Nach Riesenverlust wieder schwarze Zahlen
Der grösste Schweizer Lebensversicherer Rentenanstalt/Swiss Life scheint wieder auf Kurs: Im ersten Halbjahr 2003 erzielte er einen Gewinn von 66 Mio. Franken.
Damit sind die Prognosen der Analysten deutlich übertroffen worden.
Im gleichen Vorjahreszeitraum hatte die Rentenanstalt/Swiss Life noch einen Verlust von 587 Mio. Fanken hinnehmen müssen. Die Bruttoprämien seien im ersten Halbjahr 2003 um 1,9 Prozent auf 9,943 Mrd. Fanken gestiegen, teilte der Versicherer am Mittwoch in einem Communiqué mit.
Damit hat die Rentenanstalt die Prognosen der Analysten deutlich übertroffen. Diese hatten im Schnitt mit einem Reingewinn von 24 Mio. Franken gerechnet. «Wir haben unsere ambitiösen Ziele erreicht», sagte Konzernleiter Rolf Dörig an einer Telefonkonferenz. Die Resultate zeigten, dass der Versicherer trotz der schwierigen Märkte auf dem richtigen Weg sei.
Operative Verbesserungen
Als Hauptgründe für das höhere Ergebnis nannte Dörig unter anderem die operativen Verbesserungen in allen Geschäftsbereichen und die positive Entwicklung an den Finanzmärkten. Die Volumen hätten sich besser entwickelt als erwartet, und die Risiken seien gesenkt worden. Gleichzeitig wurde das Eigenkapital seit Ende Dezember um 10,8 Prozent auf 4,62 Mrd. Franken gestärkt.
Zudem habe die Rentenanstalt die Kosten substantiell zurückgefahren. Der Betriebsaufwand sei im ersten Semester um 11,9 Prozent auf 1,447 Mrd. Franken gesunken. Kosten von 107 Mio. seien gespart worden. In der Folge mussten im ersten Halbjahr 488 Angestellte ihren Arbeitsplatz räumen, nachdem schon im Vorjahr 724 Jobs gestrichen wurden.
Damit seien bereits Ende Juni bei den Kosten 60 Prozent und beim Stellenabbau 80 Prozent der für Ende 2004 gesteckten Ziele erreicht. Zur Jahreshälfte beschäftigte die Rentenanstalt 10’726 Mitarbeitende.
Finanzresultat gesunken
Allerdings ging das Finanzresultat mit 2,9 Mrd. Franken um 11 Prozent zurück. Wegen der deutlich tieferen Zinsen seien die Dividendenerträge geschmolzen. Zudem hatte der Konzern den Aktienbestand massiv abgebaut, so dass in der Folge die direkten Kapitalerträge sanken.
Während die realisierten und buchmässigen Erträge aus Kapitalanlagen heuer einen Gewinn von 505 Mio. Franken (Vorjahr: -380 Mio.) abwarfen, rutschte das Handelsergebnis mit -279 Mio. Franken in die Verlustzone, nach einem Plus von 820 Mio. Franken im ersten Semester 2002.
Im Vorjahr seien Beteiligungen an der Genfer Warenprüfgesellschaft SGS und im Hedge-Fonds-Bereich verkauft, was das Finanzergebnis aufpoliert habe.
Gotthardbank zum Verkauf
Bei den Verkäufen von Einheiten, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, habe man Fortschritte erzielt, sagte Dörig. So wurde die Schweizerische Treuhand-Gesellschaft (STG) veräussert und für die Einheiten in Grossbritannien und Spanien Lösungen gefunden.
Auf der Verkaufsliste stehen nach wie vor der Versicherer La Suisse und die Banca del Gottardo, obwohl die Bank wieder einen Gewinn von 54 Mio. Franken im ersten Halbjahr abwarf. Bei der La Suisse sei ein Verkauf die einzige Möglichkeit. Alle anderen Lösungen hätten sehr grosse Ausgaben nach sich gezogen, sagte Dörig.
Für das Gesamtjahr 2003 erwartet der Konzernchef einen Gewinn, wenn sich die Marktlage «nicht substantiell» ändert. Bis Ende des nächsten Jahres sollen die Kosten noch einmal um mindestens 515 Mio. Franken heruntergefahren werden. Die ganze Restrukturierung sei 2005, spätestens 2006, abgeschlossen, sagte Dörig.
swissinfo und Agenturen
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