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Nationalbank strafft Geldpolitik

Der Aufschwung ist auf gutem Weg, sagt SNB-Direktor Jean-Pierre Roth. Keystone

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat unerwartet die Leitzinsen ein Viertel-Prozent angehoben. Zum ersten Mal seit vier Jahren.

Diese Korrektur soll nicht als Wende in der Geldpolitik interpretiert werden, sagt die SNB.

SNB-Direktionspräsident Jean-Pierre Roth sagte am Donnerstag vor den Medien in Genf, das Anheben des Zines solle zeigen, dass die Nationalbank Vertrauen in die Robustheit des Konjunktur-Aufschwunges in der Schweiz habe.

Der Zinsschritt sei sehr massvoll und vorsichtig. Er erwarte deswegen auch keine extremen Bewegungen an den internationalen Finanzmärkten.

Die SNB geht von einem Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von knapp zwei Prozent aus.

Ölpreis gefährdet Aufschwung nicht

Hohe Öl-Preise könnten die Preise in der Schweiz unter Druck setzen. Dennoch schätzt der oberste Währungshüter das Inflations-Risiko als moderat ein. Die durchschnittliche Jahresteuerung dürfte gemäss der SNB-Prognose 0,6 Prozent betragen.

«Die höheren Ölpreise werfen einen Schatten über die Aussichten für die Wirtschaft, welche über alles gut sind», sagte Roth. «Wir sind aber nicht der Ansicht, dass der Aufschwung deswegen gefährdet ist.» Er erklärte, Wechselkurs-Effekte hätten die gestiegenen Ölpreise abgefedert.

Expansive Währungspolitik beibehalten

Das Zielband für den so genannten Drei-Monate-Libor wird nach dem Entscheid ab sofort um 25 Basispunkte angehoben und erstreckt sich neu von null bis ein Prozent. Die SNB peilt einen Libor von einem halben Prozent an, ein Viertel Prozentpunkt mehr als bisher.

«Die heutige Korrektur unseres geldpolitischen Kurses sollte nicht als eine Wende zu einer restriktiven Geldpolitik interpretiert werden», sagte Roth.

Die Nationalbank wolle weiterhin den wirtschaftlichen Aufschwung unterstützen und Investitionen in Schweizer Franken attraktiv halten. Sollte der Aufschwung sich wegen unvorhergesehen Ereignissen verzögern oder sollte der Frankenkurs zu markant steigen, würde die SNB wieder reagieren. Roth: «Wir halten uns alle Optionen offen.»

Analysten: Angebrachter Schritt

«Der Schritt war eine Überraschung, wir haben eine Zinserhöhung nicht ewartet», sagt Reto Huenerwadel von der UBS. Der nun erfolgte Zinsschritt ist aber laut Huenerwadel dermassen gering, dass er mehr als Feinabstimmung zu verstehen sei und kaum Auswirkungen auf die Märkte haben werde.

«Sie machen das Richtige», kommentiert Ines Lopes von Goldman Sachs. «Das Wachstum hat zugenommen und die Inflation nimmt zu.»

Lopes erwartet eine weitere Zinserhöhung im selben Masse im kommenden September. «Ich glaube nicht, dass sich die Nationalbank in der jetzigen Situation sehr aggressiv zeigen will.»

Verbände: Kein guter Zeitpunkt

Ökonomen und Wirtschaftsvertreter reagieren hingenen skeptisch auf den SNB-Entscheid. Kritik übte der Wirtschaftsdachverband economiesuisse. Aus konjunktureller Sicht bestehe kein Anlass, dass die Nationalbank ihr «geldpolitisches Bremsmanöver» schon jetzt einleite, sagte Verbandsökonom Rudolf Walser.

Serge Gaillard, Ökonom vom Gewerkschaftsbund (SGB), bezeichnete die Zinserhöhung als riskant. Für die Konjunkturentwicklung sei diese zwar nicht entscheidend, hingegen aber für den Wechselkurs.

Der Franken wertete sich nach bekannt werden der Zinserhöhung leicht auf. Die Aufwertung ist auf den Umstand zurückzuführen, dass höhere Zinsen Franken-Anlagen für Investoren interessanter machen. Ein hoher Schweizer Franken bereitet demgegenüber der Schweizer Exportwirtschaft Kopfschmerzen.

Banken-Bilanzen glänzen wegen Stellenabbau

Am Donnerstag wurde auch die SNB-Banken-Statistik veröffentlicht. Die insgesamt 342 Schweizer-Banken haben nach zwei rückläufigen Jahren im Jahr 2003 wieder deutlich mehr verdient. Die Jahresgewinne nahmen um 8,4 Prozent auf 12,9 Mrd. Franken zu.

Gespart haben die Banken beim Personal: Sie strichen 5410 Vollzeitstellen, 5067 davon im Inland. Zum Jahresende zählten die Banken in der Schweiz inklusive deren Filialen im Ausland 112’915 Vollzeitstellen. Bereits im Vorjahr waren 2740 Stellen abgebaut worden.

34 Banken fuhren Verluste ein, zusammen 108 Mio. Franken. Die 308 restlichen Banken steigerten ihren gemeinsamen Jahresgewinn um genau eine Milliarde.

Insbesondere bei den Kantonal- und Grossbanken sei diese Zunahme aber auf vergleichsweise geringe Abschreibungen und Wertberichtigungen zurückzuführen, schreibt die SNB.

swissinfo und Agenturen

Libor steht für «London Interbank Offered Rate».
Er ist der wichtigste Referenz-Zinssatz im gesamten Geldmarkt.

Die Nationalbank (SNB) hat unerwartet die Zinsen um einen Viertelpunkt angehoben.

Es war die erste Zinserhöhung innerhalb der letzten vier Jahre.

Das Zielband für den Drei-Monats-Libor erstreckt sich neu von null bis ein Prozent.

Die SNB will damit zeigen, dass sie den Aufschwung als robust wertet.

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