Nationalbank strafft Zügel weiter
Die SNB hat zum achten Mal in Folge seit Dezember 2005 den Leitzins um 0,25% angehoben. Der Schritt war von Experten erwartet worden.
In ihrem jüngsten Bericht ortet die SNB Verbesserungspotenzial bei der Risikoanalyse der Grossbanken. Sie seien dermassen dominierend, dass der Finanzplatz mit ihnen stehe und falle.
Mit der allgemein erwarteten Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte stelle die Notenbank sicher, dass die Inflationsaussichten günstig blieben, erklärte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth zum jüngsten Bericht zur Finanzstabilität, den er am Donnerstag vorstellte.
Das für die Geldpolitik massgebliche Zielband für den Dreimonats-Libor liegt neu bei 2,0 bis 3,0%. Die SNB will den Satz im mittleren Bereich des Zielbands halten.
Roth stellte gleichzeitig weitere Zinserhöhungen in den kommenden Monaten in Aussicht. Denn die boomende Wirtschaft und steigende Erdölpreise führten zu einer «leichten Verschlechterung» der Inflationsaussichten.
Richtig…
Der Wirtschaftsdachverband economiesuisse beurteilte den Zinsschritt als richtig. Nachdem die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche mit einer Leitzinserhöhung vorangegangen sie, habe für die Nationalbank mit Rücksicht auf den Schweizer Franken sicher Handlungsbedarf bestanden, sagte economiesuisse-Sprecher Urs Rellstab.
… und fraglich
Für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) dagegen ist die Notwendigkeit der neuen Leitzinserhöhung eher fraglich. Die Nationalbank habe die Teuerung in letzter Zeit eher überschätzt, sagte der SGB-Chefökonom Daniel Lampart.
Dies scheine auch dieses Mal der Fall, zumal beim gegenwärtigen Zinsniveau keine ernsthaften Teuerungsgefahren nachgewiesen werden könnten.
Leicht höhere Teuerung erwartet
Im Bericht äussert sich die SNB auch zu den Aussichten punkto Teuerung und Wachstum. Neu geht die Nationalbank von einer höheren Teuerung aus als bisher.
Sie erwartet eine durchschnittliche Jahresteuerung von 0,8% für 2007 und von 1,5% für 2008. Bei der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im März ging die SNB von Raten von 0,5% für 2007, 1,4% für 2008 und 1,6% für 2009 aus.
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Schweizerische Nationalbank
«Klumpenrisiko» durch Grossbanken
Im ihrem jüngsten Bericht über die Finanzstabilität beurteilt die Notenbank auch das Schweizer Bankensystem, das gute Noten erhält.
Die SNB ortet aber auch Verbesserungspotenzial, vor allem bei den Grossbanken. Diese seien derart dominierend, dass der Finanzplatz mit ihnen stehe und falle.
Schon allein auf Grund ihrer Grösse verfügten die beiden Grossbanken über eine systemische Bedeutung, heisst es. Zudem hielten sie einen hohen Anteil an Fremdmitteln.
Sorgfältigere Risikoanlaysen
Ein Fehler bei der Einschätzung der Risiken der Grossbanken könnte deshalb gravierende Folgen für die Stabilität des gesamten Bankensektors haben. Denn der Risikoappetit der Schweizer Banken auf hohem Niveau sei weiter gestiegen, gerade auch bei den Grossbanken, beobachtete die SNB.
Die zentrale Bedeutung der Grossbanken für die Systemsicherheit des ganzen Finanzplatzes ist diese Woche auch vom Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission, Daniel Zuberbühler, betont worden. Gegen den Zusammenbruch einer Grossbank wäre die Swissair-Pleite ein «Klacks», sagte er.
swissinfo und Agenturen
Der Ausdruck Libor (London interbank offered rate) bezeichnet die Zinssätze, die von der British Bankers Association an jedem Arbeitstag um 11.00 Uhr (Londoner Zeit) fixiert werden.
Der Libor wird häufig als Bezugsgrösse eingesetzt, zum Beispiel bei Hypothekar-Verträgen.
Er bezeichnet auch die Sätze, welche grosse Banken für ungedeckte Geldmarktkredite untereinander verlangen.
Die Schweizerische Nationalbank fixiert jeweils auf drei Monate die Grenzen für Libor-Pendelbewegungen.
Die Banken in der Schweiz blicken auf das zweitbeste Jahr aller Zeiten zurück. Der gesamte Bankensektor hat 2006 Profite von 30 Mrd. Franken erwirtschaftet, 13% mehr als 2005.
In allen Bankenkategorien sind dank der guten Gewinnsituation auch die Eigenmittel gestiegen, wie die Nationalbank (SNB) in ihrem Bericht zur Finanzstabilität schreibt.
Alle Bankenkategorien konnten ihre Gewinne verbessern: Die Grossbanken steigerten den Gewinn um 10% und die Kantonalbanken gar um 20%. Bei den Regionalbanken stiegen die Gewinne um 16%.
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