eine Stellenbörse ein.

Ob überhaupt genügend Mittel für einen Sozialplan vorhanden sind, konnte Fehlmann nicht sagen. Bei Härtefällen werde aber im Einzelfall «Entgegenkommen» gezeigt.

Es laufen laut Fehlmann Bestrebungen, den bisherigen Kunden weiterhin Support bieten zu können. Die Abklärungen dazu seien in vollem Gang.

Vergangene Woche orientierte Miracle über die Absicht, eine Neuausrichtung vorzunehmen und die Hälfte der Arbeitsplätze abzubauen. Voraussetzung dafür sei eine nachhaltige Sicherung der dafür notwendigen Finanzierung.

Wochenlang seien intensiv mögliche strategische und finanzielle Optionen geprüft worden. Keine hätten genügen Sicherheiten geboten, heisst es. Deshalb folgte der Schliessungsentscheid.

Länger in Schieflage

Miracle hatte vergangen Woche auch bekannt gegeben, dass der Geschäftsverlauf im dritten Quartal unbefriedigend ausgefallen sei. Das Unternehmen werde einen über den Erwartungen liegenden Verlust ausweisen. Bereits im ersten Halbjahr 2000 verzeichnete Miracle einen Verlust von 36,1 Mio. Franken.

Zu den roten Halbjahreszahlen teilte das Unternehmen im August mit, deren Hauptgrund sei «eine durch negative Medienberichte ausgelöste Verunsicherung im Kundenmarkt» gewesen.

Börsenhandel eingestellt

Der Handel in den Aktien der Miracle Holding AG am SWX New Market wird am Freitag (27.10.) «bis auf weiteres eingestellt». Dies bestätigte Börsensprecher Leo Hug.

Der Titel hatte am Donnerstag am SWX New Market weitere 6,95 Fr. oder 9,1 Prozent auf 69,05 Franken verloren.

Miracle kam am 25. November 1999 als eine der ersten Gesellschaften an den SWX New Market. Damals betrug der Ausgabepreis 240 Franken, der Höchstkurs lag in der ersten Februarhälfte 2000 bei knapp 1200 Franken.

swissinfo und Agenturen

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